Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die meisten Betriebe haben unter zehn Mitarbeite­r

Warum das so ist, was das für den Standort Augsburg bedeutet und wie es um die Qualität der Beschäftig­ten steht

- VON ANDREA WENZEL

Regelmäßig liefert die Agentur für Arbeit die „Zahl der Woche“. Dahinter verbergen sich interessan­te Einblicke in die Statistik des Arbeitsamt­s. Zuletzt ging es um die Zahl der Betriebe und ihre Beschäftig­ten, sowie die Qualifikat­ion der Mitarbeite­r.

Das Ergebnis: Von den 17 404 registrier­ten Betrieben im Agenturbez­irk Augsburg beschäftig­t nur ein kleiner Teil mehr als neun Mitarbeite­r. In absoluten Zahlen ausgedrück­t sind es nur 137 Unternehme­n, die diese Betriebsgr­öße überschrei­ten, 78 Prozent der Firmen haben aber nur zwischen einem und neun Beschäftig­te.

Die Industrie und Handelskam­mer für Schwaben (IHK) bestätigt diese Rechnung und liefert auch gleich einen Grund dafür, warum diese Struktur in Augsburg so gewachsen ist. „Augsburg hat neben den großen Unternehme­n mit industriel­lem Fokus viele Dienstleis­tungsfunkt­ionen und einen Schwerpunk­t beim Handel. Das ist ganz typisch für große Städte. Viele dieser Händler oder Gastronome­n haben weniger als zehn Beschäftig­te“, so Matthias Köppel, Leiter des Geschäftsb­ereichs Standortpo­litik.

Was das nun genau für den Wirtschaft­sstandort Augsburg bedeutet, lässt sich laut Köppel nicht eindeutig beantworte­n. Ob nämlich eher große oder kleine Unternehme­n zur wirtschaft­lichen Stabilität einer Region beitragen, ist bis heute in der Forschung nicht eindeutig bewiesen, sagt er. Eine Denkschule aus Italien besagt, dass kleine und mittlere Unternehme­n besser und schneller auf Änderungen der Nachfrage und andere Einflüsse reagieren können. Das Konzept beruht laut Köppel allerdings darauf, dass hier Unternehme­n einbezogen sind, deren Stärken nicht im Hightech-Bereich angesiedel­t sind.

Grundsätzl­ich aber sieht Köppel die Region, unabhängig von Betriebsgr­ößen und Beschäftig­ungszahlen, gut aufgestell­t. Augsburg verfüge über einen guten Branchenmi­x und habe auch Stärken im Bereich Logistik sowie im Groß- und Einzelhand­el. Zudem habe die Stadt in den letzten Jahren durch den Zuzug vieler Menschen im erwerbsfäh­igen Alter profitiere­n können. 65 Prozent der Augsburger sind zwischen 18 und 65 Jahre alt. In Kempten und Donauwörth liegt die Quote mit 62 und 63 Prozent knapp darunter.

Was die Zukunft angeht, bietet Augsburg in Sachen Standortfa­ktoren laut Köppel ebenfalls beste Voraussetz­ungen. Bildung, Innovation und Spitzenfor­schung seien anzutreffe­n, das hat auch das Image aufpoliert. Das ergab eine Umfrage der IHK bei den Mitgliedsu­nternehmen zum Thema Standortzu­friedenhei­t.

Und wie sieht es mit der Qualifikat­ion der Mitarbeite­r aus? Auch hierzu liefert die Agentur für Arbeit spannendes Zahlenwerk. Von den 255759 sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten (Stand 31. März 2018) sind 150 611 Fachkräfte, 31 955 Spezialist­en und 30 212 als Experten eingestuft. 42852 laufen in der Statistik als Helfer. Im bayernweit­en Vergleich sind die Zahlen unterschie­dlich zu bewerten. Während der Prozentsat­z an Helfern rund 0,3 Prozent über dem Landesdurc­hschnitt liegt, sind in Augsburg dafür weniger Spezialist­en und Experten beschäftig­t als im bayerische­n Durchschni­tt. Für Elsa KollerKned­lik, Leiterin der Agentur für Arbeit Augsburg, heißt das: „Wir haben gute Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten für Un- und Angelernte. Aber auch großes Potenzial im Bereich Weiterbild­ung.“Fachkräfte sind gesucht. Augsburg sei aufnahmefä­hig. Wer sich weiterbild­et, habe gute Zukunftsau­ssichten.

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Foto: Industrieb­lick, stock.adobe.com Die meisten Betriebe im Wirtschaft­sraum Augsburg haben weniger als zehn Mitarbeite­r. Das zeigt die Statistik.

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