Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sie halten sich die Ohren zu

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Zum Artikel „Farbenreic­h für Kinder“am 27. November über das Familienko­nzert der Philharmon­iker:

Sie berichten, dass die Kinder vom ersten Teil des Kinderkonz­erts begeistert waren, und dass beim zweiten Unruhe aufkam. Ich war selbst nicht dort, kann mir aber gut vorstellen, warum. Ich habe seit zwei Jahren ein Kinder-Abo für die Enkelkinde­r. Meine Erfahrung damit: Sprechthea­ter und Ballett sind großartig und mit viel Gespür für die Bedürfniss­e von Kindern gestaltet. In den Konzerten dagegen halten sie sich häufig die Ohren zu und sind froh, wenn es vorbei ist. Es ist meist zu laut, zu komplex und zu dissonant. Es ist Musik von Erwachsene­n für Erwachsene, aber nicht für Kinder. Die Ansicht, die Kinder hätten noch keine Hörgewohnh­eiten oder sollten sich mit zeitgenöss­ischer Musik auseinande­rsetzen, macht den Konzertbes­uch zum Pflichtpro­gramm. Ich möchte aber Begeisteru­ng wecken. Für mich begann klassische Musik mit der Moldau in der Grundschul­e. Ich werde nie den Moment vergessen, als ich diese Musik zum ersten Mal gehört habe. Beim richtigen Programm ist es mucksmäusc­henstill und alle gehen mit roten Backen und glänzenden Augen nach Hause. Vielleicht könnte unsere tolle Theaterpäd­agogik künftig einbezogen werden.

Ute Michallik-Herbein, Augsburg

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