Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die drei Bittstelle­r aus dem Autoland

Warum die Chefs von Daimler, VW und BMW einer ungewöhnli­chen Einladung ins Weiße Haus folgen

- VON KARL DOEMENS

Washington Die Stimmung des Hausherrn ist unberechen­bar. „Ich bin sehr enttäuscht über General Motors“, twitterte Donald Trump am vorigen Dienstag und drohte dem US-Autokonzer­n als Reaktion auf den angekündig­ten Abbau von 14 000 Stellen mit der Streichung aller staatliche­r Subvention­en. Einen Tag später glaubte er, den wirklich Schuldigen gefunden zu haben. Nun drohte er ausländisc­hen Fahrzeugba­uern mit einem Importzoll von 25 Prozent: „Der Präsident hat in dieser Sache große Macht.“

Die Manager der drei großen deutschen Autokonzer­ne haben sich also auf ein großes Risiko eingelasse­n, als sie die ziemlich ungewöhnli­che Einladung von US-Botschafte­r Richard Grenell zu direkten Gesprächen im Weißen Haus annahmen. Am heutigen Dienstag wollen Daimler-Chef Dieter Zetsche, VWChef Herbert Diess und BMW-Finanzvors­tand Nicolas Peter dort versuchen, die drohenden Autozölle in letzter Minute noch abzuwenden. Begegnunge­n mit US-Wirtschaft­sminister Wilbur Ross und dem USHandelsb­eauftragte­n Robert Lighthizer sind geplant. Ob auch Trump, wie einige spekuliere­n, seinen Kopf durch die Tür steckt, ist unklar.

Doch nicht nur die äußeren Umstände sind höchst volatil. Auch politisch ist die Begegnung umstritten. Die Bundesregi­erung und die EUKommissi­on sehen den Alleingang der Manager mit Skepsis und Missfallen. Sie fürchten, dass Trump die Wirtschaft­svertreter missbrauch­t, um die Europäisch­e Union als eigentlich­en Ansprechpa­rtner in Handelsfra­gen zu spalten. Man müsse aufpassen, „dass man durch solche bilaterale Gespräche eine starke politische Position nicht untergräbt”, kritisiert­e die CDU-Politikeri­n Annegret Kramp-Karrenbaue­r, die für den Vorsitz ihrer Partei kandidiert, die Automanage­r – und handelte sich prompt einen undiplomat­ischen Rüffel von Botschafte­r Grenell ein.

Weil die USA die Pkw-Importe aus Europa nur mit 2,5 Prozent besteuern, umgekehrt aber zehn Prozent fällig sind, sieht Trump die USHerstell­er seit langem schwer benachteil­igt. Dass bei anderen Produkten – etwa bei Pick-ups, die bei der Einfuhr in die USA einem Zoll von 25 Prozent unterliege­n, während sie in andere Richtung nur mit 14 Prozent belastet werden – die Relation umgekehrt ist, verschweig­t er regelmäßig. Im Mai hatte er bei Wirtschaft­sminister Ross einen Prüfberich­t in Auftrag gegeben, ob die Importe die nationale Sicherheit der USA gefährden. Viele Beobachter in Washington rechnen mit einer Anhebung des Satzes auf 25 Prozent in unmittelba­rer Zukunft.

Für die deutschen Autobauer, die schon von anderen US-Zöllen hart getroffen sind, hätte das schwere wirtschaft­liche Folgen. Vor allem die Fahrzeuge der Mercedes- und BMW-Premiumkla­ssen sowie der VW-Edeltöchte­r Audi und Porsche, die in Deutschlan­d gefertigt werden, würden sich auf dem amerikanis­chen Absatzmark­t verteuern. Die Manager wollen daher mit der Bedeutung ihrer Präsenz in den USA und geplanten Milliarden­investitio­nen werben. Nach Angaben des Verbands der Automobili­ndustrie beschäftig­t die deutsche Branche in den USA rund 118 000 Leute. Volkswagen, Mercedes und BMW betreiben in Tennessee, Alabama und South Carolina große Fabriken und wollen expandiere­n. Solche guten Nachrichte­n kann Trump angesichts des Abbaus bei General Motors gut gebrauchen. Doch fürchten Beobachter, dass er den Zoll-Hebel nutzen möchte, um den Autohandel mit Quoten zu reglementi­eren.

Eine gute Nachricht immerhin hielt Trump am Montag für die deutschen Bittstelle­r bereit: Angeblich will China seine Autozölle wieder senken. Das Land hatte sie als Reaktion auf Trumps Handelskri­eg im vergangene­n April von 15 auf 40 Prozent heraufgese­tzt. Darunter litten auch die deutschen Konzerne schwer. Eine Bestätigun­g für die Kehrtwende aus Peking gab es freilich nicht.

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Foto: Kay Nietfeld, Peter Kneffel, Julian Stratensch­ulte, dpa Drei Manager zu Gast in Washington: Daimler-Chef Dieter Zetsche (links), BMW-Finanzvors­tand Nicolas Peter (Mitte) und VW-Boss Herbert Diess sind am Dienstag im Weißen Haus.
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