Augsburger Allgemeine (Land Nord)
B 2: Geisterfahrerin sieben Kilometer auf Kollisionskurs
Zwei Lastwagenfahrer verhinderten am Montagmorgen Schlimmeres, indem sie entgegenkommende Fahrzeuge bremsten
Wahrscheinlich waren am Montag mehrere Schutzengel auf der Bundesstraße 2 zwischen Donauwörth und Mertingen unterwegs. Zwei davon in Gestalt von Lastwagenfahrern: Sie trugen dazu bei, dass eine Geisterfahrt glimpflich endete.
Gegen 5.35 Uhr erhielt die Polizei die ersten Meldungen, dass auf der B 2 Höhe Parkstadt ein Auto auf der Fahrbahn Richtung Norden in Richtung Augsburg fuhr. Mehrere weitere Meldungen folgten, bis eine Streife schließlich kurz vor 6 Uhr das Auto stoppen konnte. Bis dahin war die 73-jährige Fahrerin ungerührt trotz Gegenverkehrs mutmaßlich von der Parkstadt bis kurz nach Mertingen auf der falschen Seite gefahren. Nur das Blaulicht des Streifenwagens veranlasste sie laut Polizei, letztlich anzuhalten. Zwischenzeitlich war auch der „Gegenverkehr“weniger geworden, weil zwei Lkw-Fahrer aus Richtung Augsburg die Fahrbahn blockiert hatten.
Die Fahrerin, die etwa sieben Kilometer auf Kollisionskurs fuhr, war laut Polizei vollkommen verwirrt. Aufgrund ihres Wohnorts geht die Polizei davon aus, dass sie im Bereich des Parkhotels entgegen der Fahrtrichtung auf die Bundesstraße einfuhr. Noch auf der Dienststelle erklärte die Rentnerin den Verzicht auf ihren Führerschein.
Auf autobahnähnlich ausgebauten Schnellstraßen wie der B 2 ist die Falschfahrerquote im Vergleich zu Autobahnen dreimal so hoch. Als Schwachstellen gelten die An- und Auffahrten, weshalb das Innenministerium diese Ende 2016 in ein Sicherheitsprogramm aufgenommen hat. So haben im Landkreis Augsburg Landratsamt, Polizei und Bauamt 18 Anschlussstellen zwischen Nordendorf und Klosterlechfeld überprüft. Ergebnis: An allen sollten große „Einfahrt-VerbotenWarnschilder“installiert werden.
Im Laufe des Jahres 2016 war es auf der B2 zu mehreren Zwischenfällen mit Geisterfahrern gekommen. Bei Meitingen West starb eine 77-jährige Falschfahrerin nach einem Unfall, bei Bäumenheim verhinderte nur die rasche Reaktion vieler Autofahrer ein ähnliches Unglück. Auch hier saß eine 77-Jährige am Steuer. Vergangenes Jahr kam es auf der Autobahn bei Edenbergen zu einem Geisterfahrerunfall mit Verletzten, Auslöser war hier vermutlich Unterzucker beim Falschfahrer, einem damals 62-Jährigen.
Nach einer Statistik des Automobilclubs ADAC sind mehr als 70 Prozent der Geisterfahrer männlich, etwa jeder Dritte ist älter als 65 Jahre. Am Wochenende und nachts zwischen 22 und 5 Uhr ist die Gefahr, einem Falschfahrer zu begegnen, übrigens am größten. Die meisten Warnmeldungen pro Autobahn-Kilometer gibt es in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg – wegen der großen Dichte an Anschlussstellen, vermutet der ADAC.