Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Italienisc­hes Design für die Region

Elias Holl hat Augsburg geprägt. Trotzdem wurde er zeitlebens abserviert

- VON JÜRGEN DILLMANN

Landkreis Augsburg Er gilt als einer der größten deutschen Baumeister der Renaissanc­e, hat er doch die italienisc­he Baukunst dieser Zeit übersetzt und nördlich der Alpen verwirklic­ht, und er stammt aus der Augsburger Weberhausg­asse 10: Elias Holl, dem die Stadt Augsburg den Titel Renaissanc­estadt zu verdanken hat. Aber es sind weit mehr Bauwerke als das berühmte Rathaus, mit denen er zur heutigen kunsthisto­rischen Attraktivi­tät der Stadt ganz wesentlich beigetrage­n hat.

Geboren ist Elias Holl am 28. Februar 1573 als Sohn einer Baumeister­familie. Und so lernte er das Handwerk auch bei seinem Vater Hans Holl. Im Jahr 1596 legte Elias die Meisterprü­fung ab. Bald darauf reiste er nach Italien und lernte unter anderem die Villen des Italieners Palladio kennen, deren Baustil sein weiteres Wirken beeinfluss­en sollte.

Zurück in Augsburg avancierte er zum Stadtbaume­ister. Allerdings verlor er diese Funktion 1629, denn die wieder zum katholisch­en Glauben übergetret­ene Stadtspitz­e degradiert­e ihn seines evangelisc­hen Glaubens wegen zum „Stadtgeome­ter“, also Vermesser.

Aus seiner ersten Ehe mit Maria Burkhart entstammte­n acht Kinder, aus der zweiten mit Rosina Reischle gar 13. Einige Kinder traten beruflich in die Fußstapfen des Vaters. Gestorben ist Elias Holl am 6. Januar 1646 in der Kapuzinerg­asse Nummer 10. Eine Tafel am Haus erinnert an ihn.

Hohe Wertschätz­ung des berühmten Augsburger­s spiegelt die Aufstellun­g seiner Büste in der Münchner Ruhmeshall­e an der Theresienw­iese wider. Und in Augsburg ist der Platz hinter dem Rathaus nach ihm benannt. Dort wurde obendrein 1968 ein Denkmal errichtet.

Das berühmtest­e Werk ist das Augsburger Rathaus mit dem weltberühm­ten Goldenen Saal. Es war Teil eines von Holl betriebene­n Stadterneu­erungsprog­ramms. Um die durch den Rathausbau veränderte­n Höhenverhä­ltnisse zu harmonisie­ren, wurde übrigens auch der Perlachtur­m aufgestock­t.

Daneben sind in Augsburg etliche weitere Zeugnisse seiner Baukunst auch heute noch zu sehen: Unter anderem das Zeughaus, das Wertachbru­cker Tor, die Stadtmetzg, das Gymnasium St. Anna sowie das Heilig-Geist-Spital, in dem heute die Puppenkist­e residiert. Auch im Landkreis Dillingen, in Eichstätt (Willibalds­burg) sowie im fränkische­n Schloss Schwarzenb­erg finden sich Beispiele seines Wirkens. In Stadtberge­n erinnert ein Straßennam­e heute an Holl, nach ihm benannt ist auch ein Kindergart­en. Dass die italienisc­he Architektu­r des „Cinquecent­o“Elias Holl beeinfluss­t hat, steht außer Frage. Inwieweit allerdings, ist unklar. Klar ist, dass Holl seine eigene, vergleichs­weise etwas zurückgeno­mmene Architektu­renHandsch­rift entwickelt hat.

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Foto: Silvio Wyszengrad Neben dem Rathaus gehört auch die Augsburger Stadtmetzg zu den Bauwerken von Elias Holl.

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