Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Dinkelscherber protestieren gegen Schließung
Das Seniorenheim steht vor dem Aus. Doch es regt sich Widerstand. Ein Aktionsbündnis wird gestartet, es soll sogar eine Demonstration am Sonntag vor der Kirche geben
Dinkelscherben Die Hospitalstiftung des Heims in Dinkelscherben steht unter Druck, weil sie die Einrichtung schließen will. Viele Dinkelscherber sind geschockt. Sie wollen das Aus unbedingt verhindern. Zwei Bürger gründen ein Aktionsbündnis, Politiker fordern eine neue Entscheidung, sogar eine Demo vor der Kirche ist geplant. Lässt sich das Aus für die Jahrhunderte alte Einrichtung doch noch verhindern?
Als Marianne Meine in der Zeitung von der geplanten Schließung liest, ist sie entsetzt. „Ich dachte, das kann nicht wahr sein“, sagt die 68-jährige Dinkelscherberin. Auch unter ihren Freunden und Bekannten sei die Aufregung noch immer groß. Schließlich leben im Seniorenheim aktuell 75 Bewohner und mehr als 50 Menschen arbeiten in der Einrichtung. Meine will für diese Menschen kämpfen. Dass das Heim aus Kostengründen schließen soll, kann sie nicht verstehen: „Es darf nicht ums Geld gehen, jedes Haus kann saniert werden.“Zusammen mit dem 73-jährigen Dinkelscherber Manfred Miller habe sie deshalb ein Aktionsbündnis gegen die Schließung gestartet. Noch suchen die beiden Mitstreiter. Am kommenden Dienstag, um 19 Uhr, im Gasthaus Vikari, wolle man über konkrete Aktionen sprechen. Oberstes Ziel sei ein Runder Tisch mit allen Verantwortlichen. Daneben sei eine Unterschriftenaktion und eine Demonstration am Sonntag vor dem Gottesdienst geplant. Denn auch der Dinkelscherber Pfarrer, Martin Gall, hat die Entscheidung zur als Mitglied des zuständigen Ausschusses der Hospitalstiftung mitgetragen.
Auf Nachfrage erklärt Gall, dass er sich als Ausschussmitglied grundsätzlich nicht zum Ende der Einrichtung äußern wolle. Nur so viel: „Die Schließung war notwendig, es gab keine andere Möglichkeit.“In seiner Rolle als Seelsorger könne er aber sagen, dass er die Betroffenheit vieler Bürger über die Entscheidung wahrnehme. Für diese Menschen sei er da. Pfarrer Gall möchte das Thema auch im Gottesdienst ansprechen.
Das Heim gehört der Hospitalstiftung, die auf einen kirchlichen Stifter zurückgeht. Ein Augsburger Domherr hatte das Spitalgebäude im Jahr 1605 gespendet. Die Stiftung finanziert sich aus dem Betrieb ihrer beiden Alten- und Pflegeheime. Mit der Schließung des Heims in Dinkelscherben soll auch die Verantwortung der Einrichtung in Zusmarshausen abgeben werden. Übernehmen soll die CAB Caritas Augsburg, die seit Jahren für stationäre Arbeit in beiden Heimen zuständig ist. Wie das Spital in Dinkelscherben künftig genutzt wird, ist weiterhin unklar. Die Hospitalstiftung will das Haus aber weiterhin im Sinne der Stiftung nutzen.
Dinkelscherbens Bürgermeister, Edgar Kalb, forderte die Verantwortlichen des Ausschusses auf, bei der kommenden Gemeinderatssitzung „alle Zahlen, Daten und Fakten für das Altenheim offen zu legen“. Es sei ein umfassendes SanieSchließung rungskonzept zu erstellen. In einem Schreiben der Behindertenbeauftragten und des Seniorenbeauftragten des Marktes wird der Verwaltungsvorstand außerdem aufgefordert, seine Entscheidung zu überdenken. Die „für Dinkelscherben unverzichtbare Einrichtung“müsse erhalten werden.
Der Anwalt der Hospitalstiftung, Guntram Baumann, erklärt auf Anfrage, dass man die Einladung des Dinkelscherber Bürgermeisters zur Gemeinderatssitzung nicht annehmen werde, weil das „nicht zielführend“sei. Der Markt Dinkelscherben habe die Möglichkeit, alle Akten einzusehen. Schließlich sitze in dem betroffenen Ausschuss auch ein vom Markt bestimmtes Mitglied. Der Markt teilte mit, dass das der ehemalige Bürgermeister Baumeister ist.
Hintergrund der Schließung sind notwendige Sanierungen. Dazu teilte das Landratsamt mit, dass Umbaumaßnahmen notwendig wären, um das Gebäude mit Bewohnerzimmern und Sanitärräumen barrierefrei zu gestalten. Das seien aber „keine unerfüllbaren Forderungen“. Dennoch habe man „Verständnis für die Entscheidung der Hospitalstiftung. In den kommenden Monaten werde man den Träger eng begleiten. Im Vordergrund sollen dabei die Bewohner stehen. „Es muss sichergestellt sein, dass sie auch weiterhin bestmöglich versorgt sind und alle einen Platz in einer für sie passenden Einrichtung finden“, so die Behörde. Peter