Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Nicht alles, was nervt, ist strafbar
Die Zahlen erzählen nicht immer die ganze Wahrheit. Das zeigt der Blick auf den Elias-Holl-Platz hinter dem Rathaus. Schaut man alleine auf die Zahl der Straftaten, die von der Polizei dort registriert wird, scheint alles in bester Ordnung zu sein. Zehn Straftaten innerhalb von neun Monaten? Das klingt nach Entwarnung. Und es zeigt auch tatsächlich: Ein schlimmer Hort der Kriminalität ist der Elias-Holl-Platz sicher nicht. Er ist auch keine sogenannte No-goArea, also ein Ort, den man besser gar nicht mehr betreten sollte, und schon gar kein rechtsfreier Raum. In anderen großen Städten würde man ob dieses „Brennpunkts“wohl nur müde lächeln. Selbst vom Königsplatz, wo die Kriminalitätsrate deutlich höher ist, gibt es gute Nachrichten. Der Trend zu mehr Straftaten scheint gestoppt.
Aber: Es müssen nicht unbedingt viele Straftaten passieren, um Anwohnern und Nutzern eines Platzes das Leben zur Hölle zu machen. Ständiger Lärm, Geschrei bis spät in die Nacht, Müll, eine aggressive Stimmung und spätpubertäres Macho-Gehabe – all das ist eine große Belastung für die Anlieger. Und es hat schon gar nichts zu tun mit dem „stillen Ort“, zu dem die Stadt den Elias-Holl-Platz nach der Neugestaltung ausgerufen hat. Deshalb gibt es Handlungsbedarf, den die Stadt nun auch erkannt hat. Zumindest nimmt sich der Oberbürgermeister des Themas persönlich an und hat für kommende Woche zum Bürgergespräch geladen.