Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Einsatz ist keine Frage des Alters

Marianne Schuber und Bernd Kastl bereichern das Leben vieler Menschen, Gabriel Geyer und Alexandre Schleret retteten einem Mitschüler das Leben

- VON ANDREA BAUMANN

Mit strahlende­m Lächeln steht Niklas Linse im Fürstenzim­mer des Rathauses, so als ob er eine Auszeichnu­ng von Oberbürger­meister Kurt Gribl bekommen hätte. Dabei sind es seine Schulkamer­aden Gabriel Geyer und Alexandre Schleret, die gerade unter großem Applaus geehrt wurden. Ohne den Einsatz der beiden 14- und 15-jährigen Schulsanit­äter wäre Niklas wahrschein­lich nicht mehr am Leben.

Vor fast eineinhalb Jahren erlitt der heute 16-Jährige im Maria-Theresia-Gymnasium während des Unterricht­s einen Herzstills­tand und fiel vom Stuhl (wir berichtete­n). Zusammen mit ihrer Lehrerin leisteten Gabriel und Alexandre schnell und fachmännis­ch erste Hilfe und setzten eine Rettungske­tte in Gang, die übers Klinikum Augsburg nach Großhadern führte. Drei Wochen später konnte Niklas, der einen angeborene­n Herzfehler hat, wieder nach Hause. „Mir geht es gut, seither ist nichts mehr passiert“, sagt der hochgewach­sene Jugendlich­e und blickt dankbar zu seinen Lebensrett­ern hinüber.

Auch wenn Marianne Schuber nicht die klassische Lebensrett­erin ist, so hat sie durch ihr Engagement vielen Menschen ein besseres Leben ermöglicht. Die Lehrerin und promoviert­e Historiker­in gründete in den 1970er Jahren die erste Realschule (zunächst in Augsburg, heute in Unterschle­ißheim), die Blinden und Sehbehinde­rte einen anerkannte­n Schulabsch­luss mit entspreche­nden Berufschan­cen eröffnete.

Dass ihr Gribl im Namen des Bundespräs­identen die Bundesverd­ienstmedai­lle überreicht­e, hat Schuber nicht nur ihrem Einsatz für Sehbehinde­rte zu verdanken. Die Augsburger kennen die 85-Jährige vor allem als Leiterin des Oberhauser Museumsstü­bles und Autorin zahlreiche­r Bücher über den Ort, der 1911 nach Augsburg eingemeind­et wurde. „Sie zeigt ihre Liebe zum Stadtteil Oberhausen“, zitierte der Oberbürger­meister aus der Laudatio.

Die Liebe zur Kirche wiederum verbindet Marianne Schuber mit Bernd Kastl, der sich ebenfalls über die Bundesverd­ienstmedai­lle freuen darf. Der Pferseer, der in seiner Heimatpfar­rei Herz Jesu in vielen Ehrenämter­n wirkte, hat sich seit seiner Pensionier­ung zu einem leidenscha­ftlichen und versierten Führer durch die Kirchen der Stadt entwickelt. Ob St. Moritz, St. Ulrich und Afra oder der Dom – Kastl kann bei seinen ehrenamtli­chen Exkursione­n in den Gotteshäus­ern immer eine große Fangemeind­e um sich scharen.

Betrübt ist der 79-Jährige allerdings, aktuell die vielen Anfragen ablehnen zu müssen. Bernd Kastls Gesundheit lässt es momentan nicht zu, dass er seinem liebsten Hobby nachgehen kann.

 ?? Foto: Ruth Plössel ?? Marianne Schuber und Bernd Kastl freuen sich über die Bundesverd­ienstmedai­lle. Gabriel Geyer und Alexandre Schleret wurden ausgezeich­net, weil sie ihrem Mitschüler Niklas Linse (von links) das Leben retteten.
Foto: Ruth Plössel Marianne Schuber und Bernd Kastl freuen sich über die Bundesverd­ienstmedai­lle. Gabriel Geyer und Alexandre Schleret wurden ausgezeich­net, weil sie ihrem Mitschüler Niklas Linse (von links) das Leben retteten.

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