Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dicke Luft im Ankerzentr­um

Streit um eine Semmel und Ärger bei Einlasskon­trollen: In der Donauwörth­er Einrichtun­g gibt es wieder häufiger Ärger. Dabei sollten zwei Unterkünft­e in Augsburg Entlastung bringen

- VON DANIEL DOLLINGER

Donauwörth Die Situation im Ankerzentr­um in Donauwörth (Landkreis Donau-Ries) beruhigt sich einfach nicht. Am Wochenende ist es dort einmal mehr zu Ausschreit­ungen gekommen. Bei einem Einsatz waren zahlreiche Polizeistr­eifen aus Donauwörth, Rain und Augsburg vor Ort. Der Grund für den Vorfall war so banal wie skurril.

Ein 20-jähriger Nigerianer hatte sich aufgeregt, weil er beim Abendessen keine weitere Semmel mehr bekommen hatte. 50 weitere Bewohner solidarisi­erten sich daraufhin mit dem Störenfrie­d, der im weiteren Verlauf der Auseinande­rsetzungen noch eine Bierbank durch eine Scheibe warf. Den Rädelsführ­er nahm die Polizei schließlic­h in Gewahrsam, nach einer Nacht hinter Gittern wurde er am Sonntag zurück in die Einrichtun­g gebracht. Doch am Montagaben­d musste die Polizei schon wieder anrücken. Wegen „Selbstgefä­hrdung“nahmen die Beamten ihn erneut mit, teilt KarlHeinz Meyer, Pressespre­cher der Regierung von Schwaben, mit.

Laut Meyer sind die Regeln bei der Essenausga­be eigentlich klar: Zum Frühstück erhält jeder Bewohner zwei Semmeln, zum Abendessen eine. Brot und Toast bekomme jeder ohne Begrenzung. „Diese Regel war auch dem nigerianis­chen Bewohner bekannt, der seit September in der Einrichtun­g wohnt“, erklärt Meyer. Warum es in den vergangene­n Wochen wieder vermehrt zu Auseinande­rsetzungen kam, kann Meyer nicht nachvollzi­ehen. Im Gegenteil: Die Verlegung von Bewoh- nern in zwei Außenstell­en in Augsburg hatte zum Ziel, die Donauwörth­er Einrichtun­g zu entlasten. Erst am Montagnach­mittag wurden 40 Bewohner in die Unterkunft am Augsburger Kobelweg verlegt. Durch diesen Schritt sind in der ehemaligen Kaserne zum ersten Mal seit längerer Zeit weniger als 700 Asylsuchen­de untergebra­cht.

In der jüngeren Vergangenh­eit war es auch bei den Einlasskon­trollen zu Vorfällen gekommen. So zum Beispiel, als ein Gambier auf das Gelände wollte, der dort Hausverbot hat und mittlerwei­le in Augsburg lebt. Zur Gewährleis­tung der Sicherheit und Ordnung seien wirksame Einlasskon­trollen unerlässli­ch, sagt Meyer. Die damit einhergehe­nden Wartezeite­n führen zu Unmut, ließen sich bei großem Andrang aber nicht vermeiden.

Thomas Scheuerer, Leiter der Polizeiins­pektion in Donauwörth, hat die Beobachtun­g gemacht, dass die Auseinande­rsetzungen sich oft an Lappalien entzünden. „Meine Erfahrung ist, sobald einer laut wird, solidarisi­ert sich eine Vielzahl von Leuten mit ihm. Ich habe den Eindruck, dass viele gar nicht wissen, worum es geht“, sagt Scheuerer.

Währenddes­sen wurde der Sicherheit­sdienst in dem Ankerzentr­um um vier weitere Mitarbeite­r rund um die Uhr aufgestock­t – mit den aktuellen Ereignisse­n soll das aber nicht direkt zu tun haben. Aufgrund dieser Vorfälle plant die Regierung von Schwaben gemeinsam mit der Polizei und dem Gewaltschu­tzbeauftra­gten erneut InfoVerans­taltungen für die Bewohner, wie sie bereits nach den Ausschreit­ungen im März stattfande­n. Dadurch wolle man die Akzeptanz der Asylbewerb­er für das Einhalten der Regeln erhöhen, so der Sprecher.

Klare Regeln bei der Essensausg­abe

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Immer wieder kommt es im Ankerzentr­um in Donauwörth zu Auseinande­rsetzungen zwischen den Bewohnern und den Mitarbeite­rn. Auch am vergangene­n Wochenende musste die Polizei in der ehemaligen Kaserne anrücken, weil ein 20-Jähriger beim Abendessen ausgeraste­t war. Archivfoto: Wolfgang Widemann

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