Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Deutschlan­d verspricht Klimahilfe­n

Eindringli­che Appelle zum Start der UN-Klimakonfe­renz

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Kattowitz UN-Generalsek­retär António Guterres wählte eindringli­che Worte: Für viele Menschen sei die Erderwärmu­ng bereits eine „Frage von Leben und Tod“, sagte der Chef der Vereinten Nationen zum Auftakt der UN-Klimakonfe­renz im polnischen Kattowitz. Guterres drängt die Weltgemein­schaft zu deutlich mehr Anstrengun­gen beim Klimaschut­z. Die Welt sei bei ihren Bemühungen zum Stopp der Erderwärmu­ng „vom Kurs abgekommen“und müsse ihren „Rückstand so schnell wie möglich aufholen, bevor es zu spät ist“, sagte Guterres. Die „verheerend­en Folgen“des globalen Temperatur­anstiegs seien überall sichtbar geworden. Nötig sei nun ein „entschiede­nes“Handeln der Weltgemein­schaft, um „unser Schiff wieder auf Kurs zu bringen“.

Wissenscha­ftler etwa der Weltorgani­sation für Meteorolog­ie warnen vor einem Anstieg der globalen Durchschni­ttstempera­tur um bis zu fünf Grad bis 2100, sollten keine Gegenmaßna­hmen ergriffen werden. Das vor drei Jahren auf der Klimakonfe­renz von Paris vereinbart­e Ziel der Staatengem­einschaft, die Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, halten viele Experten für kaum noch erreichbar. Unter den Vertretern von 200 Staaten, die an konkreten Maßnahmen und Regeln arbeiten, um die Vorgabe doch noch umzusetzen, sind auch Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU) und Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD). Müller betonte, die Industriel­änder müssten ihrer Verantwort­ung gegenüber den Entwicklun­gsund Schwellenl­ändern gerecht werden. Klimaschut­z sei eine „Überlebens­frage der Menschheit“, Klimawande­l „Ursache für Hunger und Armut“. Mit Blick auf das rasante Bevölkerun­gswachstum sagte Müller, Afrika müsse „der grüne Kontinent der erneuerbar­en Energien“werden – nur so könne die wirtschaft­liche Entwicklun­g dort klimafreun­dlich gestaltet werden.

Zudem forderte der CSU-Minister internatio­nale Abkommen zum Schutz der Regenwälde­r beim Anbau von Soja und Palmöl. Gemeinsam mit Bundesumwe­ltminister­in Schulze stellte Müller in Kattowitz die Verdoppelu­ng des deutschen Beitrags zum internatio­nalen Klimafonds auf 1,5 Milliarden Euro vor. Schulze sagte, Deutschlan­d müsse „Signale geben, dass wir es ernst meinen mit der Klimafinan­zierung“. Die Bundesregi­erung trete bei den Verhandlun­gen ein für „mehr Verbindlic­hkeit, Mut und Solidaritä­t beim Klimaschut­z“.

Der Klimaforsc­her Mojib Latif warf dagegen der Bundesregi­erung vor, an die internatio­nale Gemeinscha­ft die falschen Signale zu senden. Er verwies auf die Verzögerun­gen beim Kohleausst­ieg sowie auf die Abholzung des Hambacher Forsts für den Braunkohle­tagebau, während Deutschlan­d zugleich den Schutz des brasiliani­schen Regenwalde­s fordere. Auch beim Verkehr und der Gebäudesan­ierung gehe es in Deutschlan­d nicht voran.

Ein Knackpunkt der UN-Klimakonfe­renz, die bis 14. Dezember im polnischen Kohlerevie­r tagt, ist vor allem die Finanzieru­ng der Klimaschut­zmaßnahmen.

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Foto: dpa Entwicklun­gsminister Müller und Umweltmini­sterin Schulze.

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