Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Mensch spielt Gott

- VON WOLFGANG SCHÜTZ ws@augsburger-allgemeine.de

So richtig und wichtig es ist, dass den chinesisch­en Gen-Experiment­en an menschlich­en Embryonen breite Empörung entgegensc­hlägt – die Mahnungen zur Vernunft werden den Fortschrit­t nicht aufhalten. Das könnte nur eine weltweite Ächtung solcher Forschung. Und die wird es aller historisch­er Erfahrung nach eben nicht geben.

Alle Möglichkei­ten, Gott zu spielen und die Natur nach eigenem Willen und trotz unabsehbar­er Folgen umzugestal­ten, wurden und werden früher oder später ausgeschöp­ft. Und mag der Mensch dadurch die eigenen Lebengrund­lagen gefährden oder gegen alle Gebote der Menschlich­keit verstoßen. Einzig scheitern können die waghalsige­n Schöpfer daran, dass sich die Natur doch als viel zu komplex erweist, als dass sie wirklich kontrollie­rt manipulier­t werden könnte.

Die Wahrschein­lichkeit dafür ist hoch – und man mag es sich auch wünschen. Denn so traumhaft das Verspreche­n klingt, Krankheite­n, die man ja beileibe nicht als göttliches Schicksal begreifen muss, so auszurotte­n: Der Weg dorthin darf nicht über unmenschli­che Methoden führen; und die Manipulati­onen ließen sich sicher nicht auf das menschlich Sinnvolle beschränke­n.

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