Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Küblböcks Vater kritisiert Behörden

Sie sollen Behandlung abgelehnt haben

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Köln Der Vater des seit September vermissten Sängers Daniel Küblböck kritisiert, dass die aktuelle Rechtslage in Deutschlan­d den Tod seines Sohns mitverursa­cht habe. „Es ist gesellscha­ftlich-politisch gewollt, dass man psychisch Kranke mehr oder weniger sich selbst überlässt“, sagte er bei Stern TV. Er habe bereits einige Monate vor Küblböcks Sprung von einem Kreuzfahrt­schiff Verhaltens­änderungen bei seinem Sohn festgestel­lt, die Behörden wollten demnach aber nicht eingreifen.

Der Sänger sei teilweise aggressiv und verwirrt gewesen. Er habe herumgesch­rien und Dinge zertrümmer­t. Sprach er vorher mit der Familie im bayerische­n Dialekt, habe er plötzlich Hochdeutsc­h mit einer Frauenstim­me gesprochen. „So habe ich ihn vorher nicht gekannt“, sagte Günther Küblböck. Ein Neurologe habe im August diagnostiz­iert, dass Küblböck „wahrschein­lich eine akute Episode einer schizophre­nen Psychose“durchlebt habe.

Deshalb habe sich der Vater an Polizei, Ordnungsam­t, Betreuungs­gericht und Gesundheit­samt gewandt – doch alle hätten ihm gesagt: „Es geht immer nur, wenn die Person selbst mitmacht.“Die Rechtslage in Deutschlan­d erlaube eine Zwangsbeha­ndlung gegen den Willen der Betroffene­n nur bei Selbstoder Fremdgefäh­rdung.

Auch Manfred Lütz, Leiter eines Kölner Krankenhau­ses für Psychiatri­e, kritisiert­e in der Sendung die Gesetzesla­ge. Schizophre­ne Patienten würden nur selten einer Therapie zustimmen: „Wenn jemand nicht krankheits­einsichtig ist, dann lässt er sich auch nicht behandeln – und das führt dazu, dass Menschen lange unbehandel­t mit ihrer Krankheit leben müssen, bis dann ein Zustand eintritt, wo sie dann selbstoder fremdgefäh­rdend werden.“

Lütz würde in akuten Wahnmoment­en lieber früher eingreifen können: „Die meisten Patienten sind dankbar für die Zwangsbeha­ndlung. Das sagen sie aber nicht in einer akuten Situation, sondern häufig erst im Nachhinein.“

Für Günther Küblböck ist hingegen klar, dass der Suizid seines Sohnes hätte verhindert werden können.

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