Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Ich will doch nur das Beste für mein Kind“
Sozialpädagogin Doris Zahn geht in ihrem Vortrag der Frage nach: Was ist denn eigentlich das Beste für das Kind? Sie gibt vier praktische Tipps für die Erziehung
Landkreis Augsburg Sandra hat mit Tochter Sara eine Diskussion. Sara ist gerade einmal sechs Jahre alt und möchte allein zum Bäcker gehen. Darf sie das? Soll Sandra ihr das erlauben? Sie hadert, denn sie sorgt sich um ihre Tochter, obgleich sie um ihre gewissenhafte Art weiß – beispielsweise beim Überqueren der Straße. Doch geht das schon alleine? Und was löst es in Tochter Sara aus, wenn Sandra es ihr verbietet?
Abwägungen wie diese sind im Familienalltag häufig an der Tagesordnung. Eltern schwanken zwischen Verbot und Erlaubnis. Über beiden Richtungen schwebt der Ansatz „ich will doch nur das Beste für mein Kind“, doch was das Beste ist, ist oft gar nicht so leicht herauszufinden. Doris Zahn, Sozialpädagogin der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, geht in ihrem Vortrag im Familienzentrum in Meitingen auf die Suche nach „dem Besten fürs Kind“und hält vier praktische Tipps für den Erziehungsalltag parat.
● Erziehung auf Augenhöhe Häufig ist im Erziehungsalltag die Rede von „Erziehung auf Augenhöhe“, aber dieses vermeintliche Gleichgewicht in der Entscheidungsgewalt darf nicht leichtfertig die Erziehung bestimmen. „Erst mal müssen immer die Eltern die Entscheidungsverantwortung haben“, erklärt Doris Zahn. Mit zunehmender Lebenserfahrung können Eltern diese Verantwortung dann weitergeben – wenn sie wissen, dass ihr Kind das nötige Rüstzeug dazu hat, auch die Folgen der Entscheidung richtig abschätzen zu können.
● Zeit Ein Faktor bei der Erziehung ist der Faktor Zeit, weiß die Sozialpädagogin. Zeit in die Erziehung zu investieren, bedeute auch, Kindern die Welt zu erklären und ihnen einen Platz in ihr zu geben. Zeit ist um dem Nachwuchs Alltagswissen vermitteln zu können, das dann wiederum dabei helfen kann, Entscheidungen zu treffen. ● Herausforderungen Der dritte Tipp ist ein heikles Thema, denn es setzt sich mit dem Thema Herausforderungen auseinander. Kindern Henötig, Symbolfoto: Christin Klose, dpa rausforderungen zu bieten, heißt, sie altersgerecht zu fördern – ohne sie dabei zu überfordern. Das kann auch bedeuten, dass das Kind frustriert wird. An dieser Stelle scheiden sich die Geister, weiß Doris Zahn, denn sie plädiert dafür, dem „Verwöhnfaktor“Einhalt zu gebieten: „Es muss nicht zwingend das Beste fürs Kind sein, nie frustriert zu sein.“
● Konflikte Auseinandersetzungen gehören zum Alltag. Gut ist, wenn eine Auseinandersetzung zum Besten führt. „Doch das Beste ist weit mehr als nur Spaß und Harmonie“, verrät Doris Zahn. Ein ganz typisches Beispiel sei die Diskussion ums Zubettgehen. Während das Kind wachbleiben möchte, setzen die Eltern auf ausreichend Schlaf beim Nachwuchs. Dann ist es an den Eltern, die Unzufriedenheit des Kindes auszuhalten, die meist die Quintessenz der Auseinandersetzung ist.
Mit diesem Blumenstrauß an praktischen Tipps richtet sich die Sozialpädagogin an Eltern von Kindern aller Altersgruppen. „Erziehung ist ein lebenslanges Thema“, so Doris Zahn. Die Frage, was ein Kind darf und was ein Kind braucht, begleitet es durch sein ganzes Leben – nur die Anforderungen ändern sich. „Dabei ist das Beste fürs Kind nicht das Sahnehäubchen“, sagt die Sozialpädagogin. Das Beste muss nicht leicht sein, sondern kann ein großes Stück Erziehungsarbeit bedeuten.