Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Als Wahlhelferin im US-Staat Minnesota
Eine K!ar.Texterin ist bei den Zwischenwahlen in den USA hautnah dabei und erzählt, was sie in dieser Zeit erlebt hat
Minnesota Die Bevölkerung Amerikas stimmte am 6. November bei den Zwischenwahlen über den USKongress ab. Das ist die Legislative in den USA. Diese Wahlen spielen eine wichtige Rolle in den Vereinigten Staaten, da sie zur Halbzeit der Amtsperiode des Präsidenten stattfinden und die Bevölkerung somit über dessen Politik seit der letzten Wahl im Jahr 2016 abstimmt. Als Wahlhelferin durfte ich die Stadt St. Cloud in Minnesota unterstützen.
● Unterschiede Außer dem präsidentiellen Regierungssystem und dem intensiveren Wahlkampf mit Wahlveranstaltungen vor der Wahl, ist es in den USA relativ vergleichbar zu Deutschland. Die Wahl findet allerdings immer an einem Dienstag nach dem ersten Montag im November statt. Dies hat geschichtliche Hintergründe. Ein weiterer Unterschied ist die Auszählung der Wahlergebnisse, die elektronisch erfolgt. Zudem müssen sich die Wähler vor den Wahlen online registrieren, was den Registrierungsprozess am Wahltag beschleunigt. In Minnesota ist es allerdings auch erlaubt, sich noch am Wahltag zu registrieren, was sehr effizient ist und zu einer höheren Wahlbeteiligung beiträgt. In anderen Bundesstaaten gelten wiederum andere Regeln, und nur registrierte Wähler sind zur Wahl zugelassen.
● Wahlkampf Die Kandidaten werden von vielen freiwilligen Arbeitern unterstützt, die an den Haustüren klingeln und politische Werbung machen. Fernsehen ohne Wahlwerbung gibt es in den USA nicht. Jeden Tag, sogar bis zum Ende des Wahltages, werden ununterbrochen Werbefilme gezeigt. Auch an der St. Cloud State University wurde kräftig geworben, um Studenten zum Wählen zu animieren. Professoren werben unter anderem auch in der Vorlesung für die Wahl. Sogar ein „Party-Bus“wurde für die Studenten angeboten, um sie zu den verschiedenen Wahllokalen zu bringen.
● Aufgaben Weil ich kein zugelassener Wähler in Minnesota bin, durfte ich leider nur in beschränkter Form helfen. Im Vorfeld musste ich an einer Schulung des Wahlorganisators der Stadt St. Cloud teilnehmen. Zudem bekam ich einen über 70-seitigen „Election Judge Guide“, der über die Wahlgesetze und -rechte in Minnesota aufklärt. Den habe ich als Hilfestellung bei Fragen am Wahltag genutzt. Im Vorfeld habe ich die Unterlagen für die Wahllokale mit vorbereitet und beim Prüfen der elektronischen Wahlurnen geholfen. Am Wahltag habe ich auch viel mit Bürgern telefoniert und deren Fragen beantwortet. Ich fuhr auch mit Wahlhelfern mit – zum Beispiel, wenn die elektronische Wahlurne nicht aktualisiert wurde und niemand vor Ort erreichbar war.
● Wahltag Am Wahltag ging es um 7 Uhr in der Früh los. Um diese Uhrzeit hatten sich bereits schon Schlangen vor dem Rathaus gebildet. Zu der positiven Wahlbeteiligung in St. Cloud trug auch die wachsende Beliebtheit der Briefwahl bei, die bei 20 Prozent lag. Bei dieser Wahl war es in Minnesota erstmals möglich, die Briefwahl ohne Angabe eines Grundes zu beantragen. In der Vergangenheit war das nur bei einem gewichtigen Grund der Fall. Das Wahlteam im Rathaus von St. Cloud war am Wahltag von früh bis spät bis zur letzten Auszählung im Einsatz. Der Konferenzraum wurde für den Wahltag zu einer Wahlzentrale. Von hier aus wurde die Wahl koordiniert und geleitet. An einem Bildschirm haben wir dort auch die Auswertung in Echtzeit mitverfolgt.