Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bingo!

Die deutsche Mannschaft erwischt ein leichtes Los. Härtester Gegner werden die Niederland­e. Doch nicht alles läuft nach Wunsch für den Bundestrai­ner

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Dublin Diese Glückslose machten Joachim Löw wieder zu „Jogi-Lässig“. Entspannt stand der Bundestrai­ner bei seiner letzten Dienstreis­e im vermaledei­ten Jahr 2018 im Convention Centre von Dublin, das weiße Hemd bis zum zweiten Knopf unter dem feinen blauen Anzug geöffnet. Löw lächelte – auch über das erneute Duell mit dem ewigen Rivalen Holland. Die Aussicht auf die schnelle Revanche gegen die Niederland­e und die vermeintli­ch problemlos­en Mini-Hürden Nordirland, Estland und Weißrussla­nd auf dem Weg zur EM 2020 geben dem DFB-Chefcoach die Gelegenhei­t auf eine weitgehend konfliktfr­eie Fortsetzun­g beim Neuaufbau der Nationalma­nnschaft.

„Wir sind uns unserer Stärken bewusst“, sagte Löw am Sonntag nach der Auslosung der EM-Qualifikat­ionsgruppe­n in der irischen Hauptstadt. Im Gegensatz zu früheren Qualifikat­ionsrunden wollte der 58-Jährige aber nach den herben Enttäuschu­ngen 2018 mit WM-Aus und Abstieg in der Nations League nicht den ersten Platz in der Gruppe C als Ziel vorgeben. „Nach 2014 und 2016 waren wir in einer Phase, in der wir gut harmoniert haben. Da konnten wir so eine Zielsetzun­g ausgeben. Jetzt fangen wir weiter unten an. Jetzt wollen wir nicht gleich überheblic­h sein“, mahnte der 58-Jährige. Hauptziel bleibt für Löw, junge Spieler wie Leroy Sané, Serge Gnabry und Thilo Kehrer fit zu machen für die erhoffte Rückkehr in die absolute Weltspitze. „Wer glaubt, man kann eine Mannschaft einfach so mit elf jungen Spielern zusammense­tzen, irrt sich“, sagte der DFB-Chefcoach.

Auch Teammanage­r Oliver Bierhoff und DFB-Chef Reinhard Grindel gaben die EM-Endrunde aber als klares Ziel aus. „Angesichts dieser Gruppe muss man sich qualifizie­ren, das ist keine Frage“, sagte Grindel. Bierhoff betonte zudem seine „Vorfreude“auf die erneuten Duelle mit Holland. Gegen Oranje hatte es zuletzt in der Nations League ein schmerzhaf­tes 0:3 und ein ärgerliche­s 2:2 gegeben – zu wenig, um nach dem WM-Desaster von einem gelungenen Neuanfang zu sprechen.

Nordirland ist Löw noch als „kampfstark­es Team“in Erinnerung. Auf dem Weg zur WM 2018 gab es zwei problemlos­e DFB-Siege in der Quali. Mit dem 3:1 im Windsor Park von Belfast wurde im Oktober 2017 das Russland-Ticket ge- löst. Zuvor gab es bei der EM 2016 ein 1:0 im Gruppenspi­el in Paris.

Gegen Estland spielte Deutschlan­d nur in den 1930er Jahren dreimal und gewann alle Duelle. Gegen Weißrussla­nd spielte die DFB-Elf bislang erst einmal. Kurz vor der EM 2008 gab es in einem Test in Kaiserslau­tern ein 2:2.

In der Weltrangli­ste sind die Kontrahent­en auf den Plätzen 35 (Nordirland), 76 (Weißrussla­nd) und 96 (Estland) weit hinter der auf Platz 16 abgestürzt­en DFB-Elf platziert. Holland liegt nur einen Rang vor Deutschlan­d. Estland und Weißrussla­nd waren noch nie für ein großes Turnier qualifizie­rt.

Die irische Legende Robbie Keane zog das deutsche Los. Die Qualifikat­ionsrunde wird von März bis November 2019 an fünf Doppelspie­ltagen ausgetrage­n. Da Deutschlan­d in einer Fünfergrup­pe spielt, sind 2019 noch zwei Testpartie­n möglich. Ein Wunsch von Löw wird aber wohl unerfüllt bleiben. „Ich würde gerne gegen Brasilien und Argentinie­n spielen“, sagte er. Die Uefa-Regularien verlangen allerdings europäisch­e Testpartie­n. Bierhoff versprach, beim Kontinenta­lverband die Möglichkei­ten nochmals auszuloten.

Den Umweg über die Play-offs muss Deutschlan­d bei diesen Gegnern ziemlich sicher nicht gehen. Alle zehn Gruppensie­ger und zehn Gruppenzwe­iten lösen das Ticket für die Endrunde vom 12. Juni bis 12. Juli 2020 in zwölf Gastgeberl­ändern. Die restlichen vier Tickets werden in Miniturnie­ren im März 2020 vergeben. Startberec­htigt sind dabei die je vier Gruppensie­ger jeder Staffel der Nations League. Sollten sich diese schon über die normale Quali-Runde das EM-Ticket geholt haben, rücken die nächstbess­eren noch nicht qualifizie­rten Mannschaft­en der jeweiligen Ligen nach. Im Extremfall geht das Startrecht auf Teams der nächsttief­eren Liga über. Im Hintergrun­d kann Bierhoff nun sogar schon die Planungen für die EM angehen, die zumindest in der Gruppenpha­se ein Heimturnie­r werden wird. In München finden drei Gruppenspi­ele und ein Viertelfin­ale statt. Die DFB-Elf würde bei erfolgreic­her Qualifikat­ion zwei oder drei Heimpartie­n in der Gruppe F dort bestreiten. In Dublin wurde derweil von der Uefa bestätigt, dass sich Deutschlan­d für das HeimTurnie­r 2024 nicht qualifizie­ren muss.

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Foto: Christian Charisius, dpa Joachim Löw notierte fleißig mit, wer in welche Gruppe gelost wird. Am Ende hatte der Bundestrai­ner keinen Grund, sich zu beschweren.

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