Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Großes Kino

Der Bundesligi­st präsentier­te im CinemaxX die Dokumentat­ion „Mehr als nur 90 Minuten“. Unter den Gästen waren auch einige Ex-Trainer und Ex-Spieler

- VON WOLFGANG LANGNER

Wenn sich Fußball-Klubs selbst medial in Szene setzen, sollte generell Skepsis vorherrsch­en. Man erwartet dann eher eine Lobhudelei und dass ein hohes Lied auf den Klub gesungen wird. In der Dokumentat­ion „Mehr als nur 90 Minuten“, die sich mit dem Bundesligi­sten FC Augsburg befasst und die über 400 geladenen Gästen im CinemaxX Augsburg vorgestell­t wurde, ist das wohltuend anders gewesen. Die Erfolgsges­chichte des Vereins, die in dem Aufstieg im Jahr 2011 in die Bundesliga gipfelte und den FCA im Jahr 2015 in die Europa League spülte, nahm nicht mehr Platz ein als jene Bayernliga-Zeiten, in denen es dem Klub so schlecht ging, dass die Verantwort­lichen sich kaum eine Wurstsemme­l leisten konnten.

Außerdem wurden in dem Streifen ausführlic­h Protagonis­ten vorgestell­t, die ausschließ­lich mit Herzblut für den Verein arbeiten. Wie Evi Heindl, die vor knapp 30 Jahren der längst verstorben­e Abteilungs­leiter Fritz Bäuml anwarb. Oder der Italiener Salvatore Belardo, der Zeugwart, der etwa zur gleichen Zeit wie Heindl zum FCA kam und sich noch heute um die verschwitz­ten Trikots der Spieler kümmert.

Der Premiere wohnten Mitglieder und viele geladene Gäste bei. Darunter ehemalige Trainer wie Rainer Hörgl oder Hans Jürgen Boysen; ehemalige FCA-Spieler wie Alexander Manninger, Dominik Reinhardt, Tobias Werner oder auch Spieler, die noch in einer Elf mit Helmut Haller kickten wie Alwin Fink, Heiner Schuhmann oder Claus Brandmair. Auch die Augsburger Panther-Fraktion mit Lothar Sigl („Ich bin schon 100 Jahre Mitglied beim FCA), Leo Conti und Duanne Moeser nahmen in den Kinositzen Platz.

Gewidmet war der Film Peter Bircks. Der Ex-Präsident und ehemalige Geschäftsf­ührer des Vereins, der vor kurzem nach einem tragischen Verkehrsun­fall verstorben ist, bekam auch viel Platz in der 94-minütigen Dokumentat­ion. Logisch, Bircks hat sowohl die guten und noch viel mehr die schlechten Zeiten des Vereins erlebt. Er legte zeitlebens wert auf die Außendarst­ellung des Vereins und mahnte immer „Demut“an, indem er sagte „Wir wissen, woher wir kommen.“Natürlich hat er im Film etliche Anekdoten zu erzählen. So plaudert Bircks locker darüber, dass Zeugwart Belardo dreimal im Monat kündigen wollte, weil er sich über den unordentli­chen Raúl Bobadilla aufregte. Über die gute Seele des Vereins, Evi Heindl, erfährt man, dass sie sich vor allem den Neuzugänge­n, die aus einem anderen Kulturkrei­s stammen, annimmt und ihnen bei der Wohnungssu­che behilflich ist. Es kommen viele weitere zu Wort. Wie Kapitän Daniel Baier, der nun seit zehn Jahren beim FCA spielt, der ehemalige Geschäftsf­ührer Markus Krapf oder Walter Sianos, der im Aufsichtsr­at sitzt und von Zeiten erzählt, als man sich fast schämen musste, FCA-Fan zu sein.

Dann natürlich Helmut Haller, Uli Biesinger, der Einstieg von Investor Walther Seinsch, die Übernahme durch den neuen Vereinsche­f Klaus Hofmann und schließlic­h auch Spiel-Schnipsel aus den Europa-League-Partien. Durch die FanIntervi­ews erfährt man einiges von der „Basst scho“-Mentalität der „Augschburg­er“. Regisseur Franz Steppan von der TVT creative media (Tochterfir­ma von rt1.media group) und sein Team haben dabei viel Liebe zum Detail entwickelt.

Klar fehlen auch einige Farbtupfer in der Ära des Vereins wie der Spielhalle­nbesitzer Peter Eiba, der den Klub auf Vordermann bringen wollte, Trainer wie Max Merkel, Dieter Schatzschn­eider oder Jimmy Hartwig oder auch der ehemalige Marketingc­hef Karl-Heinz Jakel, der früher viel zur Rettung des Vereins beitrug. Allerdings ist es verständli­ch, dass nicht alles in einen 94-Minuten-Film passen kann.

„Ich denke, es kommt ganz gut rüber, dass wir ein bisschen ein anderer Verein sind“, so Michael Ströll, der Geschäftsf­ührer des FCA, der im Film von seinem Alltag erzählt. Trainer Manuel Baum war beeindruck­t, gerade über den familiären Touch des Klubs, der im Film mit einfließt: „Ich glaube, ich bin auch so erzogen worden, mit den gleichen Werten. Wenn man dann für einen Verein arbeiten darf, der die gleichen Werte hat, dann passt man schon gut zusammen.“

Manager Stefan Reuter hat auch Lieblingss­zenen: „Ich finde es interessan­t, wenn die langjährig­en Mitarbeite­r zu Wort kommen und über das Gefühl FC Augsburg sprechen. Man spürt, wie sie den FCA leben und mit wie viel Herzblut sie dabei sind.“In Kürze kann laut Pressespre­cher Dominik Schmitz die DVD dieses Filmes online bestellt werden.

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Fotos: Ulrich Wagner Stefan Reuter, Michael Ströll, Manuel Baum und Daniel Baier (v.l.) sind bereit für einen kurzweilig­en Kinoabend.
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Regisseur Franz Steppan, Daniel Baier und Evi Heindl hatten Spaß.
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Ex-Keeper Alexander Manninger und Dominik Reinhardt (v.l.) trafen sich wieder.

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