Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gemüse statt Weißwürste
Wie sich die Weltmeisterin auf ihren Heimkampf in der Kühbacher Eisstockschützenhalle vorbereitet
Kühbach Wer Boxweltmeister werden will, muss in erster Linie hart trainieren. Hinzu kommt die richtige Ernährung. Wohl deshalb greift Tina Rupprecht beim PresseBrunch im Kühbacher Sportpark nicht zu den Weißwürsten, sondern zu Gemüse und Eiern. „Die Würste können die schweren Jungs essen“, sagt die 1,53 Meter große Augsburgerin, die am kommenden Samstag, 15. Dezember, ihren Weltmeistertitel in der Stockschützenhalle des TSV verteidigt. Insgesamt finden an diesem Abend elf Kämpfe statt. Höhepunkt ist Rupprechts Kampf gegen Niorkis Carreni (Venezuela) um den Weltmeistertitel im MinimumGewicht (bis 47,6 Kilogramm).
Bereits vor rund einem Jahr stieg die Profiboxerin in den Kühbacher Ring. Erstmals tritt die 26-Jährige nach ihrem Titelgewinn vor wenigen Monaten in Unterschleißheim nun als Champion an. „Mein Selbstbewusstsein ist größer als vor einem Jahr. Mit jedem Kampf gewinnt man an Erfahrung und wird sicherer.“Druck verspürt die Studentin aber nicht. Rupprechts Trainer Alexander Haan erklärt: „Es hat sich nichts geändert. Egal ob Herausforderer oder Titelverteidiger – ein Boxer muss immer hungrig sein. Wenn man mit der Einstellung, dass man etwas verlieren kann, reingeht, hat man schon verloren.“
Beim Sparring der Gegnerin die Nase gebrochen
Deshalb war die Vorbereitung auf den Kampf auch nicht anders als im Vorjahr. „Ich habe hart trainiert und fühle mich topfit. Es stand viel Sparring auf dem Plan“, so Rupprecht. Dass solche Trainingskämpfe kein Spaß sind, zeigte sich prompt. Einer Partnerin brach „Tiny Tina“, wie Rupprecht aufgrund ihrer Körpergröße genannt wird, die Nase. „Das passiert eben beim Boxen. Es ist normal, dass etwas bricht oder platzt“, so Alexander Haan.
Tina Rupprecht kann sich damit nicht lange beschäftigen. „Jetzt arbeiten wir gerade am Feinschliff. In der kommenden Woche steht die Regeneration im Vordergrund, denn ich will ja beim Boxabend Vollgas geben“, sagt die 26-Jährige, die für ihre Karriere aktuell ihr Lehramtsstudium ruhen lässt. Anstatt ins Referendariat geht es für die Augsburgerin in den Ring.
Dass sie erneut in Kühbach antreten darf, ist für sie ein Vorteil. „Es ist toll, einen Heimkampf zu haben. Das Publikum wird mich sicher wieder nach vorne peitschen. Das war schon beim ersten Kampf hier super.“2017 waren etwa 1000 Besucher zum ausverkauften Boxabend gekommen. Diesmal passen deutlich mehr Zuschauer in die Halle. Promoter Alexander Petkovic erklärt: „Es gibt diesmal weniger VIP-Tische und wir haben einfach mehr Platz. Insgesamt bringen wir 1600 Zuschauer unter. Darunter ungefähr 1200 Sitzplätze.“
Trotz des Heimspiels ist für Tina Rupprecht auch eine gute Portion Ungewissheit dabei. Denn über die Gegnerin ist nur wenig bekannt. „Wir haben kein Videomaterial bekommen. Wir haben das Internet durchforstet, aber nichts gefunden“, so Trainer Alexander Haan. „Wir werden aber auf alles vorbereitet sein.“
Der Boxabend beginnt um 18 Uhr, Tina Rupprecht wird gegen 23 Uhr in den Ring steigen. Dabei gibt es eine Weltpremiere. Alexander Petkovic erklärt: „Erstmals wird bei einem Kampf auf Virtual Reality (VR) gesetzt. Der Fernsehzuschauer kann den Kampf entweder aus der Perspektive der Boxer oder des Ringrichters betrachten mithilfe einer entsprechenden Brille. Gleiches gilt für den Einmarsch von Tina.“
Die Fans werden den Kampf aber vor Ort verfolgen. Bis dahin ist noch rund eine Woche Zeit, in der Tina Rupprecht aber nicht zu viele Weißwürste essen darf, denn am Freitag steht das obligatorische Wiegen an. Dann darf die Waage nicht mehr als 47,6 Kilogramm anzeigen. Darüber muss man sich bei der Augsburgerin aber keine Sorgen machen. Schließlich greift sie lieber zum Gemüse.