Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Macron ist jetzt gefordert

- VON BIRGIT HOLZER biho@augsburger-allgemeine.de

Frankreich­s Krise ist nicht vorbei, nur weil es beim vierten Protesttag der „Gelbwesten“zu keiner totalen Gewalt-Explosion kam und es keine Toten gab. Infolge der überpropor­tionierten Aufmerksam­keit durch die französisc­hen Medien wie auch durch die Regierung, die gebannt und nervös auf die Krawalle blicken, fühlt sich die Volksbeweg­ung bestärkt. Teilweise will sie das ganze System stürzen – ohne konkrete Alternativ­vorschläge zu machen. Die Suche nach Wortführer­n verlief chaotisch, die zum Dialog bereiten Vertreter erhielten sogar Todesdrohu­ngen.

Trotz dieser Schwächen bringen die „Gelbwesten“Präsident Emmanuel Macron an seine Grenzen. Die Bewegung zeigt einen immensen Verdruss über die Politik und Zorn auf soziale Ungerechti­gkeiten, die alle unsere Gesellscha­ften zunehmend prägen. Frankreich ist ein Sozialstaa­t – von dem aber noch mehr Ausgleich erwartet wird. Das war bislang keine Priorität Macrons. Zwar wäre es fatal, wenn er jetzt von seinem Reformkurs abrücken würde. Doch um Vertrauen zurückzuge­winnen, muss er seine Politik besser erklären und sie auf alle ausrichten – auch auf die Abgehängte­n und Enttäuscht­en.

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