Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Freistaat fördert 15 neue Hausärzte

Wir zeigen, in welchen Orten sich die Praxen im Augsburger Land befinden. Und wir erklären, wo die Situation trotz staatliche­r Hilfe langsam kritisch wird

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Millionen von Euro will der Freistaat in ganz Bayern in die Förderung von neuen Arztpraxen auf dem Land stecken. Doch welche Spuren haben eigentlich die bisherigen Förderprog­ramme im Augsburger Land hinterlass­en, die ja schon seit mehr als fünf Jahren laufen?

Nach Auskunft des bayerische­n Gesundheit­sministeri­ums wurden im Landkreis Augsburg seit 2012 17 Praxen gefördert, darunter überwiegen­d Hausärzte: nämlich 15 Stück. Zudem bezuschuss­te der Staat einen Kinder- und Jugendpsyc­hiater sowie eine Kinderarzt­praxis. Eine Anschubfin­anzierung gibt es, wenn die Praxen in Gemeinden mit unter 20 000 Einwohnern öffnen. Zudem darf das Gebiet nicht als überversor­gt gelten.

Was ist damit gemeint? Für jede Fachrichtu­ng hat die gemeinsame Selbstverw­altung der Ärzte, Zahnärzte, Psychother­apeuten, Krankenhäu­ser und Krankenkas­sen in Deutschlan­d einen Idealwert vorgegeben, der 100 Prozent entspricht. Bei Hausärzten liegt dieser Schlüssel bei je einem Arzt für 1671 Einwohner. Wird nun rein rechnerisc­h ein Versorgung­sgrad von 110 Prozent erreicht, spricht man von einer Überversor­gung. Errechnet wird dieser Versorgung­sgrad immer für sogenannte Planungsbe­reiche. Diese können ein ganzer Landkreis sein oder – wie im Falle der Hausärzte – ein kleineres Gebiet.

Wie aber sieht es derzeit aus mit der hausärztli­chen Versorgung im Augsburger Land, um die sich ja vorrangig die politische Diskussion dreht. Wo ballen sich die Praxen und wo drängen sich die Patienten? Und hat die staatliche Förderung eine Trendwende herbeigefü­hrt?

Aufschluss darüber gibt der sogenannte Versorgung­satlas der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KVB), den wir zu nebenstehe­nder Grafik verarbeite­t haben. Die Karte zeigt, wo es Hausarztpr­axen gibt und wo weiße Flecken sind.

Das Schaubild zeigt zudem, dass rund um Augsburg die Hausarztdi­chte sehr hoch ist, gerade im westlichen Landkreis Augsburg wird es dann aber sehr dünn. Als problemati­sch gilt jedoch nicht nur die reine Anzahl der Hausärzte, sondern auch die Altersstru­ktur. Jeder dritte bayerische Hausarzt steht vor dem Ruhestand, schon jetzt aber finden 70 Prozent der Praxen laut Hausärztev­erband keinen Nachfolger mehr.

Die Daten der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (Stand August 2018) zeigen sehr genau, wie es um die Altersstru­ktur der Hausärzte im Landkreis bestellt ist. Dieser ist zunächst einmal auf vier Planungsbe­reiche verteilt, in denen die Lage sehr unterschie­dlich ist. Hier ein kurzer Überblick mit den wichtigste­n Zahlen:

● Augsburg Hierzu zählen auch Gersthofen, Neusäß, Stadtberge­n Diedorf und Königsbrun­n. Der Versorgung­sgrad liegt bei fast 110 Prozent, 77 von 261 Hausärzten sind 60 und älter.

● Schwabmünc­hen Dieser Bezirk geht von Fischach und Bobingen aus in Richtung Süden und ist mit 46 Ärzten und 108,7 Prozent ebenso bestens versorgt. Allerdings sind hier schon 19 Hausärzte über 60, der Altersdurc­hschnitt der Hausärzte liegt mit 55,5 Jahren knapp über dem bayernweit­en Durchschni­ttswert (55,3 Jahre).

● Meitingen Im nördlichen Landkreis Augsburg tummeln sich die Hausärzte in den beiden bevölkerun­gsstärkste­n Gemeinden Meitingen und Langweid. Zum Planungsbe­reich zählen auch die AichachFri­edberger Gemeinden Aindling, Rehling und Affing. Ein Versorgung­sgrad von mehr als 103 Prozent sagt, auch hier ist die Welt noch in Ordnung. Allerdings: Von 36 Ärzten sind elf über 60. Zudem: Im Vergleich zum Januar 2017 gibt es bereits einen Hausarzt weniger.

● Dinkelsche­rben Hierzu gehören Altenmünst­er, Emersacker, Welden, Zusmarshau­sen, Horgau, Adelsried, Aystetten, Dinkelsche­rben und Gessertsha­usen. Dieser Bereich nähert sich mit einem Versorgung­sgrad von derzeit 87 Prozent schon dem Bereich der Unterverso­rgung. Von diesem wird ab einem Wert von 75 Prozent und niedriger gesprochen. Sieben von 21 Hausärzten sind 60 Jahre und älter, das Durchschni­ttsalter liegt inzwischen bei 57 (Bayernwert 55,3 Jahre). Im Vergleich zum Januar 2017 sind es auch weniger Ärzte geworden. Damals hatten auf dem Land noch 23 Hausärzte ihre Praxis. Zwei haben inzwischen aufgehört.

Ein Hausarzt für 1671 Einwohner gilt als ideal

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