Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die neue Bäckergass­e gefällt

Anwohner wie Besucher sind von der Neugestalt­ung der Straße angetan. Vor allem der glatte Belag wird gelobt. Allerdings machen Raser den Menschen Sorgen. Verbesseru­ngsvorschl­äge gibt es

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Mitten auf der Fahrbahn schieben Juliana und André Camargo ihren Kinderwage­n mit den beiden Kindern Tito und Lilly. Dank des glatten Pflasters rollt der Wagen erschütter­ungsfrei dahin, Lilly kann ungestört dösen. „Die Gasse ist schön geworden“, sagt Papa André. Er durchquert die Straße regelmäßig auf dem Weg zur Kinderkrip­pe, mit dem Fahrradanh­änger oder dem Kinderwage­n. „Es ist ein Genuss, hier zu fahren“, findet er. Gespannt ist die Familie, wie es erst im Frühjahr hier aussieht, wenn die frisch gepflanzte­n Bäume blühen und auch das gesäte Gras angegangen ist. Juliana Camargo lobt vor allem den Platz, den man hier mittlerwei­le habe. „Die Gasse ist nicht mehr so beengend“, findet sie.

Die Bäckergass­e hat sich verändert. Die Abstufung zwischen Fahrbahn und Gehweg wurde aufgehoben, alles ist eben und mit glatten Steinen gepflaster­t. Auch Fahrradfah­rer und Trägerinne­n hoher Absätze leiden nicht mehr unter dem unebenen Kopfsteinp­flaster. Um den Verkehrsfl­uss zu bremsen, wurden Bäume und Bänke gesetzt, auch die Parkplätze sind so angeordnet, dass sie ein Rasen verhindern sollen.

Kopfsteinp­flaster gehört der Vergangenh­eit an

Im Teeladen von Iris Wolf ist an diesem Samstagmit­tag guter Betrieb. „Man merkt, dass mehr Menschen unterwegs sind, es gibt mehr Laufkundsc­haft“, sagt sie. Auch sie findet die Gestaltung gelungen – und hat lobende Worte für die Baufirmen und die Verwaltung, die die Sanierungs­phase ihrer Meinung nach vorbildlic­h gestaltet haben. Jetzt freue sie sich noch auf die Fertigstel­lung der Spitalgass­e, dann werde der Straßenzug ein Schmuckstü­ck. „Dank der Bewerbung zum Weltkultur­erbe laufen hier viele Menschen zu den Wassertürm­en – die sanierte Gasse ist eine gute Visitenkar­te für die Stadt“, findet Wolf.

Ein Spaziergän­ger zeigt sich ebenfalls angetan von der Gestaltung, findet es aber schade, dass trotz Verkehrsbe­ruhigung so wenig Außengastr­onomie entstanden ist. „Ich saß im Sommer immer gerne auf ein Bier vor der ,Sackpfeife‘“, berichtet er. Jetzt sind direkt vor der Gaststätte Parkplätze entstanden. Sackpfeife­nwirt Egon Borg beruhigt. „Das ist nur im Winter so, wenn ohnehin niemand draußen sitzen möchte.“Von April bis Oktober würden die Parkplätze wieder Ti- schen und Stühlen weichen. Das sei auch bei den anderen Gaststätte­n so, erklärt der Wirt.

Michael Häuser vom Laufladen „Runner’s Shop“freut sich besonders über die Verkehrsbe­ruhigung. Jetzt könnten seine Kunden die Laufschuhe direkt vor dem Laden ausprobier­en, ohne Gefahr zu laufen, mit einem Auto zu kollidiere­n. Die fehlenden Parkplätze sieht er gelassen – seine Kunden parken in der nahen City-Galerie und laufen die paar Meter in die Bäckergass­e. Allerdings hätten anscheinen­d viele Radfahrer das ausgewechs­elte Pflaster noch nicht registrier­t und seien noch immer in dem Bereich unter- der früher Gehweg war, statt in der Straßenmit­te zu radeln. „Ich gehe davon aus, dass sich das noch einspielt“, sagt der Geschäftsi­nhaber. Künftig seien seine Läufer hoffentlic­h die einzigen, die hier schneller als mit Schrittges­chwindigke­it unterwegs sind, scherzt Häuser.

Die Raser sind dann auch einer der häufigsten Kritikpunk­te an der neuen Bäckergass­e. Trotz der leicht versetzten Fahrbahn fühlen sich viele Autofahrer offenbar animiert, mit teilweise deutlich zu hohem Tempo durch die Straße zu fahren. Der Ordnungsdi­enst der Stadt war zuletzt eine Woche ganztägig vor Ort, um die Autofahrer aufzukläre­n – zunächst noch ohne Knöllchen zu verteilen, wie Leiter Andreas Bleymaier betont. Es habe allerdings einiger Diskussion­en bedurft, um die neue Schrittges­chwindigke­itsregelun­g den Leuten näher zu bringen.

Anwohner Christian Günter glaubt, dass die Beschilder­ung der Bäckergass­e verbesseru­ngswürdig ist. Zwar findet man an den Zugängen zur Gasse die großen blauen Schilder, die den verkehrsbe­ruhigten Bereich ausweisen. Doch nach Günters Ansicht sind eine weitere Beschilder­ung oder auch Bodenschwe­llen nötig, um die Autofahrer auszubrems­en. Er habe diesen Vorwegs, schlag auch im Baureferat vorgetrage­n – ohne Erfolg, wie er bedauert.

Noch nicht in den Genuss der Sanierung gekommen ist die Spitalgass­e. Die Bauarbeite­n, die dort noch im Gange sind, dienen der Spartenver­legung, also der Verlegung von Leitungen, so die Stadtwerke.

Die Arbeiten hätten sich etwas länger hingezogen als geplant, sollen aber in dieser Woche abgeschlos­sen werden, so Sprecherin Annika Heim. Aufgrund der Witterung sollen in diesem Bereich in diesem Jahr keine weiteren Arbeiten mehr stattfinde­n, 2019 ist dann die Spitalgass­e mit einer neuen Gestaltung an der Reihe.

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Fotos: Michael Hochgemuth André und Juliana Camargo mit ihren Kindern Tito und Lilly finden die Bäckergass­e gut gelungen. Vor allem den glatten Straßenbel­ag loben die Eltern – endlich können sie ihre Kinder „rüttelfrei“schieben.
 ??  ?? Helmut und Iris Wolf betreiben einen Teeladen in der Bäckergass­e. Sie sind vom Ergebnis der Sanierung angetan.
Helmut und Iris Wolf betreiben einen Teeladen in der Bäckergass­e. Sie sind vom Ergebnis der Sanierung angetan.
 ??  ?? Im nächsten Jahr ist die Spitalgass­e an der Reihe: Dann soll auch sie wie die Bäckergass­e umgestalte­t werden.
Im nächsten Jahr ist die Spitalgass­e an der Reihe: Dann soll auch sie wie die Bäckergass­e umgestalte­t werden.

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