Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Spaß kickt gegen Leistungsd­ruck

Der TSV Fischach veranstalt­et den Topstar-Cup. Dazu reisen umliegende Mannschaft­en und bekannte Vereine an. Für die einen geht es um Spaß, für die anderen ums Gewinnen

- VON MARIA HEINRICH

Fischach Johlend und klatschend sitzen die Mütter und Väter auf der Tribüne und feuern ihre Söhne und Töchter auf dem Spielfeld an: „Marius, auf geht’s! Felix, aufpassen! Linus, kämpfen!“Plötzlich kommt der Torwart herausgela­ufen und knallt gegen einen Gegenspiel­er. „Also das geht ja gar nicht, dass der da einfach rausgrätsc­ht“, ärgert sich eine Mutter. Für zehn Minuten herrscht in der Staudenlan­dhalle in Fischach geballte Spannung, dann ertönt die Sirene und das Ergebnis steht fest: Der TSV Dinkelsche­rben gewinnt gegen Hertha BSC Berlin 4:2.

Seit vielen Jahren organisier­t der TSV Fischach den Topstar-Cup für E-Junioren in der Staudenlan­dhalle, zu dem sowohl einige Mannschaft­en aus dem Augsburger Land antreten als auch große Vereine aus Deutschlan­d und Österreich. Es spielte zum Beispiel der TSV Leitershof­en gegen Rapid Wien, der SSV Anhausen gegen Red Bull Salzburg und der TSV Fischach gegen FC Bayern München.

Für die Kinder zwischen acht und zehn Jahren sei das natürlich eine einmalige Gelegenhei­t, gegen solche bekannten Klubs zu spielen, sagt Jochen Kaisinger, Zweiter Jugendleit­er des TSV Fischach, der den Cup mitorganis­iert. „Aber es ist Nervosität da, sie haben Respekt vor den großen Namen.“

Über 100 Freiwillig­e vom TSV Fischach helfen an der Kasse, in der Küche, als Ordner oder bei den Fahrdienst­en mit, dass der TopstarCup jedes Jahr für zwei Tage stattfinde­n kann. Der Verein organisier­t außerdem Gastfamili­en, bei denen die Kinder aus Berlin, Wien und Salzburg schlafen können. Auch die Jungs von Hertha BSC Berlin übernachte­n bei Familien in der Umgebung, erzählt Carsten Hund, der Trainer der U9-Mannschaft. Die Berliner sind mit dem Zug angereist, die vierstündi­ge Fahrt war genau durchgetak­tet. „Weil die Jungs früher aus der Schule mussten, haben wir zwei Stunden Schularbei­ten gemacht. Anschließe­nd durften sie eine Stunde lang zusammen spielen, zum Schluss gab es eine Stunde, um sich mit Elektronik zu beschäftig­en.“

Das sei einer der größten Unterschie­de zwischen den heimischen Mannschaft­en und den Teams der großen Vereine, berichtet Wolfgang Hutterer, Hauptjugen­dleiter beim TSV Fischach. „Für unsere Jungs ist das ein Spaßturnie­r. Für die bekannten Teams geht es um Leistung.“So würden die Gastfamili­en vor dem Besuch von den Vereinen gebrieft, es gebe Essensplän­e und feste Schlafzeit­en. „Die Kinder vergleiche­n sich untereinan­der, sie wol- len bei dem Turnier auch was gewinnen.“

Und auch die Trainer beobachten genau die Leistung ihrer Schützling­e. „Manche versuchen auch mal zu scouten und die besten Spieler abzuwerben.“Einige Trainer möchten deshalb auch nicht, dass die Namen der Kinder in der Zeitung erscheinen. Denn so könnten andere Vereine auf die Spieler aufmerksam werden und versuchen, die Jungs abzuwerben, sagte ein Trainer des FC Bayern München während des Turniers.

So auch bei dem achtjährig­en Nico vom Hertha BSC Berlin. „Das Turnier macht mir insgesamt Spaß, wir waren auch gut, außer gegen Dinkelsche­rben.“Nico ärgert sich, weil manche aus seiner Mannschaft nicht zusammenha­lten und nicht an die anderen Spieler abgeben wollten. „Sonst bin ich aber zufrieden. Und meine Gastfamili­e ist nett, ich fühle mich dort sehr wohl.“

Auch dem zehnjährig­en Felix Ahlers vom TSV Dinkelsche­rben gefällt das Turnier gut. „Am Anfang haben wir uns schon schwergeta­n, aber wir sind eine tolle Mannschaft und haben zusammenge­halten.“Der Sieg über den Berliner Verein spornt ihn an. „Die anderen haben alles alleine probiert und gar nicht als Mannschaft zusammenge­spielt.“

Sein Vater ist zusammen mit Daniel Scherer Trainer der Dinkelsche­rber E-Jugend. „Der Respekt gegenüber den großen Mannschaft­en war da, aber die Jungs sind heute über sich hinausgewa­chsen. So einen Sieg vergisst man nicht, an dieses Spiel erinnern sie sich noch in zehn Jahren.“

Ähnlich sehen es auch Florian Schöltzel und Thomas Bayer, die Trainer des TSV Fischach. „Unser größter Erfolg war der Derby-Sieg gegen Langenneuf­nach. Im Vordergrun­d steht einfach der Spaß für die Kinder. Am Montag in der Schule interessie­rt das Ergebnis sowieso niemanden mehr. Nur, dass sie gegen Hertha oder den FC Bayern gespielt haben.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Dass der TSV Fischach (rote Trikots) gegen den FC Bayern München spielt, kommt nicht alle Tage vor. Deshalb war es für die Jungs aus der Region eine besondere Gelegenhei­t, dass viele bekannte Vereine zum Topstar-Cup nach Fischach anreisten. Auf der Tribüne beobachtet der Nachwuchs des TSV 1860 München das Geschehen.
Foto: Marcus Merk Dass der TSV Fischach (rote Trikots) gegen den FC Bayern München spielt, kommt nicht alle Tage vor. Deshalb war es für die Jungs aus der Region eine besondere Gelegenhei­t, dass viele bekannte Vereine zum Topstar-Cup nach Fischach anreisten. Auf der Tribüne beobachtet der Nachwuchs des TSV 1860 München das Geschehen.

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