Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Diese Nachbarin ist fürs Ehepaar Szasz ein Engel
In der Reihe „Mein Engel“stellen wir Leser vor, die sich bei einem Menschen für seine Hilfe bedanken wollen. Die erste Folge führt nach Haunstetten in ein Mehrfamilienhaus. Dort begann alles in der Waschküche
Engel müssen nicht überirdisch sein. „Ach, Du bist ein Engel“, sagt man zu einem Menschen, dem man besonders dankbar ist. In unserer Adventsserie „Mein Engel“stellen wir Menschen vor, die einen Engel haben und sich bei ihm bedanken möchten. So wie Katja und Johann Szasz.
Das Ehepaar Szasz aus Haunstetten hat solch einen Engel. Der ist momentan – ganz irdisch – ziemlich erkältet. Für die 77 Jahre alte Katja Szasz ein Grund, ihrem persönlichen Engel eine Kürbissuppe mit Ingwer zu kochen. Denn auch Engeln muss man etwas von der Hilfsbereitschaft zurückgeben, finden sie und ihr Mann. Ohne die Unterstützung von Anna Schmidt könnten die Szaszs ihr Leben in dem Mehrfamilienhaus nicht so führen, wie sie es tun. Anna Schmidt ist die 67-jährige Nachbarin, die unter ihnen wohnt. Die besondere Beziehung zwischen ihr und dem Ehepaar Szasz begann vor sieben Jahren noch weiter unten – in der Waschküche.
Als Katja Szasz und ihr Mann damals in den zweiten Stock des Hauses zogen, wollte die Ehefrau keine Waschmaschine in der Wohnung haben. Ihr war es lieber, die Wäsche im Keller zu machen. „Damit ich ein paar Treppen laufe und in Bewegung bleibe“, erklärt sie. In der Waschküche hat Szasz einen kleinen Hocker. Bald saßen die Frauen unten und ratschten miteinander. „Wir waren uns auf Anhieb sympathisch“, sagen beide. Doch das mit dem Treppensteigen, war für Szasz irgendwann nicht mehr so einfach.
Nach gesundheitlichen Problemen ist das Ehepaar inzwischen nicht mehr gut zu Fuß. Katja Szasz hat zwei Knieprothesen und Arthrose, ihr Mann Johann erholt sich gerade von einem leichten Schlaganfall. Anna Schmidt, die seit zwei Jahren in Rente ist und die Hausmeistertätigkeiten für das Mehrfamilienhaus im Griff hat, packt für das Ehepaar mit an. „Anna trägt unsere Waschkörbe nach oben in unsere Wohnung. Jeden Morgen legt sie uns die Zeitung vor die Tür“, erzählen Anna und Johann Szasz. „Wenn wir krank sind, geht Anna für uns zur Apotheke.“Sie schauen ihre Nachbarin dankbar an. Die winkt etwas verlegen ab. „Für mich ist das ganz normal. So lange das bei mir geht, warum denn nicht“, entgegnet sie bescheiden. Die Eheleute wissen die Hilfsbereitschaft sehr zu schätzen. Für die beiden ist Anna Schmidt ein Engel, der ihnen vieles im Alltag erleichtert. Wie jeden Donnerstag etwa.
Das ist der Tag, an dem eine Freundin mit Katja Szasz zum wöchentlichen Einkauf fährt. Die Szaszs haben kein Auto. Donnerstags wartet also Anna Schmidt, bis Katja Szasz vom Einkauf zurückkehrt. Dann trägt sie für ihre Nachbarin die Lebensmittel die Treppe hoch und hilft ihr beim Einräumen des Kühlschranks. Manchmal gerät der Engel aber in die Bredouille. Etwa wenn der eigene Ehemann donnerstags etwas unternehmen will. Dann hat er das Nachsehen. Denn Schmidt würde ihre Nachbarin nie im Stich lassen. „Ab und zu braucht es dann eine kleine Notlüge, damit ich zu Hause bleiben kann. Irgendwas fällt mir immer ein.“
Warum sie das alles macht? Anna Schmidt überlegt. „Ich bin halt froh, wenn ich helfen kann.“Für die Szaszs ist die Unterstützung der Nachbarin keine Selbstverständlichkeit. Oft, sagt die 77-Jährige, sei es ihr sogar unangenehm. „Es ist nicht immer leicht, Hilfe anzunehmen“, meint sie und wendet sich an Anna Schmidt: „Wenn du mal selber nicht mehr so fit bist, musst du das auch lernen.“Schmidt winkt ab. „Ich bin froh, dass ich keine Hilfe brauche.“
Die 67-Jährige ist es gewohnt, hinzulangen, wenn es etwas zu tun gibt. Viele Jahre lang hatte sie als Haushälterin bei einer Familie gearbeitet und war da die gute Seele. Katja und Johann Szasz gehen mit ihrem Engel in die Küche auf einen Tee. Oft sitzen sie hier und plaudern. Ein Tee und gute Gespräche können auch einem erkälteten Engel nur gut tun.
Sie haben auch einen persönlichen Engel, der Ihnen schon einmal aus der Patsche geholfen hat oder Sie im Alltag unterstützt? Schreiben Sie uns gerne, wer Ihr Engel ist und wir nehmen Kontakt mit Ihnen auf. Bitte geben Sie dazu Ihren Namen, Adresse und die Telefonnummer an. Entweder per Post an: Augsburger Allgemeine – Lokalredaktion, Maximilianstraße 3, 86150 Augsburg. Oder per Mail an: lokales@augsburger-allgemeine.de. Betreff: Engel. Wir freuen uns schon auf Ihre Geschichte.