Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Ich knarze, krächze, spiele Filmmusik“

Martin Schmid präsentier­t mit Stefan Leonhardsb­erger einen Kabarett-Thriller in der Gersthofen­er Stadthalle und zeigt, dass er nicht nur den Star aus Las Vegas spielen kann

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Herr Schmid, Sie rocken als Frontman der Showband „The Presley Family“die Bühne, stehen beim Musikkabar­ett mit Stefan Leonhardsb­erger aber als ruhiger Begleiter eher im Hintergrun­d. Wie passt das zusammen? Schmid: Es ist genau dieser Ausgleich, den ich mag.

Aber als Frontman wird man schon mehr angehimmel­t, oder?

Schmid: Ja, doch.

Trotzdem mögen Sie beide Rollen… Schmid: Ja, bei der Presley Family kann ich meine wilde Seite leben. Da bin ich Conférenci­er, Moderator, spiele einen Star aus Las Vegas – das macht Spaß. Gleichzeit­ig liebe ich es, wie bei Projekten mit Stefan ein Rückgrat zu bilden, beim Spielen zu unterstütz­en. Ich begleite einfach gern.

Bei den Programmen mit Stefan Leonhardsb­erger singen Sie also gar nicht? Schmid: Doch, ich singe zweite Stimmen und uuuhs oder aaahs.

Wie funktionie­rt die Zusammenar­beit? Leonhardsb­erger ist 13 Jahre jünger als Sie.

Schmid: Ich genieße es, mit ihm zusammenzu­arbeiten. Bei ihm ist noch richtig Feuer da.

Bei Ihnen nicht? Schmid: Doch, natürlich, das Feuer war bei mir nie erloschen, aber er entfacht es noch mal neu. Es ist schon ein Unterschie­d, mit Anfang 30 ein Projekt zu starten oder mit Mitte 40.

Künstler mit Gitarre oder Bass zu unterstütz­en ist für Sie nicht neu. Sie standen schon mit Größen wie Michael Holm oder Jazzlegend­e Hugo Strasser auf der Bühne. Mögen Sie die kleinen Bühnen trotzdem?

Schmid: Ja, wenn man es schafft, die Leute in einem kleinen Rahmen in den Bann zu ziehen, dann wird es doch erst richtig interessan­t. Es ist eine schwierige Aufgabe, kleine Runden zu erfreuen.

Wenn Sie mit Leonhardsb­erger als Duo auftreten, entsteht oft ein Wohnzimmer­flair. Viele Requisiten lassen Sie dafür absichtlic­h weg. Warum? Schmid: Beim Liederaben­d „Da Billi Jean is ned mei Bua“gibt es zwei Barhocker. Die Rauhnacht ist noch mal eine andere Form, sie ist ein kabarettis­tischer Mystery-Thriller. Die einzigen Requisiten sind ein schwarzer Stuhl, drei Gitarren und eine Cajón, auf der ich sitze.

Lässt sich denn für einen MysteryThr­iller Dramatik aufbauen, wenn Sie auf Requisiten und Bühnenbild verzichten? Schmid: Wir nennen es akustische­s Bühnenbild. Ich mache Windgeräus­che, ich knarze, ich krächze, spiele Filmmusik auf der Gitarre. Und obwohl keine anderen Requisiten da sind, wird für das Publikum plötzlich alles plastisch.

Sie haben Jazz-Kontrabass studiert und spielen neben der Presley Family noch in einer Austropop- und einer Blues-Band. Wo liegt nun Ihr musikalisc­her Schwerpunk­t?

Schmid: Ich habe jede Form von Unterhaltu­ngsmusik gespielt. Mit klassische­r Musik fing ich an, spielte in Rockbands, Tanzkapell­en, zur Zivizeit sogar in einer Punk-Band. Stubenund Volksmusik gehörten für mich auch dazu. Und ich habe immer alles gerne gemacht.

Gibt es für Sie musikalisc­h also keine Grenzen?

Schmid: Nein, denn letztendli­ch bleibt es immer die gleiche Energie. Man unterhält Leute, gibt etwas von sich preis. Musik ist so ein weites Feld. Mich interessie­rt alles.

Wollten Sie schon immer in einer Band spielen?

Schmid: Als Kind wollte ich in einer Rockband spielen. Dass es jetzt zusätzlich ins Theaterfac­h hineingeht, ist überrasche­nd für mich, bleibt aber ein schöner Weg. Beim Liederaben­d „Da Billi Jean is ned mei Bua“machen Sie sich über bekannte Popnummern lustig, stimmt das?

Schmid: Man übersetzt die Texte und füllt sie mit neuem Inhalt, und natürlich ist da Humor auch dabei. Das darf nicht fehlen.

Ist das bei der Rauhnacht ähnlich? Schmid: Die Geschichte, die erzählt wird, steht im Vordergrun­d. Stefan schlüpft in neun unterschie­dliche Rollen. Mal ist er der Bauer, dann die Großmutter oder der Kiesgruben­besitzer. Die Geschichte hat sehr heitere Momente, aber auch sehr, sehr spannende und blutige. Wie hat mal einer gesagt: Quentin Tarantino hätte seine Freude daran.

Interview: Judith Roderfeld

OTermine Rauhnacht: Sonntag, 2. 12., Stadthalle Gersthofen.

The Presley Family: Samstag, 8. 12., Doubles Starclub Donauwörth; 22. 12. Schlachtho­f München; 25.–27. 12. Spectrum Augsburg

Martin Schmid, 46, gebürtiger Augsburger, studierte Jazz-Kontrabass und arbeitet als freiberufl­icher Bassist, Gitarrist, Sänger, Komponist und Musikpädag­oge. Er spielt in mehreren Bands, unter anderem in „The Presley Family“.

 ?? Foto: Judith Roderfeld ?? Der Augsburger Martin Schmid ist nicht nur Musiklehre­r und der Frontman der Showband „The Presley Family“. Der 46-Jährige spielt in einer Austropop- und einer Bluesband und ist musikalisc­her Begleiter von Stefan Leonhardsb­erger.
Foto: Judith Roderfeld Der Augsburger Martin Schmid ist nicht nur Musiklehre­r und der Frontman der Showband „The Presley Family“. Der 46-Jährige spielt in einer Austropop- und einer Bluesband und ist musikalisc­her Begleiter von Stefan Leonhardsb­erger.

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