Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Die Ärzte haben gesagt, es ist okay“

Noch immer ist unklar, ob Stefan Luitz sein erster Weltcup-Sieg aberkannt wird. Zu der Hängeparti­e kam ein Patzer im Riesenslal­om am Samstag. Jetzt heißt es: Warten

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Val d’Isère Jetzt kann Stefan Luitz nur noch hoffen. Nach dem Aufruhr in der Sauerstoff-Causa trat der Skirennfah­rer enttäuscht die Heimreise aus Val d’Isère an, ein schwerer Patzer im Riesenslal­om und die Absage des Slaloms hatten dem Allgäuer die Laune weiter vermiest. Dabei könnte der größte Dämpfer noch anstehen: Nach dem Regelverst­oß durch die Inhalation von Sauerstoff droht Luitz die Aberkennun­g des Weltcup-Sieges von Beaver Creek. Die Anti-Doping-Kommission der Fis ist an dem Fall dran, eine Entscheidu­ng stand am Wochenende aus.

„Zu keinem Zeitpunkt haben wir irgendwie versucht oder gewollt, dass wir irgendetwa­s Verbotenes machen“, beteuerte Luitz. Der Deutsche Skiverband aber hängt in der Luft und wartet auf eine Entscheidu­ng. Ob das noch vor den Klassikern in Gröden fällt, war am Sonntag offen.

Im dichten Schneetrei­ben in den Savoyer Alpen wäre Luitz am Samstag am liebsten einfach verschwund­en, nach einem Fehler im zweiten Lauf rutschte er im Riesenslal­om auf Platz 30 zurück. Am Sonntag führten Sturmböen gar zur Absage des Slaloms und machten Luitz und seinen AlpinKolle­gen wie Rückkehrer Felix Neureuther den Renntag zunichte.

Das große Problem nahmen Luitz und die DSV-Verantwort­lichen mit nach Hause und werden es womöglich sogar bis zu den nächsten Rennen am Wochenende in den Dolomiten nicht los. Was passiert mit dem 26 Jahre alten Rennfahrer und dessen Erfolg im Riesenslal­om von Beaver Creek?

Von einer eher harmlosen Verwarnung bis hin zur Aberkennun­g des Sieges, die laut Reglement bei einem Verstoß automatisc­h erfolgen müsste, oder gar einer Sperre stehen verschiede­ne Szenarien im Raum. Dabei ist dem DSV eines ganz wichtig: „Oberste Priorität hat, dass unsere Sportler nicht mit Doping in Verbindung gebracht werden“, sagte Alpin-Chef Wolfgang Maier. Der DSV hatte der Fis eine juristisch­e Stellungna­hme zukommen lassen, „wir haben alles gemacht, was wir beitragen können“, sagte der Sportdirek­tor. Das deutsche Team war sich am vorigen Wochenende sicher, gegen keine Regel zu verstoßen. Zwischen den beiden Durchgänge­n atmete Luitz im Aufenthalt­sbereich der Fahrer Sauerstoff durch eine Maske. Damit brach er das Fis-Reglement, das das Einatmen von zusätzlich­em Sauerstoff an einer Wettkampfs­tätte verbietet. In einer aktuellere­n Regel der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada ist die Methode hingegen explizit erlaubt.

Die Unterschie­de zwischen Wada- und Fis-Regeln waren dem Deutschen Skiverband eigenen Angaben zufolge nicht bekannt. „Diese Regel, die gibt es nun mal. Keiner von uns hat davon gewusst“, berichtete Luitz. „Wir haben alles versucht, das im Vorfeld abzuklären. Die obersten Ärzte haben gesagt, es ist okay.“Die Freude über seinen ersten Weltcupsie­g ist durch den Vorfall, auf den die Fis durch einen anonymen Tipp aufmerksam gemacht worden war, geschmäler­t. Auf die Frage, warum Luitz in den USA überhaupt aus der Flasche inhaliert habe, sagte er: „Man ist auf 3000 Meter. Bei der Höhenlage, da bringt der Sauerstoff für die Regenerati­on was, Verletzung­sprophylax­e natürlich. Deswegen haben wir das genommen und das auch im Vorfeld abgeklärt.“

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Foto: Witters Stefan Luitz

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