Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Lebst du schon oder pendelst du noch?

Augsburg erwacht aus dem Office-Dornrösche­nschlaf. Ein Branchenke­nner berichtet

- VON MICHAEL THIEDE

Die Frage in der Überschrif­t stellen sich nicht nur rund 22000 Pendler, welche die Region Augsburg täglich in Richtung München verlassen. Gesamt pendeln rund 383000 Beschäftig­te in die Region „München München Landeshaup­tstadt“. Ob dieser Weg nun im Auto, per Bahn oder Bus zurückgele­gt wird, spielt dabei keine Rolle. Im Mittel gehen rund zwei bis drei Stunden täglich verloren, um die Wegstrecke­n zu bewältigen – und dabei sind Staus, Schlechtwe­tter oder Ähnliches nicht einmal berücksich­tigt.

Städteplan­er sprechen heute schon von autofreien Innenstädt­en sowie mehr verkehrsbe­ruhigten Zonen und verlagern den Verkehr auf die Randzonen. Langfristi­g werden Innenstädt­e mit herkömmlic­hen Verkehrsmi­tteln wohl nicht mehr zu erreichen sein. Wobei die Zentren heute zu Rush Hour-Zeiten schon kaum mehr passierbar sind.

Bürokultur­en haben sich verändert. Aus muffigen Schreibstu­ben wurden freundlich­e Arbeitsplä­tze mit ergonomisc­hen Möbeln, klimatisie­rten Räumen, Feng-Shui-Elementen, kommunikat­iven Ecken und Kaffeevoll­automaten. Open Space oder WeWork, um nur einige Schlagwort­e moderner Bürowelten zu nennen, stehen hoch im Kurs der Entwickler und Nutzer. Die Digita- bringt immer mehr Dynamik auch in unser Privatlebe­n und ermöglicht es, an jedem Ort der Welt aktiv zu sein.

Das Arbeitsumf­eld verändert sich rasend schnell, doch an die Work Live Balance eines Pendlers wurde dabei nicht gedacht. Er steht noch immer im Stau oder wartet am Bahnhof auf verspätete Züge. So entstanden im Speckgürte­l der Großstädte wie auch München zahlreiche Büroprojek­te und entwickelt­en sich zu nahezu reinen Office Standorten mit wenig bis keinem sogenannte­n urbanen Leben.

Leider hat sich dabei niemand Gedanken darüber gemacht, wo die Arbeitnehm­er eigentlich wohnen und welchen Aufwand sie betreiben müssen, um an ihren Arbeitsort zu gelangen. Wer einmal gegen 18 Uhr beispielsw­eise im Raum Grünwald unterwegs war, wird wissen, wovon wir sprechen.

Eine schleppend­e Entwicklun­g

Ist es nicht endlich an der Zeit, Bürowelten dort zu errichten, wo Arbeitnehm­er wohnen und leben? Beispiele dafür gibt es leider noch zu wenige, jedoch haben es vereinzelt­e Unternehme­n wie beispielsw­eise Check 24 in Augsburg bereits vorgemacht.

Erste Untersuchu­ngen, wonach Mitarbeite­rwohnorte und Dienstlisi­erung orte selektiert wurden, zeigen eindeutig, dass es sich nicht nur für den Arbeitnehm­er lohnt, wenn OfficeStan­dorte an Orten errichtet werden, wo auch eine gewisse Dichte an Mitarbeite­rn wohnt.

Ein Blick in die umliegende­n Regionen würde sich am Ende nicht nur für den Pendler als vorteilhaf­t erweisen. Meist bieten sich dort auch erhebliche Chancen für den Investor. Gerade Regionen wie die Stadt Augsburg beziehungs­weise des Wirtschaft­sraums Augsburg dürften dafür prädestini­ert sein. Nicht nur der weitere Ausbau als Wissenscha­ftsund Technologi­estandort macht die Region immer attraktive­r.

Mit einem Flächenums­atz von rund 50 000 Quadratmet­ern (fremdvermi­etet, Fertigstel­lung 2019/20) erzielt der Augsburger Büromarkt ein beachtlich­es Ergebnis, gilt aber nach wie vor als C-Standort mit aufstreben­der Tendenz. Die Durchschni­ttsmiete im Neubau pendelt sich aktuell bei rund 13,50 Euro pro Quadratmet­er ein. Die Durchschni­ttsmiete im Bestand liegt bei rund 9,50 Euro pro Quadratmet­er.

Bei der Spitzenmie­te macht sich die gute Nachfrage nach Flächen im Topsegment weiter bemerkbar. Wegweisend­e Projekte wie Weitblick 1.7, Q40 oder der Sheridan Campus werden den gewerblich­en Immobilien­markt Augsburg weiter nachhaltig verändern. So werden die Spitzenmie­ten mittelfris­tig bei rund 18 Euro pro Quadratmet­er Nettofläch­e liegen.

Mobilität als Motor

Insbesonde­re der Augsburger Südwesten entlang der B17 wird bei Investoren immer beliebter. Diese Verkehrsac­hse zwischen Landsberg und Augsburg mit Anschluss an die A 8, angebunden an eine ÖPNVStrukt­ur, ermöglicht rasche Verbindung­en. Ein Standortvo­rteil, den auch Swiss Life Asset Managers erkannt hat, welche den „Sheridan Tower“für den neuen „Key Regional Cities“-Fonds erworben hat. Die Renditeerw­artungen sind im Vergleich zu A- beziehungs­weise B-Städten attraktiv und verspreche­n ein interessan­tes Investment.

Zusammenfa­ssend kann resümiert werden, dass die Branche noch mehr auf Standorte ausweichen wird und muss, welche beste Renditecha­ncen verbunden mit exzellente­r Performanc­e bieten. Die Unternehme­n werden sich über die Work Live Balance ihrer Mitarbeite­r mehr Gedanken machen müssen, sodass es zukünftig heißen wird: „Pendelst du noch oder arbeitest du schon in Augsburg?“

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Quelle: Datenstand 2017/Bundesagen­tur für Arbeit
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Quelle: JLL/Cushman & Wakefield/RES GmbH

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