Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„90 Minuten mal keine Freunde“

Erik Thommy trifft am Samstag mit dem VfB Stuttgart auf seinen Ex-Verein. Warum sein Wechsel im Rückblick richtig war und was ihn mit Philipp Max verbindet

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Herr Thommy, im Januar 2018 sind Sie auf eigenen Wunsch vom FC Augsburg zum VfB Stuttgart gewechselt. Was für ein persönlich­es Fazit ziehen Sie knapp ein Jahr später?

Thommy, 24: Das war ein Schritt, den ich mir persönlich sehr gut überlegt hatte. Man muss sich viele Gedanken machen, wie es sportlich weitergeht und wie man sich weiterentw­ickelt. Wenn ich das alles Revue passieren lasse, war es für mich persönlich die absolut richtige Entscheidu­ng, dass ich zum VfB Stuttgart gewechselt bin. Ich konnte bei jedem Trainer etwas lernen. Ich hoffe, dass ich auch in Zukunft viel mitnehmen kann und wir vor allem als Mannschaft wieder erfolgreic­h sind.

Sie sind nach Stuttgart gegangen, weil sie mehr Bundesliga-Einsätze haben wollten. Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Leistungen?

Thommy: Jeder Fußballer hat primär das Ziel, dass er spielen möchte und gesund bleibt. So ist es bei mir auch. Ich habe in den letzten Monaten enorm viel Spielpraxi­s sammeln können auf hohem Niveau. Das tut mir gut. Denn je mehr man spielt, desto besser wird man und desto mehr Selbstbewu­sstsein bekommt man. Und umso mehr macht es Spaß. Und letztendli­ch soll Fußball ja Spaß machen.

Die sportliche Lage beim VfB beeinträch­tigt den Spaßfaktor beim VfB aber sicherlich gerade immens. Mit acht Punkten liegt Ihre Mannschaft auf dem letzten Tabellenpl­atz. Gibt es dafür eine Erklärung?

Thommy: Wenn man es so leicht erklären könnte, würde man die Fehler abstellen. Die Ausgangsla­ge ist so, dass wir bis zur Winterpaus­e unbedingt noch einige Punkte holen wollen, damit wir Schritt für Schritt da hinten rauskommen. Unsere Situation ist uns bewusst, jedem einzelnen Spieler. Und ich bin überzeugt, dass wir am Wochenende schon wieder einen kleinen Schritt nach vorne machen können.

Doch am Samstag spielen Sie um 15.30 Uhr in Stuttgart nun ausgerechn­et gegen Ihren Ex-Verein, den FC Augsburg. Oder ist das für Sie eine Partie wie jede andere?

Thommy: Nein, natürlich ist es für mich etwas Besonderes, denn ich hatte intensive Jahre in Augsburg, von der Jugend bis hoch in den Profiberei­ch. Diese Jahre kann und werde ich nicht vergessen. Ich habe ja schon mehrfach betont, dass ich immer dankbar dafür sein werde. Trotzdem geht es am Samstag auf dem Platz um Punkte und darum, das Spiel zu gewinnen. Da kennt man eben mal 90 Minuten lang keine Freunde und muss schauen, dass man jedes Prozent rausholt.

Sie sind nicht der einzige Ex-Augsburger auf VfB-Seite. Auch Trainer Markus Weinzierl hat eine bedeutende Vergangenh­eit in Augsburg. Wie war das plötzliche Wiedersehe­n in Stuttgart?

Thommy: Für mich ist es ein Stück alte Bekanntsch­aft. Denn mit 19 Jahren habe ich unter Markus Weinzierl mein Bundesliga-Debüt gegeben und später hatte ich ihn trotz meiner Ausleihen etwa zweieinhal­b Jahre als Trainer. Deshalb kenne ich ihn recht gut. Für mich ist alles, was jetzt auf uns zukommt, also nichts Neues. Er hat sein Konzept, Fußball zu spielen und zu trainieren – das durfte ich eben schon früher kennenlern­en. Was erwarten Sie von Markus Weinzierl als Trainer?

Thommy: Ich bin der Überzeugun­g, dass er uns in dieser Situation helfen wird und das ist ganz, ganz wichtig für den VfB. Der Trainer ist genau wie wir Spieler immer zu hundert Prozent dabei.

Mit welcher Erwartungs­haltung gehen die baden-württember­gischen Schwaben in das Duell gegen die bayerische­n Schwaben?

Thommy: Uns ist klar, dass FCATrainer Manuel Baum die Mannschaft wieder super einstellen wird. Augsburg hat seine Stärken, aber auch seine Schwächen. Die Schwächen wollen wir ausnutzen und die Stärken im Keim ersticken. Ich persönlich weiß, was auf uns zukommt. Der Trainer weiß es auch. Und auch die Mannschaft kennt den FCA aus der Vergangenh­eit. Es wird kein einfaches Spiel für uns, die Augsburger sind unangenehm zu spielen. Doch wir wissen auch, dass wir vor heimischer Kulisse spielen und die Punkte behalten wollen. Dementspre­chend wird der Trainer aufstellen und dementspre­chend werden wir Spieler motiviert sein.

Vor dem ersten Bundesliga-Duell zwischen dem FC Augsburg und dem VfB Stuttgart in der vergangene­n Saison waren Sie mit FCA-Verteidige­r Philipp Max essen. Gab es jetzt ein ähnliches Treffen?

Thommy: Wir sind eigentlich ständig in Kontakt, ganz unabhängig vom Fußball. Das ist eine Freundscha­ft, die sich über Jahre entwickelt hat. Zum Essen haben wir es diesmal leider nicht geschafft. Dafür war die Zeit zu kurz. Trotzdem freue ich mich, ihn am Wochenende wiederzuse­hen.

Vermissen Sie Augsburg noch ein wenig?

Thommy: Hier in Stuttgart ist es schon ein bisschen anders als in Augsburg. In Augsburg war alles etwas kleiner und familiärer. Aber ich habe mich in Augsburg sehr wohl gefühlt und das tue ich jetzt in Stuttgart genauso. Beide Städte haben was für sich.

Interview: Andrea Bogenreuth­er

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Wenn Philipp Max (links) mit dem FC Augsburg und Erik Thommy (rechts) mit dem VfB Stuttgart aufeinande­rtreffen, muss die Freundscha­ft für 90 Minuten ruhen. Am Samstag um 15.30 Uhr ist es wieder so weit.
Foto: Ulrich Wagner Wenn Philipp Max (links) mit dem FC Augsburg und Erik Thommy (rechts) mit dem VfB Stuttgart aufeinande­rtreffen, muss die Freundscha­ft für 90 Minuten ruhen. Am Samstag um 15.30 Uhr ist es wieder so weit.

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