Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Neue Chaostage im Weißen Haus
Die Russland-Ermittlungen und schon wieder die Entlassung seines Stabschefs sollten Donald Trump eigentlich weiter belasten. Doch der Präsident scheint unbekümmert
Washington Die Lichter an der 29 Meter hohen Fraser-Tanne vor dem Weißen Haus strahlten. Drinnen stand am Sonntagabend ein besinnlicher Vorweihnachtsempfang auf dem Programm. Doch von friedlicher Stimmung war am zweiten Adventswochenende bei Donald Trump wenig zu spüren. Erst schmähte der US-Präsident auf Twitter seinen ehemaligen Außenminister Rex Tillerson, den er „dumm wie Stroh“nannte, dann polterte er gegen den Klimaschutz, bevor er sich ausgiebig seinem Dauerthema zuwandte – der RusslandUntersuchung: „Zeit, die Hexenjagd zu beenden!“, verlangte er.
Trumps angespannte Stimmung hat gute Gründe: Die Untersuchungen drängte den rechten Chefideologen Stephen Bannon aus dem Weißen Haus. Doch seit Kelly die rassistische Rhetorik des Präsidenten nach den Charlottesville-Krawallen verteidigte und die Trennung von Familien an der mexikanischen Grenze unterstützte, war sein Ruf als Vertreter der Vernunft lädiert.
Letztlich scheiterte der 68-Jährige aber an den Querschüssen von Trumps Tochter Ivanka und ihrem Mann Jared Kushner sowie dem Präsidenten selbst, der sich zuletzt immer despektierlicher über den General äußerte. Dass Kelly nach Medienberichten Trump im Frühjahr intern einen „Idioten“nannte, dürfte die Beziehung kaum verbessert haben.
Als Nachfolger ist nun Nick Ayers im Gespräch. Der 36-jährige Stabschef von Vizepräsident Mike Pence gilt als Karrierist und hat im Washingtoner Beratungsgeschäft Millionen verdient, ist aber bestens vernetzt.
Kontakte zum politischen Establishment könnten für Trump sehr wichtig werden. Denn in der Russland-Affäre erhärtet sich der Verdacht, dass er aus wirtschaftlichen und politischen Motiven während des Wahlkampfes krumme Geschäfte machte. Neue Schriftsätze der Staatsanwaltschaft unterstellen, dass das Trump-Lager deutlich früher und länger als bislang eingeräumt direkte Kontakte mit Moskau hatte. Dabei soll es sowohl um die mögliche Beeinflussung der US-Wahlen wie um Trumps Geschäftsprojekt eines Hochhauses mit Luxuswohnungen in der russischen Hauptstadt gegangen sein. Außerdem beschuldigt Trumps Ex-Anwalt Michael