Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Schluss mit dem Telefon-Marathon
Die Anmeldung für das Neusässer Ferienprogramm wird auf ein Onlineverfahren umgestellt
Neusäß Den Nachwuchs beim Ferienprogramm in Neusäß anzumelden war bisher nur an einem Samstagvormittag und ausschließlich über das Telefon möglich. Bis zum Mittag waren die meisten Plätze vergeben und die Leitungen fast durchgehend belegt. Die Fraktion von FDP und Freien Wählern hat im Kultur-, Bildungs- Sozial- und Sportausschuss deshalb ein „zeitgemäßes Anmeldeverfahren“beantragt und hatte Erfolg.
Für manche Eltern bedeutete das bisherige System lange Wartezeiten. Stefan Sommer von den Freien Wählern erzählt im Ausschuss das Beispiel einer Neusässer Familie: „Um 8 Uhr morgens haben alle fünf Mitglieder zu Telefon oder Handy gegriffen und versucht durchzukommen.“Bei der Umstellung auf ein zeitgemäßes Verfahren gehe es vor allem um Fairness. Die Fraktion glaubt, dass bei der Telefonanmeldung besonders Alleinerziehende oder Menschen, die am Samstag arbeiten müssen, benachteiligt sind. Außerdem sagt Achim Timnik (Freie Wähler): „Das bedeutet den totalen Stress und ist eine gewisse Gängelei der Bürger.“
Drei Alternativen stehen laut Stadtverwaltung nur zur Auswahl. Eine Möglichkeit ist, bei der Anmeldung über das Telefon zu bleiben. Für den Leiter der Jugendarbeit in Neusäß, Markus Bzduch, hat das einige Vorteile. Es sei einfacher möglich, Freunde und Geschwister zusammen anzumelden. Außerdem „habe ich den persönlichen Kontakt immer genossen“, erklärt er. Trotzdem bleibt er neutral: „Ich bevorzuge keines der Systeme.“
Der Ausschuss hat sich schnell auf ein Onlineverfahren festgelegt. Bleibt die Frage, ob Plätze per „Windhund“- oder Losverfahren vergeben werden sollen. Das Windhundverfahren lässt sich am besten mit dem Sprichwort „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“beschreiben. Die Verwaltung schaltet das Angebot zu einem bestimmten Zeitpunkt frei.
Amtsleiter Josef Hoppe prophezeit: „Die begehrtesten Plätze werden dann wohl innerhalb von Minuten weg sein.“Beim Losverfahren ist die Anmeldung entspannter: Eltern wählen gewünschte Kurse und Veranstaltungen. Die Plätze werden dann zu einem festgelegten Zeitpunkt von einem Algorithmus verteilt.
Mit dem Losverfahren können sich die Stadträte aber nicht anfreunden. Ihnen fehlt besonders die direkte Rückmeldung, ob das Kind einen Platz bekommen hat oder nicht. Allerdings hat für sie auch das Windhundprinzip schwächen: „Das gilt ja sowohl für die Telefonanmeldung als auch für die Anmeldung über Internet“, stellt Grünen-Stadträtin Silvia Daßler fest.
Die Diskussion dreht sich im Kreis, bis Markus Bühne (CSU) einwirft: „Unser Fokus sollte auf der Entlastung der Eltern liegen.“Das Windhundverfahren sei zwar keine Ideallösung, aber immerhin „reduziert es den Zeitaufwand für die Eltern und den Personalaufwand der Stadt“, sagt Antragsteller Timnik.
Der Kultur- und Bildungsausschuss entscheidet sich für das Windhundverfahren. Der Zeitpunkt der Anmeldung bleibt dabei der gleiche: ein Samstagvormittag. Da das Ferienprogramm jetzt online geht, wird es auch keine ausführliche Broschüre mehr geben. Nur ein Flyer soll jetzt auf das Angebot aufmerksam machen.