Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Skepsis gegenüber den Chinesen

Im Fall Kuka warnt EU-Kommissar Oettinger davor, dass Schlüsselt­echnologie­n in fremde Hände geraten

- VON MICHAEL STIFTER, SARAH SCHIERACK UND MICHAEL POHL

Augsburg Nach dem überrasche­nden Führungswe­chsel beim Augsburger Roboterbau­er Kuka fordert EU-Kommissar Günther Oettinger gemeinsame europäisch­e Maßnahmen, um die Macht chinesisch­er Investoren zu begrenzen. „Wir brauchen eine europäisch­e Industriep­olitik, Schlüsselt­echnologie­n dürfen nicht in fremde Hände geraten“, sagte der CDU-Politiker unserer Redaktion nach dem Abgang von Kuka-Chef Till Reuter, der das Vertrauen des chinesisch­en Mutterkonz­erns verloren hatte.

„Ich war damals schon sehr skeptisch, als die Chinesen Kuka übernommen haben. Der überrasche­nde Weggang von Till Reuter nach einer Vertragsve­rlängerung lässt Raum zur Sorge“, fügte Oettinger hinzu. Es müsse jetzt alles dafür getan werden, dass Forschung und Entwicklun­g in Augsburg bleiben und nicht nach China abgezogen werden.

Hier lässt ein Interview mit Aufsichtsr­atschef Andy Gu aufhorchen, dem Chef des Haushaltsg­erätekonze­rns und Kuka-Haupteigen­tümers Midea: „Midea bekennt sich zur Augsburger Zentrale und den Standorten sowie zu bestehende­n Kuka-Strategie“, sagte Gu der Welt. Gleichzeit­ig betonte er aber, dass China für den zukünftige­n Erfolg von Kuka entscheide­nd sei. Ein Teil der Entwicklun­gsarbeit von Kuka werde deshalb in China stattfinde­n: „Der Großteil der Entwicklun­g erfolgt nach wie vor in Deutschlan­d. Aber wir müssen auch in China Produkte und Lösungen für den chineJahre­n sischen Markt entwickeln“, sagte Gu wörtlich. „Das ist ähnlich wie bei den deutschen Autoherste­llern. Die haben ihre Konzernzen­tralen weiter in Deutschlan­d, treiben etliche Schlüssele­ntwicklung­en aber in China voran.“

Über eine Woche ist es inzwischen her, dass Kuka mit einer knappen Meldung kurz vor Mitternach­t die Ablösung von Vorstands- chef Reuter einleitete. Im Dezember muss der 50-jährige Manager nach fast zehn Jahren an der KukaSpitze seinen Posten räumen.

Gu, der gleichzeit­ig stellvertr­etender Präsident des chinesisch­en Kuka-Mutterkonz­erns Midea ist, attestiert­e Reuter, „in den letzten zehn Jahren viel für Kuka geleistet“zu haben. Allerdings sei der Roboterbau­er in den vergangene­n zwei „gegenüber den Wettbewerb­ern zurückgefa­llen“und habe Marktantei­le verloren. „Der chinesisch­e Markt entwickelt sich nicht so, wie wir uns das vorgestell­t haben.“Kuka hatte zuletzt eine Gewinnwarn­ung herausgebe­n müssen. Er habe deshalb das Gespräch mit Reuter gesucht, sagte Gu der Zeitung. Beide seien gemeinsam zu der Entscheidu­ng gekommen, „dass die Zeit für einen Wechsel an der Konzernspi­tze gekommen ist“.

Bei der Frage, wie der neue Vorstand aussehen soll, hielt sich der Chefaufseh­er bedeckt. InterimsNa­chfolger von Till Reuter wird am 6. Dezember Finanzchef Peter Mohnen. In den Vorstand soll auch eine Person mit technische­m Hintergrun­d einziehen. Aktuell werde „intern und extern“nach Kandidaten Ausschau gehalten, sagte Gu.

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Foto: Ulrich Wagner Wirbt um Vertrauen: Kuka-Chefaufseh­er Andy Gu.
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Foto: Alexander Kaya Ist skeptisch: EU-Kommissar Günther Oettinger.

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