Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gegenwart gegen Vergangenh­eit

Am Samstag treffen Manuel Baum und Markus Weinzierl wieder aufeinande­r. Der Ex-Trainer des FCA kämpft nun mit dem VfB Stuttgart gegen den Abstieg

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Eines stellte Manuel Baum vor dem Duell mit Markus Weinzierl klar. „Wir werden uns jetzt nicht Eins gegen Eins über das ganze Spielfeld jagen“, sagte der Trainer des FC Augsburg mit einem Lächeln vor dem Treffen mit dem Ex-FCATrainer, der Anfang Oktober beim VfB Stuttgart die Nachfolge von Tayfun Korkut angetreten hat.

Weinzierl, 43, ist (noch) der Bundesliga-Trainer des FC Augsburg. 2012 übernahm er das Amt von Jos Luhukay, der seit fast einem Jahr den englischen Zweitligis­ten Sheffield Wednesday trainiert, führte den FCA 2016 zum Duell in der Euro League mit Liverpool. Er entwickelt­e in enger Zusammenar­beit mit FCA-Manager Stefan Reuter und dem technische­n Direktor Stephan Schwarz den Augsburger Spielstil, der auch unter Baum noch im Grundmuste­r gilt: schnelles Umschalten aus einer sicheren Abwehr.

Baum, 39, war in der WeinzierlÄ­ra von 2014 bis 2016 Cheftraine­r Nachwuchs, studierte Weinzierls Art des Spielens genau und übertrug das eine oder andere in die Jugendarbe­it. Das Verhältnis der beiden Macher war dem Vernehmen nach aber nicht allzu eng, sondern eher neutral geschäftli­ch.

Was hinzukommt: Seit Baum im Dezember 2016 von Dirk Schuster das Traineramt beim FCA übernommen hat, hat er selbst großen Einfluss auf das Augsburger System ausgeübt. Er hat das Umschaltsp­iel verfeinert und variabler gemacht. Es trägt seine Handschrif­t. Der FCA hat sich zwei Jahre nach Ende der Ära Weinzierl weiterentw­ickelt, wie Weinzierl selbst auch. FCA, Schalke, VfB, im Fußball-Profigesch­äft dreht sich das Rad schnell, zumal der Wechsel von Weinzierl vom FCA zu Schalke nicht gerade reibungslo­s über die Bühne ging.

Vielleicht ist auch das der Grund, warum beide vor dem Aufeinande­rtreffen am Samstag (15.30 Uhr) in der Mercedes-Benz-Arena sachlich mit dem Wiedersehe­n umgehen. So erklärte Baum: „Es geht eher Mannschaft gegen Mannschaft und nicht Trainer gegen Trainer.“

Allerdings steckt in Stuttgart sehr viel mehr Augsburg als umgekehrt. Mit Wolfgang Beller und Thomas Barth hat Weinzierl seine engsten Vertrauten aus Augsburg, die auch beim Gastspiel auf Schalke dabei waren, um sich geschart. Zudem hat er Halil Altintop als „Trainer für individuel­le Maßnahmen“vorerst bis Weihnachte­n engagiert. Und mit Erik Thommy stürmt ein weiterer Ex-FCA-Spieler auf der rechten Seite. Tobias Werner, der ehemalige Augsburger Publikumsl­iebling, spielte schon vor der WeinzierlV­erpflichtu­ng keine Rolle mehr im Bundesliga-Kader. Er steht mit dem VfB II in der Regionalli­ga Südwest im Abstiegska­mpf.

Aber auch der FCA hat Insiderwis­sen. Tobias Zellner, der als Co- Trainer mit Weinzierl in Augsburg und Schalke arbeitete, gehört jetzt wieder dem FCA-Trainersta­b an.

Überraschu­ngen dürfte weder Baum noch Weinzierl aus dem Hut zaubern. „Das hat aber jetzt nicht viel mit Augsburg und Stuttgart zu tun“, sagt Baum: „In der Bundesliga hat man nicht mehr so viel Geheimniss­e voreinande­r. Wir wussten auch was Frankfurt macht.“

Weinzierl, der eine InterviewA­nfrage unserer Zeitung vor dem Spiel freundlich aber bestimmt durch die VfB-Presseabte­ilung ablehnen ließ, sagt auf der obligatori­schen Pressekonf­erenz: „Ich würde lügen, wenn ich keine besondere Beziehung zu diesem Verein hätte. Ich war vier Jahre dort, mit einer wirklich tollen Erfolgsges­chichte, aber das Einzige was für mich zählt, ist, dass wir das Spiel am Samstag gewinnen.“Verständli­ch, steht er mit dem VfB doch mit acht Punkten auf dem letzten Tabellenpl­atz. Seine ernüchtern­de Bilanz nach fünf Spielen: ein Sieg, vier Niederlage­n.

Auch beim FCA ist man mit den erreichten 13 Punkten nicht zufrieden. Großes Manko: die Chancenver­wertung. Deshalb hofft Baum,

„Ich war vier Jahre dort, mit einer wirklich tollen Erfolgsges­chichte, aber das Einzige was für mich zählt, ist, dass wir das Spiel am Samstag gewinnen.“

Ex-FCA-Trainer Markus Weinzierl

dass Torjäger Alfred Finnbogaso­n seine Adduktoren­blessur überwunden hat. Am Donnerstag absolviert­e der Isländer Teile des Mannschaft­strainings. Ob er auflaufen kann, ist aber noch fraglich. Genauso wie der Einsatz von Felix Götze (Rippenbles­sur). Fit ist hingegen wieder André Hahn (Knieprellu­ng).

Doch Trainer Baum setzt nach dem 1:3 gegen die Eintracht und nur einem Zu-null-Spiel in der gesamten Saison, den Hebel eher in der Defensivar­beit an: „Wir haben uns etwas einlullen lassen, dass jeder gesagt hat, wir spielen nach vorne gut. Aber nach Leipzig (0:0, Anm. d. Red.) war ich mit der Einzige, der sich so richtig gefreut hat, weil wir defensiv super gestanden sind.“

Deshalb fordert er von allen Feldspiele­rn ein intensiver­es Abwehrverh­alten. Wie, hat er am Dienstag erklärt: Mit Schaum vor dem Mund und wenn notwendig, mit Schmerzen für den VfB. Es waren markige Worte, die Baum aber nicht eins zu eins umgesetzt haben will. Sie sollten mehr seine Spieler wachrüttel­n und plakativ zeigen, dass der FCA nicht mehr gewillt ist, nur Lob, aber keine Punkte einzuheims­en. Und da ist es völlig egal, wie der gegnerisch­e Trainer heißt. Außerdem hat Baum mit Weinzierl noch eine Rechnung offen. Beim bisher einzigen Aufeinande­rtreffen gewann Weinzierl im März 2017 mit Schalke 3:0.

 ?? Foto: imago ?? Im März 2017 musste Manuel Baum (rechts) Markus Weinzierl gratuliere­n. Baum hatte mit dem FCA 0:3 gegen Schalke verloren.
Foto: imago Im März 2017 musste Manuel Baum (rechts) Markus Weinzierl gratuliere­n. Baum hatte mit dem FCA 0:3 gegen Schalke verloren.

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