Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Ich will doch nur das Beste für mein Kind“

Sozialpäda­gogin Doris Zahn geht in ihrem Vortrag der Frage nach: Was ist denn eigentlich das Beste für das Kind? Sie gibt vier praktische Tipps für die Erziehung

- VON STEFFI BRAND

Landkreis Augsburg Sandra hat mit Tochter Sara eine Diskussion. Sara ist gerade einmal sechs Jahre alt und möchte allein zum Bäcker gehen. Darf sie das? Soll Sandra ihr das erlauben? Sie hadert, denn sie sorgt sich um ihre Tochter, obgleich sie um ihre gewissenha­fte Art weiß – beispielsw­eise beim Überqueren der Straße. Doch geht das schon alleine? Und was löst es in Tochter Sara aus, wenn Sandra es ihr verbietet?

Abwägungen wie diese sind im Familienal­ltag häufig an der Tagesordnu­ng. Eltern schwanken zwischen Verbot und Erlaubnis. Über beiden Richtungen schwebt der Ansatz „ich will doch nur das Beste für mein Kind“, doch was das Beste ist, ist oft gar nicht so leicht herauszufi­nden. Doris Zahn, Sozialpäda­gogin der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhi­lfe, geht in ihrem Vortrag im Familienze­ntrum in Meitingen auf die Suche nach „dem Besten fürs Kind“und hält vier praktische Tipps für den Erziehungs­alltag parat.

● Erziehung auf Augenhöhe Häufig ist im Erziehungs­alltag die Rede von „Erziehung auf Augenhöhe“, aber dieses vermeintli­che Gleichgewi­cht in der Entscheidu­ngsgewalt darf nicht leichtfert­ig die Erziehung bestimmen. „Erst mal müssen immer die Eltern die Entscheidu­ngsverantw­ortung haben“, erklärt Doris Zahn. Mit zunehmende­r Lebenserfa­hrung können Eltern diese Verantwort­ung dann weitergebe­n – wenn sie wissen, dass ihr Kind das nötige Rüstzeug dazu hat, auch die Folgen der Entscheidu­ng richtig abschätzen zu können.

● Zeit Ein Faktor bei der Erziehung ist der Faktor Zeit, weiß die Sozialpäda­gogin. Zeit in die Erziehung zu investiere­n, bedeute auch, Kindern die Welt zu erklären und ihnen einen Platz in ihr zu geben. Zeit ist um dem Nachwuchs Alltagswis­sen vermitteln zu können, das dann wiederum dabei helfen kann, Entscheidu­ngen zu treffen. ● Herausford­erungen Der dritte Tipp ist ein heikles Thema, denn es setzt sich mit dem Thema Herausford­erungen auseinande­r. Kindern Henötig, Symbolfoto: Christin Klose, dpa rausforder­ungen zu bieten, heißt, sie altersgere­cht zu fördern – ohne sie dabei zu überforder­n. Das kann auch bedeuten, dass das Kind frustriert wird. An dieser Stelle scheiden sich die Geister, weiß Doris Zahn, denn sie plädiert dafür, dem „Verwöhnfak­tor“Einhalt zu gebieten: „Es muss nicht zwingend das Beste fürs Kind sein, nie frustriert zu sein.“

● Konflikte Auseinande­rsetzungen gehören zum Alltag. Gut ist, wenn eine Auseinande­rsetzung zum Besten führt. „Doch das Beste ist weit mehr als nur Spaß und Harmonie“, verrät Doris Zahn. Ein ganz typisches Beispiel sei die Diskussion ums Zubettgehe­n. Während das Kind wachbleibe­n möchte, setzen die Eltern auf ausreichen­d Schlaf beim Nachwuchs. Dann ist es an den Eltern, die Unzufriede­nheit des Kindes auszuhalte­n, die meist die Quintessen­z der Auseinande­rsetzung ist.

Mit diesem Blumenstra­uß an praktische­n Tipps richtet sich die Sozialpäda­gogin an Eltern von Kindern aller Altersgrup­pen. „Erziehung ist ein lebenslang­es Thema“, so Doris Zahn. Die Frage, was ein Kind darf und was ein Kind braucht, begleitet es durch sein ganzes Leben – nur die Anforderun­gen ändern sich. „Dabei ist das Beste fürs Kind nicht das Sahnehäubc­hen“, sagt die Sozialpäda­gogin. Das Beste muss nicht leicht sein, sondern kann ein großes Stück Erziehungs­arbeit bedeuten.

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Doris Zahn, Sozialpäda­gogin der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhi­lfe, gibt vier praktische Tipps für den Erziehungs­alltag.

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