Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Von wegen typisch Mutter, typisch Vater!

Die Sozialpäda­gogen Doris Zahn und Kurt Nießner erklären: Es geht um die Teamarbeit in der Familie und die Akzeptanz unterschie­dlicher Zugänge und Stile

- VON STEFFI BRAND

Landkreis Augsburg Maike hat mit Ehemann Torsten zwei Kinder: Sohn Luca ist fünf, Tochter Leni ist zwei. Um die Betreuung der Kinder zu gewährleis­ten, ist Maike zuhause und hat noch nicht wieder begonnen, in ihrem Beruf als Arzthelfer­in zu arbeiten. Tagsüber kümmert sie sich um die Kinder. Wenn Leni in den Kindergart­en kommt, möchte auch Maike wieder arbeiten. Papa Torsten verbringt vor allem an den Wochenende­n viel Zeit mit seinen Kindern. Dann zeigt sich in der Familie vor allem diese Rollenauft­eilung: Mit Papa Torsten dürfen die Kids auch ruhig mal sehr mutig werden, während Mama Maike eher vorsichtig mit den Herausford­erungen umgeht, die sie ihren Kindern zumutet.

Ob dieses Verständni­s von Erziehung in einer Familie noch heute ist oder ob der Klischee-Anteil in diesem Beispiel überwiegt, das wagen Doris Zahn und Kurt Nießner, Diplom-Sozialpäda­gogen von der St. Gregor Kinder-, Jugendund Familienhi­lfe, nicht zu entscheide­n, denn die Intention in ihrer Veranstal- tung über die Rollen von Vätern und Müttern ist eine andere.

„Es geht nicht darum, auf Rollen festgelegt zu werden“, erklärt Kurt Nießner und ergänzt: „Es geht darum, zu verstehen, dass Mütter sowie Väter in ihrer ganz eigenen Verschiede­nheit wichtig sind.“Geschlecht­eruntersch­iede seien vorhanden und wertvoll.

Diese gilt es anzuerkenn­en und abzuwerten. Beide Pole – der beschützen­de, fürsorglic­he Part und auch das explorativ­e Ausprobier­en – sind in der Kindererzi­ehung wichtig und machen Elternscha­ft auch zu einem großen Stück aus. „Wir sind ein Team“, sollte das Gefühl sein, das bei den Kindern ankommt, erklärt Doris Zahn. Unabhängig davon, wer welchen Part übernimmt.

Um diesen wichtigen Teil der Erziehungs­arbeit gemeinsam bestreiten zu können, sei es wichtig, die gleiche Linie zu haben, so die Sozialpäda­gogin, und das bedeute: „Eltern müssen im Gespräch bleiben.“Zwar herrsche oft Konsens über die Werte, die vermittelt werden sollen, doch das „Wie“bleibe häufig unvorherrs­chend ausgesproc­hen. Praxisbeis­piele dafür gibt es zuhauf. Meist werden dabei unterschie­dliche Toleranzsc­hwellen der Eltern deutlich. Ein Beispiel: Wird die Aufforderu­ng der Eltern, den Tisch abzuräumen, hartnäckig ignoriert, gibt es zweierlei Reaktionen darauf. So kann ein Elternteil das schmutzige Geschirr auf dem Tisch besser aushalten, während das andere vielleicht dazu tendiert, den Tisch selber abzuräumen. An diesem Beispiel aus dem Familienal­ltag zeigt sich auch: „Es geht immer darum, eine gute Mischung zu finden“, erklärt Kurt Nießner.

Die Abkehr vom Konkurrenz­denken zwischen Müttern und Vätern sollte einem gemeinsame­n Weg weichen, auf dem die Unterschie­dlichkeit von Müttern und Väter auf ganz natürliche Art und Weise dazu gehört. Das wünschen sich die Sozialpäda­gogen, in ihrem Vortrag vernicht mitteln zu können. Und damit legen sie auch den Grundstein für ein ganz neues Rollenvers­tändnis fernab von der strengen Aufteilung in die Mutterund Vaterrolle, hin zu dem Bewusstsei­n, dass unterschie­dliche Zugänge und Stile sich ergänzen können und sollen.

 ?? Symbolfoto: YakobchukO­lena, stock.adobe.com ?? Mit Papa darf’s auch mal wilder werden. Die Unterschie­dlichkeit von Müttern und Vätern in der Kindererzi­ehung ist wertvoll, sagen Doris Zahn und Kurt Nießner in ihrem Vortrag am heutigen Montag in Meitingen.
Symbolfoto: YakobchukO­lena, stock.adobe.com Mit Papa darf’s auch mal wilder werden. Die Unterschie­dlichkeit von Müttern und Vätern in der Kindererzi­ehung ist wertvoll, sagen Doris Zahn und Kurt Nießner in ihrem Vortrag am heutigen Montag in Meitingen.
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Doris Zahn
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Kurt Nießner

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