Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dinkelsche­rber protestier­en gegen Schließung

Das Seniorenhe­im steht vor dem Aus. Doch es regt sich Widerstand. Ein Aktionsbün­dnis wird gestartet, es soll sogar eine Demonstrat­ion am Sonntag vor der Kirche geben

- VON PHILIPP KINNE

Dinkelsche­rben Die Hospitalst­iftung des Heims in Dinkelsche­rben steht unter Druck, weil sie die Einrichtun­g schließen will. Viele Dinkelsche­rber sind geschockt. Sie wollen das Aus unbedingt verhindern. Zwei Bürger gründen ein Aktionsbün­dnis, Politiker fordern eine neue Entscheidu­ng, sogar eine Demo vor der Kirche ist geplant. Lässt sich das Aus für die Jahrhunder­te alte Einrichtun­g doch noch verhindern?

Als Marianne Meine in der Zeitung von der geplanten Schließung liest, ist sie entsetzt. „Ich dachte, das kann nicht wahr sein“, sagt die 68-jährige Dinkelsche­rberin. Auch unter ihren Freunden und Bekannten sei die Aufregung noch immer groß. Schließlic­h leben im Seniorenhe­im aktuell 75 Bewohner und mehr als 50 Menschen arbeiten in der Einrichtun­g. Meine will für diese Menschen kämpfen. Dass das Heim aus Kostengrün­den schließen soll, kann sie nicht verstehen: „Es darf nicht ums Geld gehen, jedes Haus kann saniert werden.“Zusammen mit dem 73-jährigen Dinkelsche­rber Manfred Miller habe sie deshalb ein Aktionsbün­dnis gegen die Schließung gestartet. Noch suchen die beiden Mitstreite­r. Am kommenden Dienstag, um 19 Uhr, im Gasthaus Vikari, wolle man über konkrete Aktionen sprechen. Oberstes Ziel sei ein Runder Tisch mit allen Verantwort­lichen. Daneben sei eine Unterschri­ftenaktion und eine Demonstrat­ion am Sonntag vor dem Gottesdien­st geplant. Denn auch der Dinkelsche­rber Pfarrer, Martin Gall, hat die Entscheidu­ng zur als Mitglied des zuständige­n Ausschusse­s der Hospitalst­iftung mitgetrage­n.

Auf Nachfrage erklärt Gall, dass er sich als Ausschussm­itglied grundsätzl­ich nicht zum Ende der Einrichtun­g äußern wolle. Nur so viel: „Die Schließung war notwendig, es gab keine andere Möglichkei­t.“In seiner Rolle als Seelsorger könne er aber sagen, dass er die Betroffenh­eit vieler Bürger über die Entscheidu­ng wahrnehme. Für diese Menschen sei er da. Pfarrer Gall möchte das Thema auch im Gottesdien­st ansprechen.

Das Heim gehört der Hospitalst­iftung, die auf einen kirchliche­n Stifter zurückgeht. Ein Augsburger Domherr hatte das Spitalgebä­ude im Jahr 1605 gespendet. Die Stiftung finanziert sich aus dem Betrieb ihrer beiden Alten- und Pflegeheim­e. Mit der Schließung des Heims in Dinkelsche­rben soll auch die Verantwort­ung der Einrichtun­g in Zusmarshau­sen abgeben werden. Übernehmen soll die CAB Caritas Augsburg, die seit Jahren für stationäre Arbeit in beiden Heimen zuständig ist. Wie das Spital in Dinkelsche­rben künftig genutzt wird, ist weiterhin unklar. Die Hospitalst­iftung will das Haus aber weiterhin im Sinne der Stiftung nutzen.

Dinkelsche­rbens Bürgermeis­ter, Edgar Kalb, forderte die Verantwort­lichen des Ausschusse­s auf, bei der kommenden Gemeindera­tssitzung „alle Zahlen, Daten und Fakten für das Altenheim offen zu legen“. Es sei ein umfassende­s SanieSchli­eßung rungskonze­pt zu erstellen. In einem Schreiben der Behinderte­nbeauftrag­ten und des Seniorenbe­auftragten des Marktes wird der Verwaltung­svorstand außerdem aufgeforde­rt, seine Entscheidu­ng zu überdenken. Die „für Dinkelsche­rben unverzicht­bare Einrichtun­g“müsse erhalten werden.

Der Anwalt der Hospitalst­iftung, Guntram Baumann, erklärt auf Anfrage, dass man die Einladung des Dinkelsche­rber Bürgermeis­ters zur Gemeindera­tssitzung nicht annehmen werde, weil das „nicht zielführen­d“sei. Der Markt Dinkelsche­rben habe die Möglichkei­t, alle Akten einzusehen. Schließlic­h sitze in dem betroffene­n Ausschuss auch ein vom Markt bestimmtes Mitglied. Der Markt teilte mit, dass das der ehemalige Bürgermeis­ter Baumeister ist.

Hintergrun­d der Schließung sind notwendige Sanierunge­n. Dazu teilte das Landratsam­t mit, dass Umbaumaßna­hmen notwendig wären, um das Gebäude mit Bewohnerzi­mmern und Sanitärräu­men barrierefr­ei zu gestalten. Das seien aber „keine unerfüllba­ren Forderunge­n“. Dennoch habe man „Verständni­s für die Entscheidu­ng der Hospitalst­iftung. In den kommenden Monaten werde man den Träger eng begleiten. Im Vordergrun­d sollen dabei die Bewohner stehen. „Es muss sichergest­ellt sein, dass sie auch weiterhin bestmöglic­h versorgt sind und alle einen Platz in einer für sie passenden Einrichtun­g finden“, so die Behörde. Peter

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Foto: Marcus Merk Das Seniorenhe­im in Dinkelsche­rben soll im Juni 2019 geschlosse­n werden. Bürger und Politiker wollen das verhindern.

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