Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Silberdistel macht Bayernfan froh
Rudi Tausend und seine Red-White Glammhogga bereiten seit vielen Jahren Kindern in der Krebsstation eine Freude. Dafür zeichnet unsere Zeitung sie aus
Gablingen Ein Fanklub fährt zu Fußballspielen und jubelt „seinem“Verein zu? Das ist dem Ehrenpräsidenten des FC-Bayern-Fanklubs Red-White-Glammhogga in Gablingen zu wenig. Seit der Vereinsgründung engagiert sich Rudi Tausend, 71, mit seinem Sohn Manuel, 38, und den rund 500 Mitgliedern für die Kinderkrebsstation im Klinikum Augsburg und ihre Patienten. Als Anerkennung für sein besonderes gesellschaftliches Engagement überreichte ihm der Leiter der AZRedaktion Augsburger Land, Christoph Frey, die Silberdistel unserer Zeitung.
Rudi Tausend ist, seit er denken kann, ein Fan des FC Bayern. Mit 17 war er zum ersten Mal bei einem Spiel im Stadion. Er hat auch einen Stehplatz in der Fankurve der Allianz-Arena. „Ein wirklicher Fan hält auch zu seinem Verein, wenn es mal nicht rundläuft“, sagt Tausend. „Ein gewisser Leidensdruck war in den letzten Wochen schon vorhanden“, räumt er ein. „Es stimmt in der Mannschaft nicht. Da herrschen schon ein paar Baustellen“, ist Rudi Tausend überzeugt. Aber Fan sein heißt für ihn auch Durchhaltevermögen und Treue: „Bei einer Ehe geht man ja auch nicht auseinander, wenn’s einmal Krach gibt.“
Gegründet wurde der BayernFanklub 2003. Nach der ersten Tombola auf der Weihnachtsfeier entstand die Idee, mit dem Erlös der Tombola die Kinderkrebsstation am Klinikum Augsburg zu unterstützen. Der gelernte Industriekaufmann Rudi Tausend rief direkt bei der Station an. „Die dortige Sozialpädagogin hat mir die Türen im Klinikum geöffnet“, sagt Rudi Tau- Seither besuchen er, sein Sohn und andere Glammhogga, regelmäßig die jungen Patienten in der Kinderkrebsstation, bringen Geschenke mit und sind bereit, wenn Eltern Gesprächsbedarf haben.
„Anfangs mussten wir dazulernen – denn es gibt oft auch gesunde Geschwisterkinder, die furchtbar leiden“, sagt Tausend. Daher gibt es vom Fanklub Zuwendung, auch für sie. Und wichtig ist Rudi Tausend und seiner Frau, dass die Eltern, deren Kinder gestorben sind, nicht vergessen werden und, wenn sie wollen, weiter Teil der Glammhogga-Familie bleiben.
Und weil es sich ja um einen Fußball-Fanklub handelt, laden Rudi Tausend und die Red-WhiteGlammhogga immer wieder Kinder, die die Krankheit überstanden haben, ein zu einem Heimspiel der Bayern in der Allianz-Arena. Oder sie besorgen einem Kind ein von den Spielern signiertes Bayern-Trikot. Jérôme Boateng kam sogar einmal für die Fans zu Besuch ins Augsburger Land. Rudi Tausends Frau Annelies, die ihn in seinem Engagement stets unterstützt, bereitet für die Fahrten nach München jede Menge Leberkässemmeln vor, es gibt für die Kinder und ihre Eltern ein wahres Rundum-Paket.
Und am Heiligen Abend wird auf der Krebsstation für die Kinder jedes Jahr eine große Bescherung veranstaltet. „Zu sehen, wie sich die kleinen Patienten freuen, das ist mehr als die Mühe wert“, sagt Rudi Tausend. „Wir versuchen, den Kinsend. dern, soweit möglich, ein Stück Normalität zurückzugeben.“
Finanziert werden Geschenke, Besuche und Fahrten im Wesentlichen durch die Tombola auf der Nikolausfeier des Fanklubs. Heuer haben Rudi Tausend und seine Mitstreiter 800 Preise zusammengetragen. „Teilweise sammeln sogar Firmenbelegschaften für uns.“Außerdem konnten im Lauf der vergangenen 15 Jahre einige Unternehmen gewonnen werden, die das Engagement unterstützen. Rudi Tausends Sohn Manuel hat 2017 das Präsidentenamt des Klubs von seinem Vater übernommen. Doch dieser – mittlerweile zum Ehrenpräsident der „Red-White Glammhogga“ernannt – kümmert sich weiter intensiv um „seine“Kinder in der Krebsstation.