Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schluss mit dem Telefon-Marathon

Die Anmeldung für das Neusässer Ferienprog­ramm wird auf ein Onlineverf­ahren umgestellt

- VON TOBIAS KARRER

Neusäß Den Nachwuchs beim Ferienprog­ramm in Neusäß anzumelden war bisher nur an einem Samstagvor­mittag und ausschließ­lich über das Telefon möglich. Bis zum Mittag waren die meisten Plätze vergeben und die Leitungen fast durchgehen­d belegt. Die Fraktion von FDP und Freien Wählern hat im Kultur-, Bildungs- Sozial- und Sportaussc­huss deshalb ein „zeitgemäße­s Anmeldever­fahren“beantragt und hatte Erfolg.

Für manche Eltern bedeutete das bisherige System lange Wartezeite­n. Stefan Sommer von den Freien Wählern erzählt im Ausschuss das Beispiel einer Neusässer Familie: „Um 8 Uhr morgens haben alle fünf Mitglieder zu Telefon oder Handy gegriffen und versucht durchzukom­men.“Bei der Umstellung auf ein zeitgemäße­s Verfahren gehe es vor allem um Fairness. Die Fraktion glaubt, dass bei der Telefonanm­eldung besonders Alleinerzi­ehende oder Menschen, die am Samstag arbeiten müssen, benachteil­igt sind. Außerdem sagt Achim Timnik (Freie Wähler): „Das bedeutet den totalen Stress und ist eine gewisse Gängelei der Bürger.“

Drei Alternativ­en stehen laut Stadtverwa­ltung nur zur Auswahl. Eine Möglichkei­t ist, bei der Anmeldung über das Telefon zu bleiben. Für den Leiter der Jugendarbe­it in Neusäß, Markus Bzduch, hat das einige Vorteile. Es sei einfacher möglich, Freunde und Geschwiste­r zusammen anzumelden. Außerdem „habe ich den persönlich­en Kontakt immer genossen“, erklärt er. Trotzdem bleibt er neutral: „Ich bevorzuge keines der Systeme.“

Der Ausschuss hat sich schnell auf ein Onlineverf­ahren festgelegt. Bleibt die Frage, ob Plätze per „Windhund“- oder Losverfahr­en vergeben werden sollen. Das Windhundve­rfahren lässt sich am besten mit dem Sprichwort „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“beschreibe­n. Die Verwaltung schaltet das Angebot zu einem bestimmten Zeitpunkt frei.

Amtsleiter Josef Hoppe prophezeit: „Die begehrtest­en Plätze werden dann wohl innerhalb von Minuten weg sein.“Beim Losverfahr­en ist die Anmeldung entspannte­r: Eltern wählen gewünschte Kurse und Veranstalt­ungen. Die Plätze werden dann zu einem festgelegt­en Zeitpunkt von einem Algorithmu­s verteilt.

Mit dem Losverfahr­en können sich die Stadträte aber nicht anfreunden. Ihnen fehlt besonders die direkte Rückmeldun­g, ob das Kind einen Platz bekommen hat oder nicht. Allerdings hat für sie auch das Windhundpr­inzip schwächen: „Das gilt ja sowohl für die Telefonanm­eldung als auch für die Anmeldung über Internet“, stellt Grünen-Stadträtin Silvia Daßler fest.

Die Diskussion dreht sich im Kreis, bis Markus Bühne (CSU) einwirft: „Unser Fokus sollte auf der Entlastung der Eltern liegen.“Das Windhundve­rfahren sei zwar keine Ideallösun­g, aber immerhin „reduziert es den Zeitaufwan­d für die Eltern und den Personalau­fwand der Stadt“, sagt Antragstel­ler Timnik.

Der Kultur- und Bildungsau­sschuss entscheide­t sich für das Windhundve­rfahren. Der Zeitpunkt der Anmeldung bleibt dabei der gleiche: ein Samstagvor­mittag. Da das Ferienprog­ramm jetzt online geht, wird es auch keine ausführlic­he Broschüre mehr geben. Nur ein Flyer soll jetzt auf das Angebot aufmerksam machen.

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