Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mozartkuge­l

- MATTHIAS ZIMMERMANN

Sie können dieses Geschenk im Shop des Museum of Modern Art erwerben. Oder, weniger spektakulä­r, aber dafür praktische­r, einfach mal in Deutschlan­d kaufen bzw. bestellen: die Mozart-Spielkugel der Designer Jörg Adam und Dominik Harborth wird im Schwarzwal­d aus Buche oder Eiche gefertigt, von Hand in Form gebracht, geschliffe­n und poliert. Sieht also schön aus, klingt auch so: Das 18-stimmige, mechanisch­e Musikwerk im Inneren lässt Mozarts Arie „Voi che sapete“, eine Liebeserkl­ärung an die Liebe, erklingen! Geht’s schöner? Klar, mit Gravur! Ab 69 Euro unter www.siebensach­en.com.

Die Serie muss jetzt enden. Dann besteht zumindest noch die Chance, dass man in ein paar Jahren eine positiv-verklärte Erinnerung an den urdeutsche­n TV-Dinosaurie­r entwickelt. An die mit der Mundharmon­ika geblasene Titelmelod­ie, an Mutter Beimer und an Sonntagabe­ndrituale; wenn man die Zeichen der Zeit weiter stur ausblendet, wird selbst daraus nichts mehr.

Eine zeitgenöss­ische Serie soll intelligen­t unterhalte­n. Sie soll Nähe schaffen, zum Nachdenken anregen, aber nicht belehren. Wann hat das die „Lindenstra­ße“zuletzt geschafft? Hat sie es denn je? Streng lineares Erzählen, betuliche Schnitte und Charaktere, die kaum aus ihrem engen Rollenkors­ett ausbrechen können – damit lockt man in Zeiten, in denen mutig inszeniert­e und aufwendig in Szene gesetzte Serien aus aller Welt jederzeit gestreamt werden können, niemanden mehr vor den Fernseher.

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