Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Chaos-Tage in Paris
Der Protest der „Gelben Westen“eskaliert. Verhängt die Regierung den Ausnahmezustand?
unterstützt, auch als Sprachrohr einer allgemeinen Unzufriedenheit mit Präsident Emmanuel Macron. Nachdem es bereits in der Vorwoche zu Krawallen auf den ChampsÉlysées gekommen war, sollte diesmal ein Großaufgebot von 5000 Einsatzkräften für Sicherheit sorgen. Sie standen 5500 Demonstranten gegenüber. Die berühmte Prachtstraße vom Concorde-Platz zum Triumphbogen wurde für Autos gesperrt, Fußgänger nur nach Personenkontrolle durchgelassen.
Doch nach ersten Zusammenstößen waren Polizisten und Gendarmen rasch überfordert, während sich die aufgebrachte Menschenmenge in andere Viertel von Paris verteilte. So wurden Gitter des Tuilerien-Parks beim Louvre heruntergerissen und mehrere Menschen verletzt. Laut Innenministerium wurden 412 Personen festgenommen, 133 waren verletzt, unter ihnen 23 Polizisten und Gendarmen. Auch in anderen Regionen kam es am Rande friedlicher Demonstrationen zu Ausschreitungen. Ein Mann starb bei einem Unfall bei einer Straßenblockade bei Arles. Bereits am ersten Protesttag hatte es zwei Todesopfer gegeben.
Gestern veröffentlichte die Gruppierung „freie Gelbe Westen“einen Aufruf zu einer „gewaltfreien und konstruktiven Wut“: Sie wolle mit der Regierung verhandeln, um die Erhöhung der Ökosteuer auf Benzin und Diesel zu stoppen und generell Steuersenkungen zu erreichen.
Präsident Macron hatte dies bisher ausgeschlossen und stellte lediglich eine Koppelung der Ökosteuer an den Weltölpreis in Aussicht. Die Gewalt nannte er inakzeptabel. Innenminister Christophe Castaner sagte sogar, die Ausrufung des Notstandes sei kein Tabu.