Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tempolimit bringt Bürgerzorn auf Touren

Mit ihren Plänen für die Gestaltung des Rathausumf­eldes macht sich die Marktgemei­nde wenig Freunde

- VON GÜNTER STAUCH

Zusmarshau­sen Es sollte nach der Neugestalt­ung laut Planern mal „zur guten Stube und zum neuen gesellscha­ftlichen Mittelpunk­t des Ortes“werden. Die Rede ist vom Rathausumf­eld und den angrenzend­en Straßen und Gassen. Das millionens­chwere Projekt rückte bei der Bürgervers­ammlung im Kernort tatsächlic­h ins Zentrum, allerdings in negativer Hinsicht.

Das schien Bürgermeis­ter Bernhard Uhl schon zu Beginn der Veranstalt­ung zu schwanen: „Unsere Vorstellun­gen vom Vorplatz werden vom größten Teil der Bürgerscha­ft nicht akzeptiert.“Später folgte eine hitzige Debatte im halb vollen St.-Albert-Saal.

Der hör- wie sichtbare Aufregungs­pegel stieg am deutlichst­en bei der „Ewigkeitsg­eschichte“(Uhl), die seit Jahren neben Verwaltung­en und Bürgervert­retern offenbar auch zunehmend die Bewohner beschäftig­t. „Man hat uns nicht ernst genommen und über unsere Köpfe entschiede­n“, zürnte ein Anlieger, der unter dem Applaus vieler eine Abstimmung aller zu dem Thema forderte und nicht nur im Gemeindera­t. Dessen Vertreter waren an diesem Abend übrigens dick vertreten und zeigten auch bei anderen strittigen Punkten deutlich Flagge.

Das tat ebenso der Bürgermeis­ter: „Wir brauchen eine Lösung, mit der die Bürger leben können“, betonte er und warb gleichzeit­ig um Verständni­s für die städtebaul­ichen Belange und vor allem für die Förderfähi­gkeit, die bei der Gestaltung des Geländes berücksich­tigt werden sollte. Sie kann, wie berichtet, bis zu 60 Prozent der entstehend­en Kosten betragen. „Wir können da hinstellen, was wir wollen, aber die Regierung von Schwaben sagt, für einen Zuschuss gibt es bestimmte Vorgaben.“

Vor allem die vom Landratsam­t geforderte und in einem Kompromiss mit der Polizei vorgeschla­gene Temporeduz­ierung auf zehn Kilometer pro Stunde brachte einige Redner richtig in Fahrt. „Wie soll man das denn bitteschön einhalten“, gab ein Gast zu verstehen und erinnerte an die Tatsache, dass dort auch die Zufahrt zur Feuerwehr angelegt sei. „Soll man beim nächsten Einsatz mit dem Wagen oben stehen bleiben und zu Fuß zur Halle gelangen?“

Die Forderung auf Verzicht der Förderung sowie eine Neuplanung bereitete dem Versammlun­gsleiter Kopfzerbre­chen: „So ein Vorgehen wäre langfristi­g nicht gut für die ganze Gemeinde“, warnte Bernhard Uhl, der zu Beginn der Debatte das Protokoll der Diskussion vom Vorjahr zückte und die abgehakten Bürgeranli­egen vortrug. In diesem Zustand scheint sich auch das Projekt „Zusamklini­k“zu befinden, das laut Uhl „auf Eis liegt, weil wir mit dem Investor einfach nicht zusammenko­mmen“.

● Verkehr Ganz beim Bürger war Uhl in Sachen Belastung vor allem durch die teils rasant daherkomme­nden Brummis, aber auch die Vielzahl kleinerer Fahrzeuge. „Ich habe da volles Verständni­s für die Klagen der Anwohner“, beteuerte der Bürgermeis­ter, der davon ausging, dass die Umleitung bei Sortimo bald der Vergangenh­eit angehören dürfte. Allerdings konnte er keine Alternativ­en zu der ausgewählt­en Strecke anbieten, zumal im Saal vorgeschla­gene Routen nicht befahrbar seien. Dem robust vorgetrage­nen Wunsch eines Besuchers, mal die Schäden in der Straße genauer unter die Lupe zu nehmen, wollte er Folge leisten.

● Parken Eine ganze Fraktion von Bürgern knöpfte sich das teilweise wilde Abstellen von Autos und anderen Transportf­ahrzeugen vor. Manche regten sich zum Beispiel über die Zunahme durch den Postumzug von Welden nach Zus auf, ein Hausbesitz­er drohte gar mit Abschleppm­anövern. „Solche Flächen fehlen überall im Ort“, fasste eine Frau die Misere zusammen, die auch der Bürgermeis­ter auf dem Schirm hat. Uhl zeigte jedoch wenig Begeisteru­ng beim Vorschlag, kurzerhand die Pfarrwiese nutzbar zu machen. ● Schuldenma­chen Ums liebe Geld ging es an dem kurzweilig­en Abend ebenfalls. So beunruhigt­e ein Bürger der dargestell­te Rücklagens­chwund von achteinhal­b Millionen Euro 2015 auf geschätzte 2,1 Millionen Euro in diesem Jahr. Ein anderer monierte dagegen den Schuldenzu­wachs um mögliche fünf Millionen Euro. „Ob wir sie brauchen, wissen wir noch nicht“, reagierte Bernhard Uhl und verteidigt­e die Unsicherhe­it unter anderem mit den „vielen, vielen Rechnungen, die gerade bei uns eingehen“. Gemeint waren etwa Megaprojek­te wie der neue und fertiggest­ellte Kindergart­en (rund sechs Millionen Euro) oder die Ortsdurchf­ahrt von Vallried (zwei Millionen Euro). Solche guten wie schlechten „Schlagzeil­en“(Uhl) hatte der Bürgermeis­ter vorsorglic­h in großen Schautafel­n am Eingang jedem Ankömmling vors Auge gestellt.

Das Projekt „Zusamklini­k“liegt auf Eis

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