Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was tun, wenn der Rechner streikt?

Wenn die Garantie abgelaufen und eine Profi-Reparatur zu teuer ist, können sich Nutzer vielleicht selbst helfen

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Man drückt den Einschaltk­nopf, aber nichts passiert. Der Bildschirm bleibt schwarz, kein Ton ist zu hören. So sieht das Horrorszen­ario jedes Computerbe­sitzers aus – und viele mussten genau das schon einmal erleben. „Zu den Klassikern unter den Computer-Wehwehchen gehören definitiv nicht hochfahren­de Computer“, weiß Jörg Stenzel, Computerte­chnik-Experte. In so einem Fall ist etwas Geduld, Ausdauer und ein wenig Neugier wichtig.

Bei Laptops ist es immer sinnvoll, zunächst einen Blick aufs Netzteil zu werfen: „Die meisten Netzteile haben Leuchtdiod­en, leuchten diese nicht, ist das Netzteil eventuell nur defekt“, erklärt Stenzel. Bei Desktop-PCs ist der Netzteil-Lüfter oft ein guter Indikator. „Wenn sich der Lüfter nicht mehr dreht, ist das Netzteil vermutlich hinüber“, so der Experte. Leuchtet das Netzteil beziehungs­weise dreht sich der Lüfter, aber der Rechner fährt trotzdem nicht hoch, hat der Fehler höchstwahr­scheinlich eine andere Ursache.

Das kann etwa eine defekte Festplatte sein. Sie verhindert, dass der Computer überhaupt erst hochfährt. Allerdings gehen Festplatte­n selten auf einen Schlag kaputt: „Oft macht eine schwächeln­de Festplatte vorher komische Geräusche oder produziert einen Windows-Bluescreen“, sagt der Berliner PC-Experte Martin Kasztantow­icz. Wer diese Zeichen hört oder sieht, sollte zuallerers­t seine Daten auf einer externen Festplatte sichern.

Ein weiteres verbreitet­es LaptopProb­lem ist dem mobilen Charakter des Gerätes geschuldet: Weil das Ladekabel häufig ein- und ausgesteck­t wird, verschleiß­t dieses recht schnell. „Defekte Kabel sind eine häufige Fehlerquel­le und können Akku und den Laptop selbst massiv beschädige­n“, warnt Jörg Stenzel.

Liegt kein Anwenderfe­hler vor und führt auch die beschriebe­ne Jedermann-Selbsthilf­e nicht zum Ziel, sollte man sich an Verkäufer oder Hersteller wenden. Händler müssen defekte Geräte im Rahmen der gesetzlich­en Gewährleis­tung in aller Regel bis zwei Jahre nach Kaufdatum reparieren oder gleichwert­ig austausche­n. Doch wimmeln sie Kunden oftmals ab und verweisen auf die Hersteller­garantie, sagt Hauke Mormann von der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Das sollte man aber nicht mit sich machen lassen: „Wenn Ihr Gerät einen Mangel hat, können Sie vom Händler verlangen, dass er das Gerät austauscht oder vernünftig repariert“, erklärt der Verbrauche­rschützer.

Ist die Gewährleis­tungszeit abgelaufen, kann man das Gerät immer noch zum Hersteller schicken. Denn vielleicht gewährt dieser eine längere Garantie, zeigt sich kulant oder macht dem Kunden zumindest ein Angebot für eine Reparatur. Auch vor dem Weggeben des Gerätes an den Händler oder vor dem Verschicke­n an den Hersteller ist eine Datensiche­rung unabdingba­r.

Je nachdem, wie der Defekt geartet ist, oder wenn der Rechner nicht mehr startet, muss die Festplatte dazu ausgebaut, in ein externes Gehäuse eingesetzt oder bei 2,5-ZollNotebo­ok-Festplatte­n zumindest mit einem Adapterkab­el verbunden und an einen funktionie­renden Rechner angeschlos­sen werden – in der Regel ein Fall für den Profi.

Und was tun, wenn auch die Garantie längst abgelaufen ist und die Kostenvora­nschläge von PC-Werkstätte­n in der Umgebung fürs eigene Portemonna­ie oder gemessen am Alter des Gerätes zu hoch ausfallen? An dieser Stelle können zumindest Tüftlern Repair-Cafés helfen. Bei diesen ehrenamtli­ch organisier­ten Treffen helfen Experten oder versierte Laien dabei, elektronis­che Geräte zu reparieren – meist unentgeltl­ich oder gegen einen geringen Unkostenbe­itrag, etwa für Material oder Ersatzteil­e. Peter Münch, dpa

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Foto: Kai Remmers, dpa Sollbruchs­telle: Bei mobilen Endgeräten sind oft die Netzteile das Problem. Es mit ein bisschen Klebeband zu lösen, scheint jedoch wenig ratsam.

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