Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Freistaat fördert 15 neue Hausärzte
Wir zeigen, in welchen Orten sich die Praxen im Augsburger Land befinden. Und wir erklären, wo die Situation trotz staatlicher Hilfe langsam kritisch wird
Landkreis Augsburg Millionen von Euro will der Freistaat in ganz Bayern in die Förderung von neuen Arztpraxen auf dem Land stecken. Doch welche Spuren haben eigentlich die bisherigen Förderprogramme im Augsburger Land hinterlassen, die ja schon seit mehr als fünf Jahren laufen?
Nach Auskunft des bayerischen Gesundheitsministeriums wurden im Landkreis Augsburg seit 2012 17 Praxen gefördert, darunter überwiegend Hausärzte: nämlich 15 Stück. Zudem bezuschusste der Staat einen Kinder- und Jugendpsychiater sowie eine Kinderarztpraxis. Eine Anschubfinanzierung gibt es, wenn die Praxen in Gemeinden mit unter 20 000 Einwohnern öffnen. Zudem darf das Gebiet nicht als überversorgt gelten.
Was ist damit gemeint? Für jede Fachrichtung hat die gemeinsame Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland einen Idealwert vorgegeben, der 100 Prozent entspricht. Bei Hausärzten liegt dieser Schlüssel bei je einem Arzt für 1671 Einwohner. Wird nun rein rechnerisch ein Versorgungsgrad von 110 Prozent erreicht, spricht man von einer Überversorgung. Errechnet wird dieser Versorgungsgrad immer für sogenannte Planungsbereiche. Diese können ein ganzer Landkreis sein oder – wie im Falle der Hausärzte – ein kleineres Gebiet.
Wie aber sieht es derzeit aus mit der hausärztlichen Versorgung im Augsburger Land, um die sich ja vorrangig die politische Diskussion dreht. Wo ballen sich die Praxen und wo drängen sich die Patienten? Und hat die staatliche Förderung eine Trendwende herbeigeführt?
Aufschluss darüber gibt der sogenannte Versorgungsatlas der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB), den wir zu nebenstehender Grafik verarbeitet haben. Die Karte zeigt, wo es Hausarztpraxen gibt und wo weiße Flecken sind.
Das Schaubild zeigt zudem, dass rund um Augsburg die Hausarztdichte sehr hoch ist, gerade im westlichen Landkreis Augsburg wird es dann aber sehr dünn. Als problematisch gilt jedoch nicht nur die reine Anzahl der Hausärzte, sondern auch die Altersstruktur. Jeder dritte bayerische Hausarzt steht vor dem Ruhestand, schon jetzt aber finden 70 Prozent der Praxen laut Hausärzteverband keinen Nachfolger mehr.
Die Daten der Kassenärztlichen Vereinigung (Stand August 2018) zeigen sehr genau, wie es um die Altersstruktur der Hausärzte im Landkreis bestellt ist. Dieser ist zunächst einmal auf vier Planungsbereiche verteilt, in denen die Lage sehr unterschiedlich ist. Hier ein kurzer Überblick mit den wichtigsten Zahlen:
● Augsburg Hierzu zählen auch Gersthofen, Neusäß, Stadtbergen Diedorf und Königsbrunn. Der Versorgungsgrad liegt bei fast 110 Prozent, 77 von 261 Hausärzten sind 60 und älter.
● Schwabmünchen Dieser Bezirk geht von Fischach und Bobingen aus in Richtung Süden und ist mit 46 Ärzten und 108,7 Prozent ebenso bestens versorgt. Allerdings sind hier schon 19 Hausärzte über 60, der Altersdurchschnitt der Hausärzte liegt mit 55,5 Jahren knapp über dem bayernweiten Durchschnittswert (55,3 Jahre).
● Meitingen Im nördlichen Landkreis Augsburg tummeln sich die Hausärzte in den beiden bevölkerungsstärksten Gemeinden Meitingen und Langweid. Zum Planungsbereich zählen auch die AichachFriedberger Gemeinden Aindling, Rehling und Affing. Ein Versorgungsgrad von mehr als 103 Prozent sagt, auch hier ist die Welt noch in Ordnung. Allerdings: Von 36 Ärzten sind elf über 60. Zudem: Im Vergleich zum Januar 2017 gibt es bereits einen Hausarzt weniger.
● Dinkelscherben Hierzu gehören Altenmünster, Emersacker, Welden, Zusmarshausen, Horgau, Adelsried, Aystetten, Dinkelscherben und Gessertshausen. Dieser Bereich nähert sich mit einem Versorgungsgrad von derzeit 87 Prozent schon dem Bereich der Unterversorgung. Von diesem wird ab einem Wert von 75 Prozent und niedriger gesprochen. Sieben von 21 Hausärzten sind 60 Jahre und älter, das Durchschnittsalter liegt inzwischen bei 57 (Bayernwert 55,3 Jahre). Im Vergleich zum Januar 2017 sind es auch weniger Ärzte geworden. Damals hatten auf dem Land noch 23 Hausärzte ihre Praxis. Zwei haben inzwischen aufgehört.
Ein Hausarzt für 1671 Einwohner gilt als ideal