Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was sich ein Radler wünscht

Weihnachte­n rückt näher, Zeit für ein paar Träume – sie reichen von mollig warm über eiskalt bis unendlich breit

- VON MARCUS BÜRZLE

Wärme Fangen wir banal und grundlegen­d an: Wer im Winter Fahrrad fahren will, braucht ein paar Dinge. Endlich eine wirklich wasserdich­te Jacke, Mütze unterm Helm und winddichte Socken, zum Beispiel. Sonst kriegt man verdammt schnell kalte Füße – im strengen Wortsinn und auch übertragen. Dabei ist Radfahren im Winter schön. Richtig ausgestatt­et fahre ich 100 Mal lieber im Schnee an der Wertach entlang, als in einer vollen Tram zwischen 20 erkälteten Zeitgenoss­en zu sitzen.

Schnee Klingt ein wenig ver2rückt.

Und tatsächlic­h ist Radfahren ohne jeden Niederschl­ag am schönsten. Aber wenn schon etwas aus den Wolken herabfällt, dann bitte Schnee. Nix ist gruseliger als Regen bei einem Grad Plus. Oder anders gesagt: Schnee ist trockener als Regen! Das habe ich irgendwo gelesen und es stimmt. Schnee kann man noch genießen. Wenn er unterm Rad knirscht oder sanft zur Erde segelt. Regen ist einfach nur bäh und nass. Leider ist der Klimawande­l an dieser Stelle ein Feind des Winterradl­ers. Aber das beruht auf Gegenseiti­gkeit. Abgasfreie Radler sind schließlic­h auch ein Feind des Klimawande­ls. Radelnde Schneeräum­er Liebe

(sind auch Frauen dabei?) in Orange: Ihr macht einen Super-Job. Räumen, Streuen und das fast jederzeit. Danke. Und auch auf Radwegen klappt das oft. Fatal und übel sind jedoch die kleinen Reste, die zwischen dem großen und kleinen Räumer oder im Niemandsla­nd von Kreuzungen liegen bleiben. Da, wo Radler fahren.

Wenn das Zeug dann festfriert, werden aus zehn Zentimeter­chen Schnee über Nacht zehn Zentimeter Fahrradspe­rre. Nahezu unfahrbar und eisgefährl­ich. Das kann einen schnell aus der Bahn und aus dem Sattel werfen. Daher die Idee: Fahrt einmal selber Rad im Winter – dann ist alles klar.

Licht Mal wieder. Aber man

es nicht oft genug sagen: Licht an! Wer sein Rad im Dunkeln

bewegt, muss schon aus eigenem Interesse (langes Leben und so) für Licht am Rad sorgen. Ich bin es leid, laufend zu hören, wie viele Radler kein Licht haben. Ich werde keinen mehr verteidige­n! Breite Was ist das bitte für ein Man hätte nicht gedacht, dass es in Augsburg so etwas jemals geben könnte. Aber in der Donauwörth­er Straße sind die Radstreife­n so breit, dass man sich fast verloren vorkommt. Früher waren solche Streifen in der Regel gerade mal so breit, dass der Lenker nicht rechts und links rausragte (im besten Fall). Die neuen sind so breit, dass das Rechtsfahr­gebot endlich auch umgesetzt werden kann. Es gibt nämlich plötzlich rechts und links und nicht nur ein Alibispürc­hen. Bitte noch viel mehr davon!

Radler Ich wünsche mir, dass die

vor Ampeln – also die aus Rädern – immer länger werden. Wenn ich mich als Siebter anstellen muss – gerne. Und wenn eines Tages der Stau so lange wird, dass eine Ampelphase nicht mehr reicht? Grüne Welle für Radler. Friede Ja, das klingt ein wenig

Aber mal ehrlich: Was nutzen die Motzerei und Huperei auf den Straßen. Treibt nur den Blutdruck hoch. Wenn jeder an den anderen denkt, läuft es für alle besser auf den Straßen der Stadt. Und ich bin wunschlos glücklich.

Marcus Bürzle, 42, kam durch Zufall zum Fahrrad und fährt nun täglich.

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Unsere Kolumne finden Sie jeden Donnerstag an dieser Stelle Ihres Lokalteils. Nächste Woche: „Mein Augsburg“mit Augsburger­ischen Ansichten und Geschichte­n.

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