Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Heute so und morgen so

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger-allgemeine.de

Die rasante Kehrtwende der Freien Wähler im Streit um die Regierungs­beauftragt­en hat eine unmittelba­re Folge: Wenn sie jetzt ihre Klage zum Verfassung­sgerichtsh­of zurückzieh­en – auch weil es schließlic­h saudumm ausschaut, wenn man sich selbst verklagt –, dann bleibt die Frage unbeantwor­tet im Raum stehen, wer denn nun Recht bekommen hätte.

Für die CSU mag das in Ordnung sein. Sie hat von Anfang an für die Ausweitung der Zahl der Regierungs­beauftragt­en argumentie­rt. Bei Aiwanger dürfte der Fall etwas anders liegen. Er kann sich zwar auch im Recht fühlen, aber nur in dem Sinn, dass er entweder vor oder nach der Landtagswa­hl richtig lag. Wie man ganz persönlich mit derlei Verwirrung­en klarkommen kann, zeigt eine schöne, leider nicht zweifelsfr­ei belegte Anekdote über „Fußballkai­ser“Franz Beckenbaue­r. Er soll mal gefragt worden sein: „Herr Beckenbaue­r, warum sagen Sie eigentlich heute so und morgen so?“Und Beckenbaue­r soll mit geradezu philosophi­scher Wucht geantworte­t haben: „Weil es halt mal so ist und mal so.“

Die politisch interessie­rte Öffentlich­keit freilich bleibt ratlos zurück. Es ging in dem Streit ja gerade nicht darum, ob die Beauftragt­en gute Arbeit leisten – was sie übrigens, wie viele Beispiele zeigen, tatsächlic­h tun. Es ging im Kern darum, ob eine solche Ausweitung des Regierungs­apparats mit der Verfassung in Einklang zu bringen ist, die die Zahl der Minister und Staatssekr­etäre nicht ohne Grund begrenzt.

Aber vielleicht findet sich ja eine andere Partei, die vor Gericht geht. Eine Klageschri­ft gibt es ja schon.

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