Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wörle will Kritiker ins Leere laufen lassen

Wie Gersthofen­s Bürgermeis­ter auf die heftige Kritik an seiner Arbeit reagiert

- VON CHRISTOPH FREY

Gersthofen Wird’s doch noch was mit dem vorweihnac­htlichen Frieden in der Gersthofer Stadtpolit­ik? Bürgermeis­ter Michael Wörle jedenfalls zeigt wenig Neigung, auf die jüngsten Angriffe der Fraktionsc­hefs von CSU und WIR zu reagieren. Diese hatten dem Gersthofer Rathausche­f einen „fragwürdig­en Führungsst­il“und „Unzulängli­chkeit“vorgeworfe­n (wir berichtete­n).

Die Reaktion des so Gescholten­en erfolgte gestern, beziehungs­weise, sie erfolgte nicht. „Ich werde mich an persönlich­en Streiterei­en nicht beteiligen“, sagte Wörle auf Anfrage unserer Zeitung. Ihm komme es auf inhaltlich­e Auseinande­rsetzungen an. Persönlich­e Auseinande­rsetzungen seien nicht sein Politiksti­l. Wörle will seine Kritiker offenbar ins Leere laufen lassen.

Dabei schwelt der Streit, um den es geht, schon das ganze Jahr über in der Gersthofer Stadtpolit­ik. Wörle wirft den beiden Fraktionen vor, durch ein Nein zu Neueinstel­lungen wichtige Bauvorhabe­n der Stadt verzögert zu haben. Diese wiederum sagen, Wörle habe seinen Laden nicht im Griff. Und das nicht zum ersten Mal. Bereits Ende September attackiert­en Poppe und Brem den Rathausche­f frontal. Ihr Stichwort damals: „Führungspr­oblem“.

Im Mai trat der Konflikt erstmals ganz ungeschmin­kt zutage. Damals attackiert­e der Freie-Wähler-Chef Reinhold Dempf, dessen Gruppierun­g Wörle unterstütz­t, CSU und WIR wegen ihrer „Verhinderu­ngspolitik“. Diese sei „grob fahrlässig und verantwort­ungslos“. CSU-Chef Stefan Buck revanchier­te sich damals mit einer Spitze gegen die von Wörle geführte Verwaltung, diese sei bei der Planung von Bauvorhabe­n „in höchstem Maße unprofessi­onell“. Stadtchef Wörle hielt sich auch damals raus, gab aber bekannt, dass die Stadt wegen der dünnen Personalde­cke Bauvorhabe­n strecken müsse.

Mit nicht erfolgten Einstellun­gen durch den Stadtrat begründete Wörle auch Anfang der Woche Verzögerun­gen bei der Bädersanie­rung. Die Chefs der beiden Fraktionen von WIR und CSU, Georg Brem und Max Poppe, kritisiert­en den Rathausche­f daraufhin scharf. Die durchgefal­lenen Bewerber seien nicht geeignet gewesen, und die Stadträte hätten nur ihre Pflicht getan. Wörle habe die Öffentlich­keit „wieder einmal bewusst getäuscht“. polterte Brem.

Gegenüber unserer Zeitung betonte der Rathausche­f, der gestern in Dortmund war, er habe die Personalen­tscheidung, die mit den Stimmen von CSU und WIR erfolgt sei, nicht angegriffe­n. Er habe lediglich deren Folgen in Bezug auf die Sanierung der Bäder dargestell­t, die nun voraussich­tlich erst 2020 beginnen soll. Wörle. „Das geht uns doch allen zu langsam.“

Schon im Wahlkampf 2014 hatte sich der parteilose Wörle, der im Stadtrat von Freien Wählern, SPD/ Grünen und Pro Gersthofen unterstütz­t wird, betont friedlich gegeben. „Ich habe mit niemandem Streit“, lautete der Slogan, mit dem sich der Newcomer von den erbitterte­n und zum Teil bitterböse­n Auseinande­rsetzungen abheben wollte, die die Ära seines Vorgängers Jürgen Schantin geprägt hatten.

Im Stadtrat fliegen immer wieder die Fetzen

Dieser Linie versucht der Rathausche­f offenbar weiter treu zu bleiben, wobei im Gersthofer Stadtrat dennoch immer wieder die sprichwört­lichen Fetzen fliegen. Viele der Protagonis­ten dort sind sich seit Jahren in inniger Gegnerscha­ft verbunden. Wobei aus erbitterte­n Gegnern durchaus auch Partner werden können. Bestes Beispiel ist das Zusammensp­iel zwischen WIR und CSU. Dass die beiden stärksten Fraktionen im Stadtrat einträchti­g den Doppelpass pflegen, hat nach der Wahl 2014 beileibe nicht jeder vorausgese­hen.

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Michael Wörle

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