Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Lebst du schon oder pendelst du noch?
Augsburg erwacht aus dem Office-Dornröschenschlaf. Ein Branchenkenner berichtet
Die Frage in der Überschrift stellen sich nicht nur rund 22000 Pendler, welche die Region Augsburg täglich in Richtung München verlassen. Gesamt pendeln rund 383000 Beschäftigte in die Region „München München Landeshauptstadt“. Ob dieser Weg nun im Auto, per Bahn oder Bus zurückgelegt wird, spielt dabei keine Rolle. Im Mittel gehen rund zwei bis drei Stunden täglich verloren, um die Wegstrecken zu bewältigen – und dabei sind Staus, Schlechtwetter oder Ähnliches nicht einmal berücksichtigt.
Städteplaner sprechen heute schon von autofreien Innenstädten sowie mehr verkehrsberuhigten Zonen und verlagern den Verkehr auf die Randzonen. Langfristig werden Innenstädte mit herkömmlichen Verkehrsmitteln wohl nicht mehr zu erreichen sein. Wobei die Zentren heute zu Rush Hour-Zeiten schon kaum mehr passierbar sind.
Bürokulturen haben sich verändert. Aus muffigen Schreibstuben wurden freundliche Arbeitsplätze mit ergonomischen Möbeln, klimatisierten Räumen, Feng-Shui-Elementen, kommunikativen Ecken und Kaffeevollautomaten. Open Space oder WeWork, um nur einige Schlagworte moderner Bürowelten zu nennen, stehen hoch im Kurs der Entwickler und Nutzer. Die Digita- bringt immer mehr Dynamik auch in unser Privatleben und ermöglicht es, an jedem Ort der Welt aktiv zu sein.
Das Arbeitsumfeld verändert sich rasend schnell, doch an die Work Live Balance eines Pendlers wurde dabei nicht gedacht. Er steht noch immer im Stau oder wartet am Bahnhof auf verspätete Züge. So entstanden im Speckgürtel der Großstädte wie auch München zahlreiche Büroprojekte und entwickelten sich zu nahezu reinen Office Standorten mit wenig bis keinem sogenannten urbanen Leben.
Leider hat sich dabei niemand Gedanken darüber gemacht, wo die Arbeitnehmer eigentlich wohnen und welchen Aufwand sie betreiben müssen, um an ihren Arbeitsort zu gelangen. Wer einmal gegen 18 Uhr beispielsweise im Raum Grünwald unterwegs war, wird wissen, wovon wir sprechen.
Eine schleppende Entwicklung
Ist es nicht endlich an der Zeit, Bürowelten dort zu errichten, wo Arbeitnehmer wohnen und leben? Beispiele dafür gibt es leider noch zu wenige, jedoch haben es vereinzelte Unternehmen wie beispielsweise Check 24 in Augsburg bereits vorgemacht.
Erste Untersuchungen, wonach Mitarbeiterwohnorte und Dienstlisierung orte selektiert wurden, zeigen eindeutig, dass es sich nicht nur für den Arbeitnehmer lohnt, wenn OfficeStandorte an Orten errichtet werden, wo auch eine gewisse Dichte an Mitarbeitern wohnt.
Ein Blick in die umliegenden Regionen würde sich am Ende nicht nur für den Pendler als vorteilhaft erweisen. Meist bieten sich dort auch erhebliche Chancen für den Investor. Gerade Regionen wie die Stadt Augsburg beziehungsweise des Wirtschaftsraums Augsburg dürften dafür prädestiniert sein. Nicht nur der weitere Ausbau als Wissenschaftsund Technologiestandort macht die Region immer attraktiver.
Mit einem Flächenumsatz von rund 50 000 Quadratmetern (fremdvermietet, Fertigstellung 2019/20) erzielt der Augsburger Büromarkt ein beachtliches Ergebnis, gilt aber nach wie vor als C-Standort mit aufstrebender Tendenz. Die Durchschnittsmiete im Neubau pendelt sich aktuell bei rund 13,50 Euro pro Quadratmeter ein. Die Durchschnittsmiete im Bestand liegt bei rund 9,50 Euro pro Quadratmeter.
Bei der Spitzenmiete macht sich die gute Nachfrage nach Flächen im Topsegment weiter bemerkbar. Wegweisende Projekte wie Weitblick 1.7, Q40 oder der Sheridan Campus werden den gewerblichen Immobilienmarkt Augsburg weiter nachhaltig verändern. So werden die Spitzenmieten mittelfristig bei rund 18 Euro pro Quadratmeter Nettofläche liegen.
Mobilität als Motor
Insbesondere der Augsburger Südwesten entlang der B17 wird bei Investoren immer beliebter. Diese Verkehrsachse zwischen Landsberg und Augsburg mit Anschluss an die A 8, angebunden an eine ÖPNVStruktur, ermöglicht rasche Verbindungen. Ein Standortvorteil, den auch Swiss Life Asset Managers erkannt hat, welche den „Sheridan Tower“für den neuen „Key Regional Cities“-Fonds erworben hat. Die Renditeerwartungen sind im Vergleich zu A- beziehungsweise B-Städten attraktiv und versprechen ein interessantes Investment.
Zusammenfassend kann resümiert werden, dass die Branche noch mehr auf Standorte ausweichen wird und muss, welche beste Renditechancen verbunden mit exzellenter Performance bieten. Die Unternehmen werden sich über die Work Live Balance ihrer Mitarbeiter mehr Gedanken machen müssen, sodass es zukünftig heißen wird: „Pendelst du noch oder arbeitest du schon in Augsburg?“