Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Polizei riskierte viel
ber die Frage der Schuld muss bei einer Vergewaltigung nicht diskutiert werden. Der Täter und sonst niemand trägt die Verantwortung und muss zur Rechenschaft gezogen werden. Das gilt auch für die drei brutalen Übergriffe im Unterallgäu. Ein Asylbewerber aus Eritrea wird verdächtigt. Ob er der Täter ist, werden die Ermittlungen zeigen.
Und doch muss in diesem Fall zwar nicht über die Schuld, aber zumindest über die Verantwortung der Polizei diskutiert werden. Sie hatte bereits am Montagabend Kenntnis von einer ersten Vergewaltigung – verzichtete aber aus ermittlungstaktischen Gründen darauf, die Bürger vor einem Sextäter auf freiem Fuß zu warnen. Erst am Mittwochnachmittag ging die Polizei an die Öffentlichkeit. Für die weiteren Opfer kam das zu spät.
Ob eine Warnung am Dienstag die beiden Übergriffe am Mittwoch verhindert hätte? Fraglich.
Die Polizei muss sich dennoch die Frage gefallen lassen, warum sie den Erfolg ihrer Ermittlungen über das Risiko weiterer Taten gestellt hat. Zum jetzigen Zeitpunkt sollte man darauf vertrauen, dass es triftige Gründe dafür gab. Zu einem späteren Zeitpunkt sollte die Polizei diese aber auch benennen. Das gehört zur Aufklärung dazu.