Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kaum einer hört zu
Etliche britische Abgeordnete spekulieren darauf, mit der Ablehnung des Brexit-Deals im Unterhaus entweder eine erneute Volksabstimmung zu erzwingen oder aber ein besseres Abkommen mit Brüssel zu erzielen. Dabei hat die EU klargemacht, dass der auf dem Tisch liegende, hart erkämpfte Kompromiss der bestmögliche und vor allem, dass er final ist. Nur hört im Königreich wieder einmal niemand zu. Es ist bemerkenswert, wie viele Briten meinen, sie hätten etwas Besseres verdient als diesen Deal – ohne zu definieren, welche Alternative möglich wäre, die auch die irische Grenzfrage berücksichtigt. Selbstkritik ist ohnehin nicht zu vernehmen.
Es wäre unverantwortlich von den proeuropäischen Parlamentariern, mit der Ablehnung des Deals im Parlament auf ein zweites Referendum zu spekulieren und dann auf einen Verbleib des Landes in der Gemeinschaft zu hoffen. Die Konsequenzen könnten fatal ausfallen. Ohne Zweifel würde sich ein Teil der Bevölkerung zu Recht betrogen fühlen und die Rechtspopulisten bekämen wieder Zulauf, manche Beobachter fürchten Unruhen. Hinzu kommt, dass Großbritannien nach jahrelangen hitzigen Debatten um die EU ein noch weit unbequemerer Partner in Brüssel wäre.