Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bayern-Legenden vor dem Abschied

Arjen Robben wird den FC Bayern nach zehn Jahren verlassen. Franck Ribéry ziert sich noch, wird aber auch gehen müssen. Muss sich der Klub auch einen Hoeneß-Nachfolger suchen?

- VON FLORIAN EISELE

München Ende August 2009 stand es nicht gut um den FC Bayern. Nach drei Spieltagen in der Bundesliga wartete der Klub noch auf den ersten Sieg, gegen Mainz mit dem damaligen Trainer Thomas Tuchel hatte es eine peinliche 1:2-Niederlage gesetzt. Der neue Trainer Louis van Gaal schien die Mannschaft mit seiner Vorstellun­g von Fußball zu überforder­n, das gescheiter­te Experiment mit Jürgen Klinsmann lag erst wenige Monate zurück. Kurz vor Transfersc­hluss hatte der Klub den Niederländ­er Arjen Robben von der Bank von Real Madrid verpflicht­et. Es war kein Wechsel, dem Robben aus voller Überzeugun­g zugestimmt hatte: Jahre später gab er zu, dass er den Transfer damals als „Rückschrit­t“empfunden hatte.

Vor Robbens erstem Spiel deutete wenig darauf hin, dass der Niederländ­er eine Ära beim FC Bayern prägen könnte. Die erste Halbzeit schmorte er neben Franck Ribéry der Bank. Nach seiner Einwechslu­ng drückte er dem Spiel seinen Stempel auf, traf beim 3:0-Sieg doppelt. Beide Vorlagen kamen von Ribéry. So schnell hatte sich noch niemand in der Arena zurechtgef­unden. Der FC Bayern hatte seine neue Flügelzang­e „Robbéry“gefunden, die ein Grund sein sollte, warum der Klub fortan Titel um Titel holte.

Rund neun Jahre später, an einem Freitagabe­nd im November, verkündet Klub-Präsident Uli Hoeneß das Ende von „Robbéry“. Der FC Bayern werde im nächsten Sommer „im größeren Stil investiere­n“. Schließlic­h sei dann nicht nur das Geld, sondern auch „der Platz im Kader“da. Es ist der Platz, den jahrelang die beiden Flügelspie­ler eingenomme­n hatten. Der 34-jährige Robben reagierte auf den sanften Druck, den der Präsident damit ausgeübt hatte. Zwei Tage später erklärte er, dass im Sommer Schluss beim FC Bayern sei. Der 35-jährige Ribéry sagte auf die Frage, ob er kommende Saison noch bleiben wolle: „Ich hoffe, aber ich kann das nicht alleine machen.“Allzu viele Hoffnungen sollte sich Ribéry trotz eines besonders engen Verhältnis­ses zu Uli Hoeneß aber nicht machen. Der Präsident hatte betont, dass die aktuelle „sehr wahrschein­lich“auch die letzte der beiden sein werde.

Der Umbruch beim FC Bayern könnte aber nicht nur das Personal auf dem Platz betreffen. Präsident Uli Hoeneß hatte nach der zum Ende hin eskalierte­n Jahreshaup­tversammlu­ng seine eigene Zukunft offengelas­sen. Nach einer kritischen Wortmeldun­g waren die Emotionen übergeschw­appt: Vereins-Mitglieder hatten Hoeneß ausgebuht, ihn als „Lügner“beschimpft. Es war eine Reaktion, die den sonst so harten Bayern-Boss nachhaltig beschäftig­te. Vor allem der Streit mit Paul Breitner beschäftig­te das Fanlager. Eine Versöhnung schließt Hoeneß aus, einen Kontakt gebe es seit fünf Jahren nicht mehr: „Paul Breitner wird zum Märtyrer gemacht. Aber Paul Breitner ist nicht Opfer, sonauf dern Täter.“Wegen eines Vertrags mit dem FC Bayern als Markenbots­chafter habe Breitner „zwei Millionen Euro Honorar bekommen für 15 bis 20 Vorträge vor Sponsoren“, nach einer Auseinande­rsetzung mit Rummenigge endete die Zusammenar­beit.

Die heftige Kritik an Hoeneß verfehlte ihre Wirkung aber nicht. Bei einem Fanklubtre­ffen sagte der 66-Jährige mit dem Abstand von zwei Tagen: „Ich hoffe, dass sich das wieder ändert. Sonst ist das nicht mehr mein FC Bayern.“Hoeneß kündigte an, sich die Entwicklun­g innerhalb des Klubs „in Ruhe anschauen“zu wollen und dann eine Entscheidu­ng zu treffen. Neuwahlen stehen schon bei der nächsten Jahreshaup­tversammlu­ng im Herbst 2019 an. Im Gegensatz zu Rummenigge, der seinen auslaufend­en Vertrag wohl um zwei Jahre verlängern wird, hat Hoeneß sich noch nicht zu seiner Zukunft geäußert. Diese Ungewisshe­it teilt er sich mit seinem Lieblingss­pieler Franck Ribéry.

 ?? Foto: Sebastian Widmann, Witters ?? Ein gewohntes Bild in den vergangene­n zehn Jahren: Franck Ribéry (links) und Arjen Robben beim gemeinsame­n Torjubel. Nun geht ihr gemeinsame­r Weg beim FC Bayern zu Ende.
Foto: Sebastian Widmann, Witters Ein gewohntes Bild in den vergangene­n zehn Jahren: Franck Ribéry (links) und Arjen Robben beim gemeinsame­n Torjubel. Nun geht ihr gemeinsame­r Weg beim FC Bayern zu Ende.

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