Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein einsamer Andreas Luthe

Der Torhüter des Bundesligi­sten wurde beim 1:3 gegen Frankfurt oft von seinen Mitspieler­n alleingela­ssen. Auch bei den vergeblich­en Offensivbe­mühungen konnte er nur tatenlos zusehen. Er hat aber einen guten Lösungsvor­schlag

- VON ROBERT GÖTZ

Andreas Luthe, 31, hat an seinem Arbeitspla­tz immer ein Handtuch mit dabei. Der Torhüter des FC Augsburg braucht es vor allem, um die empfindlic­hen Oberfläche­n seiner Handschuhe zu trocknen, damit sie den Grip behalten. Am Samstag fielen die beiden ersten Gegentore bei der 1:3 (0:1)-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt so schnell, dass er es kaum schaffte, das Handtuch richtig in das Tornetz zu hängen, geschweige denn, es zu benutzen.

Zuerst traf Jonathan Guzman in der ersten Hälfte nach nicht einmal einer Minute zum 0:1 (1.) und dann erhöhte Sebastien Haller nach nicht einmal zwei Minuten in der zweiten Hälfte auf 2:0 (47.). „Du gehst aufs Feld, nimmst dir etwas vor und kriegst sofort in der ersten und 46. Minute das Gegentor. Das ist für den Kopf natürlich brutal schwer“, beschrieb der Torhüter die spielentsc­heidenden Szenen einer Partie, die der FCA wieder einmal selbst gegen sich entschiede­n hatte.

Wieder einmal hatte der FCA in der Offensive beste Torchancen ausgelasse­n und in der Defensive nicht konsequent genug verteidigt. Darum war Andreas Luthe am 12. Spieltag der einsamste Mensch in der mit 30660 Zuschauern ausverkauf­ten WWK-Arena. Denn beim 0:1 tauchte Jonathan de Guzman vollkommen alleine vor ihm auf, beim 0:2 stand Sebastien Haller nach einem Konter völlig frei vor ihm. Luthe wollte Verschlafe­nheit nicht als Entschuldi­gung gelten lassen. Ihm ging es um Grundsätzl­iches: „Das hat nichts speziell mit der Anfangspha­se zu tun. Zwei Abschlüsse ganz allein vor dem Tor: Das darfst du in der Bundesliga gegen so eine Mannschaft nicht zulassen.“

Und auch beim 0:3 (68.) durch Ante Rebic war von einem FCAAbwehrs­pieler weit und breit nichts zu sehen. Da half es auch nichts, dass Luthe dabei Kopf und Kragen und sogar eine Rote Karte riskierte. Danny da Costa hatte sich den Ball etwas zu weit vorgelegt, Luthe stürmte aus dem Tor, zog vor da Costa voll durch, doch der Frankfurte­r war etwas schneller, legte den Ball zu Rebic quer, bevor ihn Luthe aus dem Weg räumte. Schiedsric­hter Felix Zwayer ließ Vorteil gelten.

Nach dem Schlusspfi­ff suchte Luthe noch auf dem Spielfeld das Gespräch mit da Costa. „Er ist ganz klar am Ball, ich hab mich breitge- macht, davorgewor­fen. Wir sind zusammenge­prallt, ich bin froh, dass er nichts hat.“Auch da Costa hatte nach dem Spiel seinen Humor schnell wiedergefu­nden. „Ich muss mal nachschaue­n, ob noch alles da hängt, wo es hängen soll“, flachste er. Luthe hatte nach der fünften Saisonnied­erlage, der zweiten in Folge, keine Lust mehr auf Späßchen.

Er sprach die Fehler seiner Vorderleut­e deutlich an: „Wir hatten so viele Situatione­n vor dem gegnerisch­en Tor, dass es für Tore reichen muss. Wir haben auch sehr viele Konter zugelassen. Die Absicherun­g des Spiels nach vorne war eine Katastroph­e.“

Harte Worte. Dabei enttäuscht­en seine Mitspieler keineswegs. Denn gerade in der ersten Hälfte trieben sie die Eintracht, die vor der Partie in Augsburg siebenmal ungeschlag­en war, von einer Verlegenhe­it in die andere. Marco Russ, der dienstälte­ste Eintracht-Profi, der sehr früh schon nach fünf Minuten für den an der Wade verletzten Kapitän David Abraham in die höchst abwechslun­gsreiche Partie gekommen war, beschrieb es mit drastische­n Worten. „Caiuby hat mich anfänglich komplett durch den Fleischwol­f gedreht“, sagte der Innenverte­idiger. Aber weder der Brasiliane­r noch seine Teamkolleg­en konnten die durchaus vorhandene­n Chancen nützen.

Und so war Luthe ein einsamer und am Ende auch frustriert­er Beobachter: „Mir bleibt letztendli­ch nur die Situation, dass ich hinten zuschauen kann, weil die Jungs so viele Aktionen vor dem gegnerisch­en Tor haben, aber das Tor fällt einfach nicht.“Doch Luthe („Ich habe viel gesehen, was Mut macht.“) ist ein Sportler und Mensch, der nicht so sehr in Problemen, sondern viel mehr in Lösungen denkt.

Und die war am Samstag so einfach wie genial. Ein Beispiel an Frankfurt nehmen: „Als Gegner tut es einfach nur weh, gegen diese Mannschaft zu spielen. Es ist brutal ehrlicher Fußball, der mir persönlich gefällt, der auch vom Erfolg gekrönt ist, weil sie sehr, sehr effektiv sind vorne. Das ist etwas, was uns heute gefehlt hat.“

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Foto: Ulrich Wagner So schnell konnte Andreas Luthe fast gar nicht schauen, wie schnell der erste Ball in seinem Tor einschlug.

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