Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Vom 365-Euro-Ticket bis zum Schwimmkurs
Die Stadt Gersthofen will im kommenden Jahr ihren Bürgern vom Reichtum direkt etwas zukommen lassen. Das geht ganz schön ins Geld
Gersthofen Rekordeinnahmen bei der Gewerbesteuer spülen wieder viel Geld in die Kasse der Stadt Gersthofen. Kämmerer Manfred Eding rechnet damit, dass auch im neuen Jahr der Reichtum der nördlichen Augsburger Nachbarstadt nicht schwinden wird. Damit man sich trotz großer Bauprojekte noch was leisten kann, hat die Stadträte bei den Etatberatungen für das Jahr 2019 einige „Zuckerl“für die Bürger zu beschließen.
So will die Stadt im kommenden Jahr den Bürgern mehr bieten:
● Krippengebühren Gersthofen war viele Jahre lang einer der Spitzenreiter im Augsburger Land, was die Krippengebühren betrifft. Das soll sich nun aber ändern. Ab 1. Januar sollen die Gebühren um 24 Prozent sinken. Bisher werden die Eltern zum Beispiel für eine Betreuung von ein bis zwei Stunden mit 136 Euro (Neusäß 105,60 Euro) zur Kasse gebeten. Künftig sind es 103 Euro. Für fünf bis sechs Stunden sinken die Gebühren von 217 Euro (Neusäß 158 Euro) auf die von SPD/Grünen beantragten 165 Euro. Bei neun bis zehn Stunden werden ab Januar 199 statt bisher 262 Euro fällig (Neusäß 211). Dazwischen gibt es weitere Staffelungen. Die Kosten für diese Gebührensenkung betragen laut Bürgermeister Michael Wörle rund 74 000 Euro. Doch damit ist die Stadt im Landkreis bei den Krippengebühren immer noch nicht die billigste Kommune, sondern bewegt sich im Mittelfeld.
● 365-Euro-Abo Ab September 2019 soll für Gersthofer, die nur in der AVV-Tarifzone 1 – also dem Gersthofer Stadtgebiet – unterwegs sind, das monatliche Abo 20 Euro kosten, für Zone 10 und 20 – also inklusive Augsburg – werden monatlich 30 Euro verlangt. Das entspricht in etwa dem vom Freistaat Bayern beschlossenen 365-Euro-Ticket. Im September 2018 hatten nach Angaben von Bürgermeister Michael Wörle insgesamt 1169 Gersthofer ein Abo, davon circa 350 Schüler. Erst muss die Stadt allerdings noch mit den Verkehrsbetrieben verhandeln. Doch ab September 2019 sollen die neuen Gebühren greifen. Den Mehraufwand beziffert Kämmerer Manfred Eding auf 60000 Euro für kommendes Jahr. Da damit zu rechnen sei, dass dieses Angebot künftig mehr Nutzer in den ÖPNV locken werde, geht Wörle letztendlich von jährlichen Zusatzkosten für die Stadt in Höhe von 180 000 Euro aus. Er betont: Symbolfoto: Bernhard Weizenegger „Sobald das vom Freistaat beschlossene 365-Euro-Ticket kommt, fällt unser Zuschuss wieder weg.“
● Glasfaser Jeder Haushalt in Gersthofen und seinen Stadtteilen soll künftig einen Glasfaseranschluss für schnelle Datenübertragung bekommen. Bereits im Juli hat der Stadtrat beschlossen, dass im Zuge des Breitbandförderprogramms drei Millionen Euro für den Netzausbau zur Verfügung gestellt werden. Für 2019/2020 wurde jetzt insgesamt eine Million Euro für Planungsmittel und Ausbaukosten eingestellt.
● Sport Derzeit geklärt werden soll noch, ob in der Turnhalle der neuen Anna-Pröll-Mittelschule oder in der Halle des geplanten Neubaus des Paul-Klee-Gymnasiums eine turniertaugliche Zuschauertribüne eingebaut wird. „Weil noch nicht feststeht wo, sind allerdings noch keine Kosten dafür in den Haushalt aufgenommen – zumal ja der Gymnasiumsneubeu vom Landkreis nicht im kommenden Jahr begonnen wird“, sagt der Stadtkämmerer. Bei Vorgesprächen über eine Tribüne beim Gymnasium, die nicht zum von der Regierung genehmigten Raumplan gehört und daher von der Stadt Gersthofen selbst finanziert werden müsste, kam man auf rund 1,35 Millionen kosten. „Wenn wir die Tribüne für die Hälfte der Ausgaben in der bestehenden Mittelschulhalle realisieren können, werden wir das tun“, betont Bürgermeister Michael Wörle.
● Schwimmen Derzeit gibt es drei Schwimmkurse für jeweils zehn Schüler im Januar und Oktober. Für das jeweils zehn Stunden umfassende Angebot müssen die Teilnehmer 70 Euro bezahlen. Die Stadtwerke nehmen so jedes Jahr 6300 Euro ein. Für zusätzliche kostenlose Schwimmkurse wurden jetzt 5000 Euro in den Stadtwerke-Wirtschaftsplan 2019 aufgenommen.
Noch eine Zeit lang gedulden müssen sich die Gersthofer. Denn ein beantragter Tarif für Einheimische in den städtischen Bädern sowie ein Kurztarif auch an Vormittagen sollen erst eingeführt werden, wenn dort die Länge der Besuche über ein neues Ticketsystem erfasst werden können. Dieses kommt allerdings erst mit der Sanierung der Bäder – und diese beginnt voraussichtlich erst 2020.
● Gesundheit Für das Stadtgebiet und die Stadtteile sollen fünf Defibrillatoren angeschafft werden. Kostenpunkt 8000 Euro. Weitere Anträge, wie eine Ausweitung der Busverbindungen im Stadtgebiet, sollen erst mit dem zurzeit entstehenden Mobilitätskonzept geklärt werden. „Dann gehen sie durch die Ausschüsse. Bevor hier konkrete Beschlüsse vorliegen, sind sie nicht haushaltsrelevant“, erklärt Kämmerer Manfred Eding gegenüber unserer Zeitung.