Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das war ungewöhnlich
Es war eine ungewöhnliche Situation am Sonntag in Dinkelscherben. Es war nicht der Pfarrer, der den Gläubigen ins Gewissen redete. Vielmehr waren es die Bürger, die ihren Pfarrer ordentlich in die Mangel nahmen.
Die angekündigte Schließung des Seniorenheims im Ort hat die Bürger entsetzt. Sie können nicht verstehen, dass ausgerechnet ihr Pfarrer, der im Stiftungsausschuss sitzt, diesen Beschluss mitgetragen hat. Trotz der Enttäuschung und der Emotionen, die in diesem Thema stecken, verlief die Debatte in der Kirche sachlich. Dafür haben sich alle Beteiligten ein Kompliment verdient.
Die Dinkelscherbener zeigten vielmehr, wie verbunden sie mit dem Heim sind. Sie machten klar, dass sie sehr wohl einige Hintergründe kennen und sich nicht mit fadenscheinigen Argumenten abspeisen lassen. Dass es dabei sogar Applaus gab, wenn es um Kritik am Pfarrer und der Kirche ging, zeigt, dass die Bürger genau hinhören und auch die Aussagen von Geistlichen hinterfragen. Dass die Debatte friedlich ablief, lag vielleicht daran, dass sie in der Kirche stattfand. Und bei aller Kritik muss gewürdigt werden, dass sich Pfarrer Gall nicht verschanzte, sondern offen den Fragen stellte.