Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Team, das nie zusammen auf dem Eis steht

Die AEV-Torhüter Markus Keller und Olivier Roy sind ein Grund für den Höhenflug der Mannschaft in der DEL. Die beiden wohnen nicht nur im selben Haus, sondern haben noch andere Gemeinsamk­eiten

- VON ANDREAS KORNES

Vor kurzem trafen sich Olivier Roy und Markus Keller zusammen mit ihren Freundinne­n zum Badmintons­pielen. Die Zusammense­tzung der Doppel wurde bunt durchgewec­hselt, doch Roy legt auf eines Wert: „Die beiden Frauen hatten gegen uns keine Chance.“Das Zusammensp­iel mit seinem TorhüterKo­llegen funktionie­rte auch in dieser Situation offenbar perfekt. Zwar stehen die beiden nie zusammen auf dem Eis, trotzdem bilden sie im Trikot der Augsburger Panther das beste Goalie-Duo der Deutschen Eishockey Liga. Roy belegt mit einer Fangquote von 92,5 Prozent (17 Spiele) Platz vier des DEL-Rankings, Keller rangiert mit 91,7 Prozent (10 Spiele) knapp dahinter auf Rang sieben.

Die Rollen sind klar verteilt, sagt Trainer Mike Stewart. Roy ist seine Nummer 1. Keller aber als Nummer 2 zu bezeichnen, würde das Thema verfehlen. Vielleicht trifft es 1b noch am ehesten. Jeder bekommt seine Eiszeit, wenngleich Roy häufiger spielt. So auch am Freitagabe­nd im Derby gegen Ingolstadt (19.30 Uhr/live auf Telekomspo­rt).

So oder so: Die beiden geben den Panthern jenen Rückhalt, den sie in der vergangene­n Saison nicht hatten. Damals standen Jonathan Boutin und Ben Meisner im Tor. Das Duo schaffte es nicht, über die gesamte Spielzeit eine vergleichb­are Stabilität und Sicherheit aufzubauen. Zudem soll zwischen Boutin und Meisner bestenfall­s eine Nicht-Beziehung bestanden haben.

Ganz anders geht es zwischen Roy und Keller zu. „Wir verstehen uns auch privat super“, sagt Keller. „Wir haben uns schon oft gegenseiti­g zum Essen eingeladen.“Praktische­rweise wohnen die beiden Torhüter im gleichen Haus, was die Wege zum gemeinsame­n Abendessen kurz macht. „Wenn du in ein neues Team kommst, erwartest du nicht, so schnell eine Freundscha­ft zu schließen. Aber Kellsi und ich sind inzwischen richtig gute Freunde“, sagt Roy.

Stewart hat bisher die richtige Mischung aus Eiszeit und Auszeit für sein Duo gefunden. „Davon profitiere­n alle, denn bei uns spielt nie ein müder Torwart“, sagt Keller. Neid oder Missgunst dem gegenüber, der gerade spielt, ist den beiden fremd. „Egal, wer auf dem Eis steht: Jeder gibt unserem Team die Chance zu gewinnen“, erklärt Roy. „Klar will man immer spielen,“sagt auch Keller. „Aber wenn der andere gut spielt und wir als Team gewinnen, freut man sich natürlich.“

Im Training pushen sich er und Roy gegenseiti­g. Am besten sei das bei Spielübung­en zu sehen, erzählt Keller mit einem Schmunzeln. Dabei werden zwei Mannschaft­en gebildet, die bis zu einem gewissen Spielstand gegeneinan­der spielen. Keller: „Da will natürlich jeder un- bedingt gewinnen. Am Anfang sagt der Trainer, wir spielen bis fünf Tore – aber oft fallen fast keine Tore. Wenn wir dann gerade erst bei zwei oder drei sind, sagt er plötzlich: ,Wer das nächste Tor schießt, gewinnt.‘“

Von ihrer Spielweise sind Roy und Keller eher unterschie­dlich. Roy ist kleiner, dafür aber extrem explosiv und beweglich. „Seine Technik ist sehr gut und er kann das Spiel lesen“, sagt Stewart. Keller dagegen sei durch seine Größe eher ein Blocker, er muss sich weniger bewegen. „Kellsi kann die Winkel sehr gut verkleiner­n. Und seitdem er mit unserem Torwarttra­iner Max Dürr zusammenar­beitet, bleibt er sehr stabil in seiner Technik.“

Den beiden Torhütern kommt entgegen, dass die komplette Panther-Mannschaft deutlich stabiler in der Defensive auftritt. Alle Stürmer arbeiten konsequent nach hinten mit. „Du kannst der beste Goalie der Welt sein, aber wenn du keine Mannschaft vor dir hast, die dir hilft, nützt das nichts. Du brauchst Leute, die Schüsse blocken und Passwege wegnehmen. Darauf musst du dich verlassen können. Die Jungs vor uns machen da einen großartige­n Job“, sagt Roy. Das Ergebnis: Schon vier Mal blieb er ohne Gegentor. Nur Danny aus den Birken vom deutschen Meister München gelangen bisher ebenfalls vier Shutouts. Am Freitagabe­nd bietet sich Roy in Ingolstadt die nächste Gelegenhei­t, diese Statistik auszubauen.

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Der gebürtige Augsburger Markus Keller (links) und der Kanadier Olivier Roy bilden in dieser Saison das beste Goalie-Duo der Deutschen Eishockey Liga. Ihre Spielweise ist zwar unterschie­dlich, privat kommen die beiden aber bestens miteinande­r klar.
Foto: Siegfried Kerpf Der gebürtige Augsburger Markus Keller (links) und der Kanadier Olivier Roy bilden in dieser Saison das beste Goalie-Duo der Deutschen Eishockey Liga. Ihre Spielweise ist zwar unterschie­dlich, privat kommen die beiden aber bestens miteinande­r klar.

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