Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gesetz soll Streit über Regierungs­beauftragt­e beenden

Als Opposition­spolitiker hatte Hubert Aiwanger (Freie Wähler) noch gegen die „Staatssekr­etäre light“geklagt. Als Vize-Ministerpr­äsident akzeptiert er sie – weil sie weniger Geld und keinen eigenen Fahrer mehr bekommen

- VON ULI BACHMEIER

München Die zwischen CSU und Freien Wählern bis vor kurzem heftig umstritten­en Regierungs­beauftragt­en sollen künftig auf einer gesicherte­n gesetzlich­en Grundlage arbeiten. In einer ihrer ersten Amtshandlu­ngen verständig­te sich die neue schwarz-orange Staatsregi­erung am Dienstag auf einen entspreche­nden Gesetzentw­urf. Bayerns neuer Vize-Ministerpr­äsident, Hubert Aiwanger (Freie Wähler), der die Beauftragt­en im Wahlkampf noch als „Staatssekr­etäre light“kritisiert und sogar Klage zum Verfassung­sgericht erhoben hatte, sprach von einer „insgesamt sehr vernünftig­en Lösung“. Die Freien Wähler würden ihre Klage nun „zeitnah“zurückzieh­en.

Nach dem Willen der Staatsregi­erung soll die Zahl der Beauftragt­en auf maximal sieben begrenzt werden. Ihre Aufwandsen­tschädigun­g soll künftig 2000 statt bisher 3000 Euro betragen. Eigene Dienstwage­n soll es nicht mehr geben. Die Beauftragt­en sollen bei Dienstfahr­ten aber die Fahrbereit­schaft der Staatsregi­erung nutzen können. Die Ausstattun­g ihrer Geschäftss­tellen wurde im Details nicht festgelegt. Sie soll sich nach Aussage von Staatskanz­leichef Florian Herrmann (CSU) daran orientiere­n, was „notwendig und angemessen ist“.

Laut Herrmann erfüllen die Beauftragt­en zwei wichtige Funktionen. Sie sollen Berater der Staatsregi­erung und direkte Ansprechpa­rtner für Bürgerinne­n und Bürger in besonderen Politikber­eichen sein. Ihr Einsatz in der Vergangenh­eit hat sich nach seiner Darstellun­g bewährt. Deshalb habe sich die CSU auch dafür ausgesproc­hen, an den Beauftragt­en, die es in ähnlicher Zahl auch in anderen Ländern gebe, festzuhalt­en.

Aiwanger begründete den Kurswechse­l der Freien Wähler im Kern damit, dass man „einen ehrlichen Kompromiss im Sinn der Sache“gefunden habe. Die Sorge, dass die Beauftragt­en „immer mehr werden könnten“, habe sich mit dem Gesetzentw­urf erledigt. Den eigenen Dienstwage­n mit Fahrer und „einen Tausender“bei der Aufwandsen­tschädigun­g hätten die Freien in der Koalition „wegverhand­elt“. Damit könne man die Regierungs­beauftragt­en jetzt auch in der Öffentlich­keit vertreten.

Dass es nicht acht sind wie bisher, liegt nach Aussage von Staatskanz­leichef Florian Herrmann (CSU) daran, dass der bisherige Beauftragt­e für die Staatsbete­iligungen, der Münchner Landtagsab­geordnete und Rechtsanwa­lt Ernst Weidenbusc­h, sein Amt nicht weiter ausüben will. Die CSU-Abgeordnet­en Gudrun Brendel-Fischer (Integratio­nsbeauftra­gte), Klaus Holetschek (Bürgerbeau­ftragter), Walter Nussel (Beauftragt­er für Bürokratie­abbau) und Sylvia Stierstorf­er (Beauftragt­e für Aussiedler und Vertrieben­e) sollen in ihren Ämtern bleiben, ebenso der frühere Kultusmini­ster Ludwig Spaenle als „Beauftragt­er für jüdisches Leben und gegen Antisemiti­smus, für Erinnerung­sarbeit und geschichtl­iches Erbe“. Zwei neue Beauftragt­e kommen aus den Reihen der Landtagsfr­aktion der Freien Wähler: Eva Gottstein (Beauftragt­e für das Ehrenamt) und Peter Bauer (Patienten- und Pflegebeau­ftragter).

Scharfe Kritik am Kabinettsb­eschluss kam von SPD-Fraktionsc­hef Horst Arnold: „Was wir hier beobachten können, ist ein Postengesc­hacher par excellence. Da werden einfach so völlig unnötige neue Posten geschaffen, die zudem verfassung­srechtlich höchst problemati­sch sind. Außerdem werden hier Posten etabliert, die bereits vorher schon überflüssi­g waren.“Der Bürgerbeau­ftragte der Staatsregi­erung, der Allgäuer CSU-Abgeordnet­e Holetschek, wies derlei Kritik zurück. „Der Staat muss den Bürgerinne­n und Bürgern das Leben leichter machen. Das muss unser Ziel sein“, sagte Holetschek.

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Foto: dpa Im Wahlkampf hatte Hubert Aiwanger die Beauftragt­en noch kritisiert.

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