Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Südzucker setzt auf Bio
Rainer Unternehmen wird kommendes Jahr Rüben aus ökologischer Herstellung verarbeiten. Was beim Anbau zu beachten ist
Die Nachfrage nach Biozucker steigt, deswegen wird die Firma Südzucker ab dem Jahr 2019 auch in Rain Biozucker produzieren. „Gefragt sind regionale und Bioprodukte. Beidem können wir besser gerecht werden mit dieser Entscheidung. Wir denken auch, dass in dem Markt noch viel Potenzial steckt“, sagt Benjamin Kirchberger, Leiter der Rohstoffabteilung in dem Unternehmen.
Bislang ist Warburg bei Kassel der einzige Standort dafür in Deutschland, was weite Wege und hohe Transportkosten verursacht. Deswegen wurde nach einer Alternative weiter südlich gesucht, und Rain erhielt den Zuschlag. „Rain ist kleiner als das niederbayerische Plattling und hat eine gute Größe, um das Thema anzugehen“, sagt Helmut Friedl, Vorsitzender des Verbandes bayerischer Zuckerrübenanbauer.
Südzucker sucht nun Bauern, die sich an der Produktion von Biorüben beteiligen, und hat deswegen Landwirte zu einer Informationsveranstaltung in den Rainer Ortsteil Bayerdilling eingeladen. Mit rund 200 Teilnehmern war diese gut besucht. Die sollen auch durch einen höheren Preis während der Umstellungsphase, gezahlt von Südzucker, motiviert werden, Biozuckerrüben anzubauen.
Aktuell kommen 95 Prozent der Rüben noch aus konventionellem Anbau, doch die Nachfrage nach Bioprodukten sei groß, so Georg Vierling von der Rohstoffabteilung des Konzerns. Die Verfügbarkeit nehme allerdings nur langsam zu. Immerhin signalisierten mehrere eingeladene Landwirte, dass sie grundsätzlich bereit wären, über den Anbau nachzudenken. „Fangen Sie lieber langsam an und steigern Sie sich dann“, empfahl Vierling.
Motivieren sollte die Gäste auch ein Landwirt mit reichlich Erfahrung beim Anbau von Biozuckerrüben: der Deininger Hermann Faul. Er hat bereits Ende der Achtziger umgestellt und bewirtschaftet 27 Hektar mit Biozuckerrüben. „Es ist wichtig, dass man Unterstützung hat. Wir haben Helfer aus der Region und fünf Rumänen als Saisonarbeiter eingestellt.“Erfolgsfaktoren sind aus seiner Sicht unter anderem das Pflügen vor dem Anbau, die Einhaltung der Fruchtabfolge und die richtige Auswahl der Vorfrucht. Die Ackerbohne habe sich beispielsweise als gut erwiesen. Gerhard Murrmann von Südzucker empfiehlt die Gerste als geeignete Vorfrucht. Auch die Stoppelbearbeitung und die Pflege des Feldes seien wichtig, ergänzt er. „Wer sein Feld sauber hält, hat in den Folgejahren weniger Probleme.“
Was auch wichtig und aufwendig zugleich sei, sei die Beseitigung des Unkrauts, so der Deininger. Er beziehungsweise seine Mitarbeiter gin- gen dreimal über die Felder und hackten nach.
Die Wichtigkeit dieser Arbeit hebt auch Vierling von Südzucker heraus. Deswegen zahle sein Unternehmen für Anlieferungen mit wenig Unkraut noch einmal einen Zuschlag von fünf Euro je Tonne. „Leider gibt es bislang keine mechanische Lösung für die Unkrautbekämpfung. Man kommt einfach nicht nah genug an die Pflanze heran. Wir arbeiten mit Herstellern zusammen, um hier eine Lösung zu finden. Bislang geht es aber nicht ohne Handarbeit.“Ein wichtiges Thema war für die anwesenden Landwirte die Frage der Lieferrechte. Die sind nämlich begrenzt und können nur erworben werden, wenn ein anderer Besitzer seine verkauft. Kirchberger ruft die Bauern dazu auf, sich bei Südzucker zu melden, wenn es Probleme bei den Lieferrechten gebe: „Wir finden eine Lösung für Sie.“
Die Produktion des Biozuckers soll im kommenden Jahr in der ersten Woche der Kampagne stattfinden. Das ist auch den besonderen Anforderungen geschuldet. Die Anlage muss gereinigt werden, damit kein Krümel klassischer Zucker mehr zu finden ist. Dieser Prozess wird von einem Gutachter begleitet, der die Anlage dann auch freigibt. Der Biozucker muss zudem ebenso separat gelagert werden wie die anfallenden Nebenprodukte wie etwa Melasse und Futtermittel.