Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wenn der Dschungel ruft
Der erste Politiker in der RTL-Ekel-Show?
Augsburg Ja, dieser Mann schrieb an einem Stück Weltgeschichte mit. Nicht an vorderster Stelle, aber immerhin als Verhandlungsführer der abzuwickelnden DDR am Vertrag zur deutschen Einheit. Damals, zu Beginn der 90er Jahre, war Günther Krause ein „Promi“. Sein Gegenüber hieß übrigens Wolfgang Schäuble. Einer der Unterschiede der beiden Ost-West-Unterhändler: Schäuble ist heute noch ein Politiker der ersten Reihe, der inzwischen 65 Jahre alte Krause womöglich ein Fall für den RTL-Dschungel – alljährliches Sammelbecken nach medialer Präsenz lechzender Ex- oder Pseudopromis, die sich in der Abgeschiedenheit Australiens bei Ekel-Spielchen begaffen lassen. Natürlich gibt es dafür noch keine Bestätigung, von Krause sogar ein Dementi. Aber es gehört zum Wesen des „Dschungelcamps“, dass im Vorfeld spekuliert werden darf, wer dort einzieht. Das heizt die Vorfreude an, erhöht die Quoten. Die Bild-Zeitung glaubt zu wissen, dass Krause einen Vorvertrag unterschrieben habe. Er wäre der erste Politiker im Camp. Ein RTL-Sprecher sagte vieldeutig: „Wir schließen generell keine Berufsgruppe aus.“
Krause war es übrigens auch, der sich einst beklagte, dass sein an Affären und gerichtlichen Auseinandersetzungen reiches Privatleben in Börgerende an der Ostsee durch die Medien gezerrt wird. Sein Abschied als Verkehrsminister erfolgte jedenfalls nicht freiwillig. Den umstrittenen Verkauf ostdeutscher Autobahnraststätten, Immobilienschiebereien und die zu 70 Prozent vom Arbeitsamt bezahlte Putzfrau warf man ihm vor. Aber gestolpert ist er über eine private Umzugsrechnung über 6390 D-Mark, die er sich vom Staat erstatten ließ. Der Flug in den australischen Dschungel dürfte teurer werden, falls Krause dabei ist.