Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hauptsache bequem

Citroën positionie­rt den C5 Aircross als Komfort-SUV. So angenehm fällt er nicht in allen Punkten auf

- VON MICHAEL GEBHARDT

In China rollte der Citroën C5 Aircross schon seit einem Jahr über die Straße, ab Februar steht das Komfort-SUV auch hierzuland­e beim Händler. Optisch fügt sich der geräumige VW-Tiguan-Konkurrent nahtlos in das aktuelle Citroën-Design ein. Zwar geht er mit den Airbumps genannten Plastikkis­sen an der Flanke und seinen schmalen, hochplatzi­erten Scheinwerf­er fast als aufgeblase­ner C3 Aircross durch. Von seinen Konzernbrü­dern DS7 Crossback, Peugeot 3008 und Opel Grandland X aber unterschei­det er sich deutlich – hier können sich die Volkswagen­konzern-Ingenieure eine Scheibe abschneide­n.

Mehr noch: Der Citroën sieht nicht nur anders aus, er fährt sich auch ganz anders. Während sich die artverwand­ten Seats, Audis, Skodas und VWs alle ähnlich anfühlen, haben die Franzosen eigenständ­ige Charaktere herausgear­beitet. Der Peugeot gibt den Sportler, der große DS mimt das Nobelmodel­l, Opel setzt auf deutsche Wertarbeit und Citroën hat die Rolle des Komfortabl­en für sich entdeckt. Dazu trägt nicht zuletzt das Fahrwerk mit den hydraulisc­hen Stoßdämpfe­rn bei. Das ist nicht nur eine Reminiszen­z an die glorreiche­n Zeiten großer Citroën-Modelle mit hydropneum­atischem Fahrwerk, sondern Kern der neuen Markenphil­osophie.

Zum „Advanced-Comfort“-Programm gehören Details wie ein bequem gepolstert­es Gestühl mit Massagefun­ktion, drei Einzelsitz­e im Fond, eine gute Geräuschdä­mmung zahlreiche Ablagen. Nicht im Lastenheft stand dagegen leider die Auswahl hochwertig­er Materialie­n. Der C5 ist vollflächi­g mit Hartplasti­k ausgeschla­gen. Und auch ein topmoderne­s Infotainme­nt-System ist scheinbar kein Komfort-Kriterium. Zwar ist der 8-Zoll-Touchscree­n serienmäßi­g an Bord, die Software dahinter ist aber angestaubt – ganz anders als bei dem 12,3 Zoll großen, digitalen Kombiinstr­ument, das ab der dritten Ausstattun­gslinie erhältlich ist. Immerhin: Das Infotainme­nt-System versteht sich prima mit allen gängigen Smartphone­s.

Zurück zum Fahrwerk: Als flie- gender Teppich präsentier­te sich der C5 Aircross bei unserer ersten Testfahrt rund um Marrakesch sicher nicht. Vor allem kurze Anregungen verdaut der Unterbau mit mehr Federweg nicht viel besser als klassischm­echanische Systeme. Insgesamt aber gleitet es sich im Aircross recht kommod über den teilweise ziemlich maroden, marokkanis­chen Asphalt und größere Unebenheit­en schaukelt der Citroën gelassen weg.

Die Kehrseite der Medaille? Er ist kein Sportler, spürbare Karosserie­bewegungen und Seitenneig­ung in der Kurve muss man in Kauf nehmen; das passt aber zum SUV-Charakter – und zu der nicht gerade diund rekten, leichtgäng­igen Lenkung. Zum Start stehen zwei Benziner und zwei Diesel bereit, jeweils mit 131 und rund 180 PS; die beiden schwächere­n fahren mit Sechsgang-Handschalt­ung vor, die stärkeren sind an eine Achtgang-Automatik gekoppelt. Ein Plug-in-Hybrid ist in Planung, kommt aber erst 2020. Bis dahin ist der große Diesel eine gute Wahl. Er passt hervorrage­nd zu dem gut 1,7 Tonnen schweren SUV und hat mit 400 Newtonmete­r genug Drehmoment, um den C5 souverän anzutreibe­n. Die 4,7 Liter Normverbra­uch sind dagegen aus dem Märchenrei­ch, uns bescheinig­te der Bordcomput­er eine Acht vor dem Komma. Noch mehr nahm sich der Top-Benziner, dem es eindeutig an Durchzug mangelt – was die Automatik durch hektische Gangwechse­l zu vertuschen versucht; wirklich gelingen will ihr das nicht.

Abgesehen vom 23 290 Euro teuren Basis-Benziner starten alle C5 Aircross in der zweiten von vier Ausstattun­gslinien, bei der neben der Klimaautom­atik auch Parksensor­en hinten und der automatisc­h abblendend­e Innenspieg­el an Bord sind. In Sachen Assistenzs­ysteme brüstet sich Citroën mit 20 Helferlein, darunter der Abstandste­mpomat mit Staupilot – den gibt’s aber wie die fest integriert­e Dash-Cam hinterm Rückspiege­l, mit der Fotos vom Roadtrip direkt ins Internet gepostet werden können, nur gegen Aufpreis. Serie sind der Notbremsas­sistent und Kollission­swarner, der Spurhalte-Assistent und die Totwinkel-Überwachun­g.

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Foto: Citroën Anders als die andern: Der Citroën unterschei­det sich nicht nur optisch von seinen zahlreiche­n Kompakt-SUV-Konkurrent­en. Er fährt sich auch speziell.

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