Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wörle will Kritiker ins Leere laufen lassen
Wie Gersthofens Bürgermeister auf die heftige Kritik an seiner Arbeit reagiert
Gersthofen Wird’s doch noch was mit dem vorweihnachtlichen Frieden in der Gersthofer Stadtpolitik? Bürgermeister Michael Wörle jedenfalls zeigt wenig Neigung, auf die jüngsten Angriffe der Fraktionschefs von CSU und WIR zu reagieren. Diese hatten dem Gersthofer Rathauschef einen „fragwürdigen Führungsstil“und „Unzulänglichkeit“vorgeworfen (wir berichteten).
Die Reaktion des so Gescholtenen erfolgte gestern, beziehungsweise, sie erfolgte nicht. „Ich werde mich an persönlichen Streitereien nicht beteiligen“, sagte Wörle auf Anfrage unserer Zeitung. Ihm komme es auf inhaltliche Auseinandersetzungen an. Persönliche Auseinandersetzungen seien nicht sein Politikstil. Wörle will seine Kritiker offenbar ins Leere laufen lassen.
Dabei schwelt der Streit, um den es geht, schon das ganze Jahr über in der Gersthofer Stadtpolitik. Wörle wirft den beiden Fraktionen vor, durch ein Nein zu Neueinstellungen wichtige Bauvorhaben der Stadt verzögert zu haben. Diese wiederum sagen, Wörle habe seinen Laden nicht im Griff. Und das nicht zum ersten Mal. Bereits Ende September attackierten Poppe und Brem den Rathauschef frontal. Ihr Stichwort damals: „Führungsproblem“.
Im Mai trat der Konflikt erstmals ganz ungeschminkt zutage. Damals attackierte der Freie-Wähler-Chef Reinhold Dempf, dessen Gruppierung Wörle unterstützt, CSU und WIR wegen ihrer „Verhinderungspolitik“. Diese sei „grob fahrlässig und verantwortungslos“. CSU-Chef Stefan Buck revanchierte sich damals mit einer Spitze gegen die von Wörle geführte Verwaltung, diese sei bei der Planung von Bauvorhaben „in höchstem Maße unprofessionell“. Stadtchef Wörle hielt sich auch damals raus, gab aber bekannt, dass die Stadt wegen der dünnen Personaldecke Bauvorhaben strecken müsse.
Mit nicht erfolgten Einstellungen durch den Stadtrat begründete Wörle auch Anfang der Woche Verzögerungen bei der Bädersanierung. Die Chefs der beiden Fraktionen von WIR und CSU, Georg Brem und Max Poppe, kritisierten den Rathauschef daraufhin scharf. Die durchgefallenen Bewerber seien nicht geeignet gewesen, und die Stadträte hätten nur ihre Pflicht getan. Wörle habe die Öffentlichkeit „wieder einmal bewusst getäuscht“. polterte Brem.
Gegenüber unserer Zeitung betonte der Rathauschef, der gestern in Dortmund war, er habe die Personalentscheidung, die mit den Stimmen von CSU und WIR erfolgt sei, nicht angegriffen. Er habe lediglich deren Folgen in Bezug auf die Sanierung der Bäder dargestellt, die nun voraussichtlich erst 2020 beginnen soll. Wörle. „Das geht uns doch allen zu langsam.“
Schon im Wahlkampf 2014 hatte sich der parteilose Wörle, der im Stadtrat von Freien Wählern, SPD/ Grünen und Pro Gersthofen unterstützt wird, betont friedlich gegeben. „Ich habe mit niemandem Streit“, lautete der Slogan, mit dem sich der Newcomer von den erbitterten und zum Teil bitterbösen Auseinandersetzungen abheben wollte, die die Ära seines Vorgängers Jürgen Schantin geprägt hatten.
Im Stadtrat fliegen immer wieder die Fetzen
Dieser Linie versucht der Rathauschef offenbar weiter treu zu bleiben, wobei im Gersthofer Stadtrat dennoch immer wieder die sprichwörtlichen Fetzen fliegen. Viele der Protagonisten dort sind sich seit Jahren in inniger Gegnerschaft verbunden. Wobei aus erbitterten Gegnern durchaus auch Partner werden können. Bestes Beispiel ist das Zusammenspiel zwischen WIR und CSU. Dass die beiden stärksten Fraktionen im Stadtrat einträchtig den Doppelpass pflegen, hat nach der Wahl 2014 beileibe nicht jeder vorausgesehen.